eignet, als auch in den Augen der Einwohner anständiger
ist, als die Kleidung der Europäer.
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Einige Handlungen des täglichen Lebens der Europäer
sind in den Augen des Mohammedaners so an-
stössig, dass es von einem vereinzelten machtlosen
Reisenden, der nach Erfolg in einem nicht Unedlen
Unternehmen strebt, unverständig sein würde, wenn
er sich nicht in dieser Beziehung dem Anstandsgefühle
des Letzteren anbequemen wollte; denn wenn
er es nicht thäte, würde er sich der Gefahr aussetzen,
von einem Fanatiker auf der Stelle getödtet zu werden,
ohne auch nur die Zeit zu haben, mit ihm
zu rechten. Auf der ändern Seite sind einige Gebräuche
der Moslemin so voll von wahrer Gottesfurcht,
dass ich glaube, ein christlicher Reisender
mag sich ihnen wohl anbequemen, ohne im Geringsten
dadurch seinen christlichen Charakter zu beeinträchtigen.
Was ich hiermit meine, bezieht sich nicht allein
auf religiöse Phrasen, wie „ bism' illah , „im Namen
Gottes”, oder vel hamdu lillah”, „gelobt sei Gott”, sondern
ganz vorzüglich auf die „ Seddegah oder das Spenden
von Almosen. Ich bekenne offenherzig, dass in
der That ein grösser Theil der mir von den Eingeborenen
gezollten Anhänglichkeit den ansehnlichen Almosen
zuzuschreiben ist, die ich, sobald ich mich im
Besitze ausreichender Mittel fühlte, zu spenden für
gut hielt.
Durch solche Mittel, die hoffentlich kein wahrhaft
religiöser und verständiger Mann missbilligen wird,
den Erregungen eines, wenn auch keineswegs abergläubischen,
doch gottergebenen Gemüthes entsprechend
, gewann ich mir die Achtung der Eingeborenen
, und sie nahmen ein so lebendiges Interesse an
meiner Wohlfahrt, dass, selbst wenn ich sterbenskrank
damiederlag, sie zu sägen pflegten: „'Abd-el-
Kerirn *) soll nicht sterben”.
Ich will nur noch bemerken, dass ich absichtlich
meinen vorbereitenden Ausflug durch die Gebirgslandschaft
um Tripoli ausführlich beschrieben habe.
Denn obgleich dies nicht ein ganz neues Land ist, so
wird doch ein Jeder sich sogleich überzeugen, wie wenig
diese Gegend vorher gekannt war und welche
Mannichfaltigkeit der Formen sie darbietet, während
zugleich zu einer Zeit, wo das ganze Türkische Reich
einer Umwälzung unterliegt, es wohl der Mühewerth
scheint, auch den Zustand dieser Gegenden klarer und
anschaulicher dem Publikum vorzulegen, als das bisher
geschehen.
In Bezug auf die Schreibweise der Fremdnamen
habe ich in diesem allgemeinen. Reisewerke keine gelehrte
Spitzfindigkeit angewandt. Ich sah bald, dass
*) rAbd-el-Kerim (Diener des Gnädigen) war der Name, den ich gleich vom
Anfang meiner Reise annahm, um mich den Eingeborenen ein wenig anzunähern.