Volksstammes beigelegten eigentbümlicben Charakter *) erklärt
wird. Hermes, der nicht allein auf den Egyptischen
Denkmälern, sondern auch auf Tyrischen Münzen mit dem
Kopfe des Ibis dargestellt is t , wird ausdrücklich als Nebenbuhler
Apollo’s in Bezug auf die Mutter des Garamas erwähnt
**) und gar oft von den alten Dichtem als mit
Apollo um den Besitz der Heerden kämpfend dargestellt. In
der That kann ihr Verhältniss zu dem Rind in ihrer Mitte,
dessen Geschlecht nicht klar zu ersehn ist, in verschiedener
Weise erklärt werden, da es nicht immöglich ist, dass es die
Libysche Gottheit Urania unter dem Bilde einer Kuh darstellt.
Verschiedene Punkte, die ich eben berührt, erhalten ihre
Bestätigung durch eine andere Skulptur an diesem Platze, zu
deren Beschreibung ich nun übergehe.
Sie findet sich an einem grossen Block, der jetzt, nachdem
das westliche Ende abgebrochen ist, ungefähr 12 Fuss Länge
und 5 Fuss Höhe hat und dessen Fläche noch ganz glatt ist,
da sie einigermassen von einem oben überstehenden Block
geschützt war. Trotzdem hat jedoch die auf der Oberfläche
befindliche Darstellung beträchtlich vom Wetter gelitten. Die
Skulptur nun beansprucht, wenn auch ihr Gegenstand von ge*)
Herodot. 1. IV. c. 183. Athenaeus, 1. Y. c. 64. p. 222 E.
**) Scholium in Luccmi Pha/rsal. IV. v. 334.
ringerer Mannichfaltigkeit ist, doch bedeutendes Interesse, da
sie Zeugniss von ganz anderen Lebensverhältnissen gibt, als
wir gegenwärtig in diesen Ländern gewahren. Sie stellt eine
dichte Gruppe Rinder in den verschiedensten Stellungen, aber
alle nach der rechten Seite hin sich bewegend dar. Hier
auf dem abgebrochenen Ende war höchst wahrscheinlich der
Teich oder Brunnen, wo die Thiere getränkt werden soRten,
angedeutet. Einige der Rinder sind in der That bewunderungswürdig
gearbeitet, mit einer Genauigkeit, welche der
Vermuthung Raum gibt, der Künstler habe die Gegenstände
seiner Arbeit vor Augen gehabt. Meine Skizze kann nur eine
sehr schwache Idee von der wahrhaft schönen, lebensvollen
Gruppe geben. Der einzige Mangel, welcher schon oben erwähnt
worden, ist an den Beinen ; die Hufe sind auch hier
aus irgend einem Grunde vernachlässigt worden.
Dieses Bild, namentlich wenn wir in Betracht ziehen, dass
die Scene hier bei einem Wasserplatee an der grossen Strasse
nach dem Inneren dieses Erdtheiles dargestellt ist, begründet
die Annahme, dass Rindvieh zu jener Zeit in diesen Gegenden
nicht nur gewöhnlich gewesen, sondern sogar ausschliesslich
anstatt des Kameeles als Lastthier benutzt worden*
sei. Das Kameel nämlich, diesen gegenwärtig aReinigen
und unentbehrHchen Vermittler zwischen weit auseinanderliegenden,
von nackten Wüsteneien getrennten Rast- und
Wohnplätzen des Menschen, sucht man auf den Skulpturen
vergebRch, und nicht aRein hier, sondern selbst unter den
Kritzeleien, welche zu viel späterer Zeit an den umgebenden
Blöcken gemacht sind und Büffel, Strausse und andere Arten
Vögel darsteRen, ist der aRtägfiche Begleiter des Nord-
Afrikanischen Nomaden der gegenwärtigen Zeit nicht zu sehn.
Übrigens ist es eine wohlbekannte Thatsache, dass es jetzt
nach mehreren nnumstössRchen Beweisen zur Gewissheit geworden,
dass das Kameel selbst in Nord-Afrika erst zu späterer
Zeit eingeführt ward, doch aber in den östRehen Ge