gen gewöhnlich ihr Blut rein erhalten und nicht mit den
Fesänem Heirathen eingehn.
Da es uns deutlich geworden war, dass wir wegen der Ankunft
der Häuptlinge der Asgar genöthigt sein würden, hier
einigen .Aufenthalt zu machen, so beschlossen wir, unser gros-
ses Zelt zeitig am anderen Morgen aufzuschlagen. Unterdessen
hatten die fremden Häuptlinge mit Mohammed e’ Ssfaksi
einen Streit, dessen Gegenstand, als auf die Geschichte und
den gegenwärtigen Zustand des Landes Bezug habend, ich
erwähnen will. Zur Zeit nämlich, als die nördlichen Imö-
sharh oder Tuaregs sich in dem Land rund um Rhät nieder-
Hessen, setzten sie eine Art von Tribut -^-„Gheräma” —
fest, welcher von den Kaufleuten, die ihr Gebiet passirten,
gefordert wurde, und womit sich diese vollständigen Frieden
und Schutz erkaufen sollten. Zur seihen Zeit hatten die
Mäsräta, eine Abtheilung des' mächtigen Berber-Stammes, wie
wir sehn werden, in Agades eine Kolonie gegründet, und in
Folge ihrer grossen Macht und kommerziellen Thätigkeit, wie
auch als Blutsverwandte der Tuaregs wurden sie als diesem
Tribut nicht verfällig behandelt. Die Bewohner von Tunis
dagegen, welche sich die Eifersucht und Feindschaft der mächtigen
Beherrscher der Wüste zugezogen zu haben scheinen,
wurden mit der höchsten persönlichen Abgabe belegt, nämlich
10 Spanischen Thalern auf den Kopf. Der Handelsgenosse
Gagliuffi’s nun war ein Eingeborener von Ssfakes; da er aber
lange in Masräta gelebt, bestand er darauf, ¡gleich den Bewohnern
dieses Platzes, frei vom Tribut zu sein. Unsere
Freunde liessen sich aber in ihrem Rechte nichts nehmen,
und er musste als Tunesier bezahlen. Nachdem sie dies kleine
Geschäft geordnet, kamen sie zu uns. Es waren Haiäta „inek
Chöden” , der Sohn Chöden’s, aus der Familie der Manghä-
ssatang, Utaeti, Schäfo’s ältester Sohn, ein jüngerer anderer
Sohn desselben und sieben Begleiter. Hatlta zeigte sich sogleich
als einen freundlichen alten Mann, mit Europäern wohlbekannt,
da er schon mit Captain Lyon Freundschaft geschlossen.
Utaeti dagegen benahm sich als strenger Targi und
zeigte uns weder sein Gesicht, noch sprach er ein Wort.
Hatlta äusserte den Wunsch,.dass wir nicht weiter gehn
möchten, ehe er seihst von Mursuk zurückgekommen sei, wo
er nur sehr kurze Zeit verweilen werde, und wir versprachen
ihm, Alles, was in unserer Macht stehe, zu thun, um die
Kameelführer hier zurückzuhalten, obgleich sie nicht viel Lust
zeigten, sich einem noch längeren Aufenthalt zu unterziehen.
In Folge dieser Umstände beschloss ich, nochmals nach
der Stadt zu gehn, um genaue Kenntniss davon zu erlangen,
welche Bedingungen zwischen den Parteien festgestellt
werden würden. Ich brach demnach um 5 Uhr Abends auf,
rastete, wenige Stunden nach .Mitternacht in Serghän und war
am Freitag Morgen . um 7 Uhr in Mursuk. Dort fand ich,
dass Herr Gagliuffi während des heissen Wetters, welches
wir gehabt, sehr unwohl gewesen war, doch fühlte er sich
jetzt glücklicherweise etwas besser.
Nachdem wir den ganzen Tag vergeblich auf Nachrichten
.von unseren Berber-Freunden gewartet, bestieg ich am Nachmittag
Gagliuffi’s Pferd, ein Geschenk des Herrschers von
Borno, und ritt aus, um ihnen in grösserer Entfernung zu
begegnen. Schon war die Sonne niedergegangen, als ich die
kleine, fremdartig aussehende Gesellschaft erblickte. Alle waren
höchlichst erstaunt, mich hier zu sehn, da sie mich in
Tessaua glaubten, fanden sich aber sehr geschmeichelt durch
die Aufmerksamkeit und blieben bis zum Thore mit mir zusammen
, wo sie .ihr Quartier in zwei besonders für sie aufgeschlagenen
Zelten nahmen.
Die Nachrichten, die sie mitbrachten, waren nicht erfreulicher
Art; aber während sich allerdings der Bericht von einer
grossen Expedition der Kel-owi gegen die Ueläd Slimän bewahrheitete,
fand wenigstens der andere, welcher späteren
wirklichen Begebenheiten Vorgriff, dass nämlich rAbd e’ Rah-
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