ber bei Timbuktu nennen sie „das Löwengift”. Hier, wie auch
in anderen Landschaften Central-Afrika’s, liefert diese Pflanze
vorzugsweise das Mittel, die Pfeile zu vergiften. Die häufigsten
Pflanzen hier waren: der „drsa”, eine Lorbeerart, und der schon
erwähnte „dllu” ; weiterhin zeigten sich Schlingpflanzen, aber
nicht in sehr üppigem Wachsthum. Alles jedoch zeigte zur
Genüge, dass die Gegend sehr fruchtbar ist, und sie wurde
noch freundlicher, als kurz vor Mittag zu beiden Seiten niedrige
Hügelketten das Land umsäumten. Unmittelbar zu unserer
Linken lag eine andere zeitweilige Niederlassung, aus
den eigenthümlichen Wohnungen bestehend, bei denen eine
Fellbedachung und Seitenwände aus Mattenwerk die Haupt-
bestandtheile bilden; sie waren weniger ärmlich, als die der
ähnlichen Lagerstätte bei In-assämet. Die Niederlassung war
von zahlreichem Rindvieh und selbst von Schaafheerden belebt,
während wir bisher fast keine Schaafzucht gesehn hatten. Die
Schaafe haben Haare anstatt der Wolle und Fettschwänze;
wolltragende Schaafe besitzen, wie es scheint, nur die Son-
rhay und die westlichen Tuareg. Das Lager war an eine
prachtvolle Gruppe höchst üppiger Bäume angelehnt. Aber
noch erfreulicher war der Anblick eines kleinen See’s oder
Wasserbeckens von ansehnlicher Ausdehnung, rings umher
mit den dichtesten Gruppen üppiger Akazien von der hier
Baggarua genannten Gattung umsäumt, welche ein überaus
schönes Laubdach bildeten. Dieser See heisst Gümrek; sein
Ufer war voll Rindvieh, das während der warmen Tagesstunden
hierher kam, um sich im Schatten zu kühlen.
Während wir in dieser uns überaus reizend erscheinenden
Gegend dahinzogen, sammelte sich eine beträchtliche Anzahl
zu Pferde berittener Männer rings um uns und fing an, uns
etwas zu belästigen, aber nicht eben in unerträglicher Weise.
Ich fand sie in der That weit angenehmer in ihrer derberen,
kriegerischen Erscheinung, als ihre civilisirteren, aber auch
mehr entarteten Brüder von gestern. Wir lagerten um 2 |
Uhr Nachmittags am Rande eines trockenen Wasserbettes
mit weissem, sandigem Boden, wie wir einen solchen lange
Zeit nicht gesehn hatten; denn die ganz flache Ebene kann
selbst der kleinsten Bildung eines Wasserlaufes keine Gelegenheit
gewähren. Hier machten wir indess Bekanntschaft
mit einer neuen Pflanze und neuen Plage, nämlich mit
dem „aidö”, einer Graminee mit stacheliger Samenkapsel,
von schwarzer Farbe, grösser und mit stärkeren Stacheln
als die Karengia, aber gefährlicher für den nackten Fuss
als für die Kleider, da die Stacheln weniger dicht stehn;
ich glaube, dass sie mit der in den Nilländern „tärba”
genannten Plage identisch ist. -— Hier vereinigte sich mit
uns eine andere Abtheilung des Ani, welche Mohammed
Annür führte.
[Montag, 6t«n Januar^\ Wir fühlten uns diesen Morgen eini-
germassen von dem Zustand des Wetters überrascht; der
Himmel war mit dicken Wolken bedeckt, und selbst ein
leichter Regen fiel, während die Karawane geladen wurde.
Wir waren für das Salz besorgt, aber der Regen hörte bald
auf. Im Verlaufe meiner Reisen, hauptsächlich aber während
meines Aufenthaltes in Timbuktu und der angrenzenden
Wüste hatte ich häufiger Gelegenheit, diese kleinen gelegentlichen
Regenfälle im Innern zu beobachten, und ich
werde das Wenige, was ich darüber beizubringen habe, bei
der Beschreibung meines Aufenthaltes in jener Stadt mittheilen.
Wenig mehr als 1 Meile hinter unserem Lagerplatze nahm
die Landschaft einen sehr veränderten Charakter an. Wir
stiegen in einem Hügellande von sehr bemerkenswerthem
Charakter aufwärts. Die Gipfel der Hügel waren kahl und
theils von schwarzem, theils von graulichem, unheimlichem
Aussehn, während die Einsenkungen mit Unterholz bekleidet
waren. Hier fingen unsere Gefährten an, Vorrath von Holz
für die baumlose Korngegend Damerghü’s einzusammeln, ob