das Auge von einem üppigen Dickicht verschiedener Gattungen
Bäume begrüsst. Es gibt auch ein Dorf Namens Unän,
das etwas weiter aufwärts an dem Bande des Hauptthaies
liegt; auch Brunnen sind an mehreren Stellen vorhanden.
Das Thal war aber nicht allein mit Pflanzenwuchs geschmückt,
dem reichsten, welchem wir noch auf dieser Strasse
begegnet waren — ich schliesse die Thäler auf dem Wege
nach Agades aus — , sondern es war auch durch Menschen
belebt Nachdem wir einem Paar Ighdalen begegnet waren,
die ich schon in Agades gesehn hatte, kamen wir an einem
grossen Trupp Ekädmauen vorüber, welche gerade ihre Ka-
meele, Rinder und Ziegen an einem der Brunnen tränkten.
Wir sahen hier auch die ersten Steinhäuser, welche diesen
Gau, zu welchem das Thal Unän gleichsam die Eintrittshalle
bildet, eigenthümlich auszeichnen. — An seiner Westseite
läuft das Thal in eine unregelmässige Ebene aus, und dort
war eine Abtheilung der Salzkarawane gelagert.
Das Thal gewann aber noch an Schönheit, nachdem wir
am Nachmittag einen niedrigen weissen Kegel zu unserer
Linken gelassen hatten; hier machte es mit seiner reichen
Vegetation, und von zahlreichen Ziegenheerden belebt, einen
überaus erheiternden Eindruck. Auch die Reste von Steinhäusern
wurden hier zahlreicher, und weiterhin passirten
wir ein ganzes aus solchen Häusern bestehendes Dorf. Man
versicherte mich bestimmt, dass es in früheren Zeiten eine
der hauptsächlichsten Wohnstätten der Kel-ger6ss gebildet
habe, die damals Herren des ganzen Gebietes bis an die
Strasse nach Agades gewesen seien. Das ganze Thal bildete
einen dichten Wald von Dümpalmen; Steinhäuser oder deren
Überreste waren überall auf dem höheren Boden verstreut.
Gegen 3 Uhr Nachmittags verliessen wir es für etwa eine
Stunde, indem wir eine felsige Fläche mit einer niedrigen
Basalterhebung, die sich zu unserer Rechten hinzog, überschritten.
Nach dieser kurzen Unterbrechung stiegen wir
wieder in das Dumthal hinab, das sich auf derselben Seite
in einer Bogenwindung hingeschlängelt hatte, und lagerten
um 4% Uhr Nachmittags unter sehr wild-kräftigem Pflanzenwuchs.
Ein mächtiger Regenstrom, der gelegentlich seine
Fluthen in dem Rinnsal hinrollt und an den Stämmen der
Baggarua, einer Art Akazien, welche seinen Rand umsänmen,
unverkennbare Spuren davon zurückgelassen hat, zu welcher
Bedeutung er mitunter gelangen könne, verleiht dieser Fülle
von Vegetation das Leben. Der Thalboden zur Seite des
Strombettes war dicht mit wilden Melonen bewachsen.
Obwohl hier kein Brunnen ist, sollten wir doch, um den
Kameelen eine gute Gelegenheit zum Weiden zu geben, die
beiden nächstfolgenden Tage daselbst verweilen. Weiter unterhalb
im Thale ist ein Brunnen Namens Tanis-n-Tänode*),
aber die Entfernung ist ansehnlich. Das Thal selbst zieht
sich südwärts oder vielmehr südwestwärts hin; nach Einigen
soll es in’s Erhäsar-n-Bargöt einmünden, aber dies ist kaum
möglich.
Zahlreiche Schwärme wilder Tauben, die Wasser suchten,
flogen am folgenden Morgen über unsere Häupter hin. Die
Einförmigkeit des Tages ward durch die Ankunft Hamma’s,
der in Afa-ssäs gewesen war, unterbrochen; auch Astafidet,
der junge Titularhäuptling der Kel-owl, welcher in A-ssödi
wohnt, steRte sich hier ein. In dem Gefolge des Letzteren
war ein sehr verständiger und gesprächiger Mann Namens
el Hassär, von dem mir eine Menge interessanter Nachrichten
zukamen. — Die Höhen hier umher sind alle von basaltischer
Formation.
[Dienstag, 2 4 *ten Dezember.] Wir zogen wiederum ein
wenig weiter in dem reichen Thale, das mich an einigen
*) Das Wort „tan”, „tane” , haben wir schon in mehrfachen Zusammensetzungen
gehabt, wie z. B. in den Namen Täne-ssöf, TSne-gat. — „ode” bedeutet,
wie ich schon mehrmals angegeben habe, „Thal” .