wir kurz vor Mittag am nordöstlichen Fusse einer sehr ausgezeichneten,
zuckerhutähnlichen Kuppe Namens Teleschera,
welche meine Aufmerksamkeit schon länger auf sich gezogen
hatte und' mich unwiderstehlich zum Ersteigen einlud.' -
Wir hatten uns daher kaum gelagert, als ich mich zu
Fusse aufmachte, um diesen hohen Berg zu besteigen; denn er
versprach mir einen Blick über die östliche Seite der malerischen
Bergmasse des Eghelläl und überhaupt einen weiten
Überblick über das ganze Land. Die Besteigung erwies sich
aber als eine überaus mühsame, namentlich da ich meine Kraft
während unseres langen Aufenthalts in diesem Lande so wenig
geübt hatte und vom Klima, vor Allem aber von upsörer
schlechten Kost bedeutend geschwächt war. Die Flanken des
steilen Kegels selbst, die ich erreichte, nachdem ich die aus
Sandstein bestehenden Yorhügei erstiegen, waren höchst abschüssig
und jäh und mit losem Gestein bedeckt, das mir
unter den Füssen wegrollte und mich häufig eine weite Strecke
wieder mit sich hinabzog, so dass ich die eben höchst mühsam
erklommene Strecke nochmals zu ersteigen hatte. Der
höchste Gipfel bestand aus perpendikulären, viereckigen und
fast regelmässig gebildeten trachytischen Säulen , etwa von
2 \ Fuss Durchmesser; sie waren von grösster Regel-
mässigkeit, wie von Menschenhänden gearbeitet, einige bis
zu hundert Fuss Höhe, andere dagegen in höherer oder
geringerer Erhebung abgebrochen. Ich klomm an diesen hinan
und erreichte nach einer und einer halben Stundei-höchst
energischer Arbeit und gänzlich erschöpft die höchste Spitze
des Kegels; sie ist mindestens 1600 Fuss über der Thalsohle.
Die Aussicht war sehr eigentümlich, aber die Atmosphäre
war höchst unrein geworden und beschränkte den Blick
auf eine viel grössere Nähe, als es sonst dör Fall gewesen sein
würde. Ich nahm mehrere Winkel, die westliche Flanke des
Eghelläl aber, über die ich besonders begierig war einen
Überblick zu gewinnen, war durch andere Höhen verdeckt.
Hinter dem Zweigthale, welches diesen vereinzelten Kegel
an seiner Südseite umgibt, ist ein, niedrigerer Berg, der sich
zu grösserer Länge erstreckt und vom Boden mit einer
gänzlich abschüssigen Wand steil aufsteigt. Hierher wandte
sich Herr Overweg und fand, dass er ebenfalls aus Trachyt
bestand, mit Krystallen von glasigem Feldspath und zwischen
den Trachytsäulen andere aus einem schwarzen, feinkörnigen
Gestein in dünnen Platten, das er für Basalt hielt. Als ich
meinen Zweck erreicht und mich; einigermassen erholt hatte,
fing ich an, abwärts zu steigen, fand dies aber fast beschwerlicher,
als hinauf zu klimmen; meine Fussbekleidung ward
dabei von dem scharfen Gestein gänzlich zerrissen, und da
das Geröile und die einzelnen Blöcke unter meinen Füssen
wichen, so fiel ich wiederholt. Ich war vollkommen erschöpft,
als ich im Zelte ankam, doch erholteich mich schnell wieder
durch eine Tasse starken Kaffee’s, bin aber auf dieser ganzen
Beise nachher nie wieder im Stande gewesen, auch nur
eine mittlere Berghöhe zu ersteigen, wovon ich mich in Uba
sowohl als bei Wasa überzeugte.
{Freitag, 1 3 Dezember^ Zu später Stunde brachen wir
auf und setzten unseren Weg durch die Berggegend, im
Ganzen ansteigend, fort. Ein kalter Wind machte unseren
alten Freund, den Häuptling, frösteln, und mit neidischen
Blicken betrachtete er meinen dicken, schwarzen Bernus,
•obwohl-,,er Bernuse genug von uns bekommen hatte, nicht
nur um sich gegen jede Kälte, sondern auch vor jedem neidischen
Gefühle gegen das Wenige, das uns blieb, zu bewahren.
Weiterhin war der Granit, der im Thalboden stets mit
dem Sandstein abwechselte, an mehreren Stellen gänzlich
verwittert und zu Mehl geworden. Die Passage verengte
sich hier etwa eine Stunde lang, worauf wir einen Blick über
eine-- lange Erhebungskette (oder vielmehr den Abfall eines
Plateau’s), die sich vor uns ausdehnte, gewannen; vor ihr