wurden. Nach 3jj Meilen Wegs ward der Boden eine Strecke
lang felsiger und mehr zerrissen, mit dünnschieferigem Gneiss,
machte jedoch hald einer sandigen Ebene Platz. Der Himmel
war dick mit Wolken überzogen und am Nachmittag
brach ¡ein heftiger Wind los, welchem um 2 Uhr schwerer
Regen mit vereinzeltem fernen Donner folgte. Die Atmosphäre
war dabei ausserordentlich drückend und einschläfernd.
Dieses natürliche Anzeichen jedoch, dass wir in die tropische
Region eingetreten seien, war gerade in Bezug auf die Örtlichkeit
sehr interessant. Um 3 Uhr nämlich erreichten wir
die Marärraba *), „die Hälfte” (nämlich des Weges von Rhät
nach Air), eine Stätte, welche die Eingeborenen mit einer
Art religiöser Scheu betrachten und nicht versäumen, auch
ihren Stein, zum Theil milchweisse Quarzkiesel, den mächtigen
Granitblöcken beizufügen, welche den Platz bezeichnen.
Zu unserer Linken hatten wir indess einen sehr unregelmässigen
felsigen Grund, von welchem einige Erhebungen zu
grösserer Höhe aufstiegen; vor uns dagegen erhob sich ein
sehr auffälliger Granitkamm, der bald anstieg, bald sich einsenkte,
und dessen Abhang bis zum Gipfel ganz in Sandmassen
eingehüllt war. Dieser Felsrücken, der Gifenguetängh
heisst, hat grosse Ähnlichkeit mit einer künstlichen Mauer,
gleichsam aufgeführt, um die, trockene Wüste von der be-
giinstigteren Gegend der Tropen abzuschliessen.
Diese Grenzmauer der Wüstendämonen überschritten wir
weiterhin in einer Einsenkung oder Sattelung derselben und
betraten so die Sanddünen. Hier liefen die Sklaven unserer
Reisegefährten mit grösser Rührigkeit umher, um die wenigen
Büschel von Gramineen, welche einzeln am Abhange der Dünen
wuchsen, zu einem Mundvoll Futter für die armen abgematteten
Thiere zu sammeln. Um 4 Uhr hörten die Sand*)
„Mararraba” ist ein Haussa-Wort, von „raba”, tbeilen. Ich werde im Verlaufe
meines Berichtes mehrere so bezeichnete Örtlichkeiten anzuführen haben.
dünen auf und wir betraten eine breite kiesige Ebene, auf
der wir nach ferneren 6 Meilen lagerten.
Das heutige Lager war nicht eben ein ruhiges, und Keinem,
der Charakter und Sinnesäusserungen der Leute gebührend
beobachtete, konnten die ernsten Anzeichen entgehen,
dass sich ein Sturm über unseren Häuptern ansammle. Mohammed
Boro, der schon so oft seinen Gefühlen der Rache
wegen der Vernachlässigung, mit welcher er behandelt worden
war, Luft gemacht hatte, war Feuer und Flamme, und
indem er das ganze Lager in Aufregung brachte, sammelte
er alle freien Leute zu einer Berathung; denn er hatte, wie
er sagte, die Botschaft erhalten, dass eine grosse Anzahl Ho-
gär nach Asm kommen würde. Wann und wie er diese
Nachricht erhalten, kann ich nicht sagen, vermuthe aber, dass
sie ihm schon lange bekannt war und er nur sein Geheimniss
erst hier enthüllte. Während ich auf das Gerücht von Ssidi
Djäfel’s Expedition nur wenig Gewicht gelegt, wurden nun,
als ich den aufgeregten Zustand, in welchem sich Boro befand,
bemerkte, meine Befürchtungen rege; denn ich kannte
die Beweggründe seiner Handlungsweise.
[Freitag, lßten August.] Zu früher Stunde brachen wir auf.
Kiesiger und felsiger, mit Kieseln bestreuter Boden wechselten
mit einander ab. Granit, in vielen Blöcken anstehend,
die sich oft nach oben schirmartig ausbreiteten, war die
Hauptformation, bis wir nach 13 Meilen Weges den schmalen
sandigen Sporn einer bedeutenden Erhebung, die sich zur
Linken näherte, passirten, wo eine feine Art weissen Marmors
sichtbar ward. Danach betraten wir ein rauhes Terrain von
besonders ödem Aussehn, Namens Ibellakangh, und überstiegen
emen unseren Weg quer durchsetzenden kleinen Gneiss-
kamm, der mit Kies bedeckt war.
Hier trennte sich zu unserem grossen Bedauern die Karawane,
während eben im Osten ein Gewitter aufzog. Die
Tinylkum nämlich zogen ostwärts, um sich, wie man uns
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