gesessenen Bel-Rhet, ist Hadj Ahmed Ueled ben Muchtar, der
wohlbekannte Kaufmann in Inssäla. Beinahe alles Geld, womit
sie handeln, gehört den Bewohnern von Ghadämes, und
ihr Gewinn erlaubt ihnen eben nur, sich gut zu nähren und
zu kleiden, was sie allerdings sehr lieben. Es ist eine be-
merkenswerthe Thatsaohe, dass die Kel-owl bis in neuere
Zeit den Markt von Tauät in .grösser Zahl besuchten und
von den Märkten in Rhät und Mursuk ganz ausgeschlossen
waren, während ihnen im Gegentheil jetzt die letzteren geöffnet
sind, der erstere aber geschlossen worden ist. Als ein
ganz isolirtes Beispiel steht es da, dass Hadj Beschir, der
reiche Mann aus I-feruän, der schon oben mehrfach erwähnt
worden ist, im vorhergehenden Jahre durch seine vielfachen
Verbindungen in den Stand gesetzt wurde, Tauät zu besuchen.
Mehrere der Tauäter, und unter ihnen Abd el Kader selbst,
waren eben im Begriff, nach ihrem Heimathland zurückzu-
kehren, und erkundigten sich sehr angelegentlich nach der
Zeit, welche die Karawane der Sakomären, die nach Tintel-
lust gekommen war, zu ihrer Rückreise bestimmt hätte, da
sie, die Tauäter, in ihrer Gesellschaft zu gehn wünschten.
Denn zwischen beiden walten die innigsten Verhältnisse ob,
wenn sie auch bisweilen durch Feindseligkeiten getrübt
werden. 'Abd el Kader selbst indess sollte seinen Geburtsort
Timlmun nicht wieder sehn; denn ehe er die Rückreise
antreten konnte, fiel er einer Krankheit zum Opfer.
Unter den Tauätem war noch ein Mann von mittleren
Jahren, Namens 'Abd-Allah. Mit diesem wurde ich nachmals
sehr vertraut und erhielt von ihm viel Belehrung, da
er nicht weniger als sechsmal in Agades und fünfmal in
Timbuktu gewesen und desshalb mit demjenigen Theil dieses
Kontinents, welcher zwischen Tauät, Timbuktu und Agades
liegt, sehr bekannt, auch seiner geringen Mittel wegen leichter
zufriedenzustellen war. Das Interessanteste, was ich heute
von diesem gereisten Kaufherrn lernte, war die Identität der
Emgedesi-Spraehe mit derjenigen von Timbuktu. Von diesem
überaus merkwürdigen Verhältniss hatte ich vorher keine
Kenntniss gehabt, da ich die Haussa-Sprache, als die Verkehrs
und Geschäftssprache der ganzen Asbenauischen
Landschaft, auch für die ursprünglich in Agades heimische
hielt. Über diese höchst bemerkenswerthe Thatsache aber
werde ich später mehr zu sagen haben.
Als meine neuen Tauäter Freunde eben im Begriffe standen,
mich zu verlassen, kam Amagei oder Maggi, wie er gewöhnlich
genannt wird, der Hauptdiener des . Sultans, ein
Eunuch, und ich wurde von meinen Kel-owl-Gefährten aufgefordert,
mich bereit zu machen, dem Sultan einen Besuch
abzustätten. Sie selbst hatten sich schon längst in höchsten
Putz gesetzt. Ich warf also meinen weissen Heläli-Bemus
über meine schwarze Tobe, zog meine, reich mit Seide gestickten
Ghadämsi-Schuhe an, die meinen höchsten Schmuck
und den Gegenstand des Neides aller meiner Freunde ausmachten,
und nahm Briefe und Vertrag mit mir. Im Fortgehn
erbat ich mir meines Dieners Mohammed Hülfe, um mit seinem
Beistand diesen Vertrag unterzeichnet zu bekommen;
aber mit seiner gewöhnlichen Unverschämtheit verweigerte er
e s , sich auf so etwas einzulassen. Er betrachtete es schon
als besondere Gunst von seiner Seite, überhaupt mit mir zu
gehn. -A" So ist der Europäer in diesen Ländern gestellt. .,
Da es noch ziemlich früh am Morgen war, so waren der
Marktplatz und alle Strassen, welche wir von Ost: nach West
durchzogen, noch menschenleer, und daher war der Gesammt-
eindruck, den das Ganze auf mich machte, um so mehr der
einer verödeten Stadt -d e in e s Glanzpunktes vorübergegangener
Zeiten. Selbst im wichtigsten Stadttheile, dem Mittelpunkte
der ganzen Stadt, lagen die meisten Wohnhäuser in
Ruinen, und Alles schien hier todt und still. Fleisch allerdings
war zum Verkaufe ausgelegt; auch ein Rind war an
einen Pfahl gebunden. Lauernd und bereit,, sich auf jeden