teil dann von der Höhe des Plateau’s einen Überblick über
den Gebirgsrücken, der sich nach ArikTm hinerstreckt, und
dessen Übergang noch schwieriger sein soll. Nach mehrfachem
Hinauf- und Hinabsteigen erreichten wir ein ziemlich
regelmässig gebildetes Thal, dessen Windungen wir folgten,
bis wir um Mittag nochmals die felsige Ebene betraten.
Hier brachte uns Amaukei, der vielgereiste und gewandte
Busu oder Mulatte von Tessaua, einen köstlichen Trunk kühlen
Wassers, das er in einer Felsenhöhlung gefunden hatte.
Unser Weg schlängelte sich hier auf dem rauhen, felsigen
Hochlande in so bemerkenswerthen Zickzackwindungen entlang,
dass, ich meinen Kompass nicht eine Minute aus der
Hand legen konnte. Die Oberfläche des wimderbar zerrissenen
und zerklüfteten Sandsteines nahm überall die Gestalt
von Keilern an, und Herr Overweg verglich sehr passend
das wilde Bild vor unseren Blicken mit einem Felsenwald.
Zuweilen bildete eine enge Kluft zwischen wunderbar
terrassenförmig abgestuften Felsmassen unseren Weg.
Ich zeichnete in mein Memorandumbuch die vorstehende
Skizze.
Endlich ward der Weg freier, und wir lagerten etwa um
gi_ XJhr in einer kleinen Schlucht, in der hier und da etwas
Gras wuchs.
Hier hatten wir den höchsten Punkt der Wüste erreicht,
und dies war der höchste Pass, den wir auf unseren Reisen in
Afrika je durchzogen. Er hatte entschieden eine durchschnittliche
Höhe von nicht weniger als 4000 Fuss über dem Meere,
und das war offenbar die niedrigste und desshalb zum Verkehr
gewählte Partie des Gebirges, das an vielen Stellen zu
weit grösserer Höhe ansteigt. — Es war die eigenthümlich
rauhe, borstenartig aufsteigende Natur dieses Felskammes,
die unsere Aussicht so vollständig beschränkte, dass wir gar
keinen Gesammtüberblick erhielten.
Dieser Landstrich würde gewiss, wäre er nicht gerade
der wildeste und rauheste Theil der Wüste, wo der Pflanzenwuchs
auf wenige enge Klüfte und Thäler beschränkt ist,
eine der gesundesten und angenehmsten Wohnstätten dem
Menschen darbieten. Aber unfruchtbar und öde, wie er ist,
vermag er nur wenige nomadische Umzügler zu ernähren,
und selbst diese bleiben zur Erlangung der höheren Lebensbedürfnisse
von anderen, glücklicher gelegenen Gegenden abhängig.
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Ich bin überzeugt, dass dies der berühmte Berg Tän-
tana*) ist, dessen die Arabischen Geographen als der eigentlichen
Wohnstätte der Asgar Erwähnung thun**), obgleich
sie ihn anstatt im Südwesten im Süden von Fesän ansetzen.
Gegenwärtig hat er, so viel ich weiss, keinen Gesammtnamen,
er mag jedoch leicht einen solchen haben, und vielleicht wird
der Name „Akeru”, den ich oben erwähnte, zuweilen auf die
*) ¿oJLlL.
**) Siehe oben S. 249.