XIII. Kapitel.
dem Spiel ward bald ein Ende gemacht. Das schnelle Ka-
rneel ist ausgezeichnet zum Trahen, aber es passt durchaus
nicht zum Galop und seine Bewegungen sind fast ebenso
ungelenk wie die der Giraffe.
Nachdem wir eine Zeit lang aufwärts gestiegen waren und
eine Höhe erreichten, wo zu unserer Rechten Beträchtliche
Bergmassen emporstarrten, trennten sich einige unserer alten
Reisegefährten von Rhät von uns, um sich nach dem Dorfe
Tüngadu zu wenden. Unter ihnen befand sich Akschi, ein
sehr bescheidener, ruhiger Mann, der von Allen der Einzige
war, welcher sich nie von mir auch nur .das Geringste
erbeten hatte, obwohl er mir manchmal Auskunft ertheilte,
und ich hätte weit mehr von ihm lernen können, wenn er
sich nicht zu sehr zurückgezogen hätte. Zum Glück traf ich
später mit ihm noch einmal zusammen.
Die Landschaft wurde hier sehr gebirgig und der Anstieg
steil, bis wir an ein Thal kamen, das Einige der Kel-owl
als den oberen Theil des Thaies von Tintellust bezeichneten,
wahrscheinlich aber irrigerweise. Nachdem wir den Höhenkamm
erreicht hatten, begannen wir hinunterzusteigen, erst allmählicher,
an kleineren Thalsenkungen entlang, nachher aber
abschüssiger, und gelangten so in eine tiefe Schlucht. Während
dessen ward in der Feme naeh Süd-West über den
niedrigeren Anhöhen eine beträchtlich hohe Erhebung sichtbar.
Allmählich erweiterte sich die Schlucht und begann
sich mit Krautwuchs zu bekleiden. Hier verliessen uns, zu
unserem grossen Bedauern, der kleine Annür, Didi,- Färredji
und mehrere Tinylkum, unter ihnen der intelligente und thä-
tige Ibrahim, um nach ihren verschiedenen Wohnplätzen
oder Bestimmungsorten zu gehn. Annür wandte sich nach
Aghuau, F ärredji nach Asaneres und Didi nach einem anderen
Dorfe. Gewiss wäre es Annür’s Pflicht gewesen, uns sicher
nach des Häuptlings Wohnung zu bringen, aber der kraftlose
Mann war genöthigt, auch unseren neuen Begleitern, mit
denen wir bis jetzt noch nicht hatten bekannt werden können,
zu erlauben, uns abzunehmen, was sie bekommen konnten,
wie er schon .die Fade-angh und Anisslimen hatte gewähren
lassen müssen. Indem er uns also die Versicherung gab,
dass, wir noch an demselben Abende Tintellust ohne die geringste
Mühseligkeit erreichen würden, verliess er uns und
schlug die Strasse ein, welche sich um die-hohe Bergkette,
die sich von Ost nach West vor uns ausdehnte, an der
östlichen Seite herumzog, während wir dieselbe an der westlichen
Seite umgingen.
Wir hielten uns jetzt in einigen kleineren Thälem entlang
und kamen um Mittag an einen ansehnlichen Teich von Regenwasser,
wo ich meinen durstigen Meheri tränkte. Beinahe
alle kleineren Thäler senken sich nach Westen zu. Sehr
gegen unseren Wunsch lagerten wir kurz nach 3 Uhr Nachmittags
in einer Erweiterung des Thaies Afis, in der Nähe
der südlichen Felswand, welche eine eigenthümlich zerrissene
Erscheinung bot. In geringer Entfernung war ein Brunnen.
Kaum waren wir gelagert, als eine unruhige und lästige
Scene sich entwickelte. Unsere Schutzwache nämlich wollte
befriedigt sein; und da die Leute uns noch nicht kannten,
machten sie hohe Forderungen. Es war indess mehr Aufregung
und Unruhe, als wirklicher Schaden dabei, und dieser
Schaden traf mich allein; denn die Hälfte des Inhalts eines meiner
Ballen ward von dem unruhigen Mohammed siegreich davongeschleppt
und ein Stück rothes Tuch auf die barbarischste
Weise in unzählige Fetzen zerschnitten; aber es war eben
nicht viel, worüber man sich zu beklagen gehabt hätte, und
es war erfreulich, zu sehn, wie Hamma, Annür’s Schwiegersohn,
der Anführer der Bedeckung, die grösste Energie entwickelte,
um das Gestohlene zurückzuerstatten.
[Mittwoch, 4*en September.] Dennoch waren wir froh, als
der Tag anbrach, aber er brachte sogleich.einen heftigen
Regen mit sich, der sich, schon gestern durch dicke Wolken