unverschämten Tunesischen Freigelassenen erleiden müssen.
Er hatte uns auf der ersten Hälfte unserer Reise mitunter
seine Ruchlosigkeit und Leichtfertigkeit durch Gewandtheit
und aufgeweckten Geist vergessen machen; aber jetzt, nach
unserem Aufenthalt in Agades, wo er, anstatt mir in meiner
schwierigen Stellung beizustehn, die Zeit nur in Ausgelassenheit
zugebracht hatte, wurde er vollständig ekelhaft und
unerträglich. Unglücklicherweise fanden wir keine Gelegenheit,
ihn zurückzusenden, und ich hielt es für’s Beste, ihn mit
mir nach Kanö zu nehmen, wo ich gewiss war, ihn los zu werden.
Auch unser Diener Ibrahim, obwohl bei weitem verständiger,
war durchaus nicht liebenswürdig und keineswegs unseres
Vertrauens in jeder Beziehung würdig. Das war um so mehr
zu bedauern, als sich seine früheren Reisen fast über ganz
Haussa, ja selbst bis Gondja erstreckten und er desshalb von
unberechenbarem Nutzen, hätte sein können. Ich hatte aber
glücklicherweise noch einen anderen Diener. Er war ein hagerer
junger Bursche -— freilich schon Familienvater — von
wenig einnehmendem Ausseren, ein halber Tebu, aber doch
der nützlichste aller Diener, die ich je hatte, der mir mit
grösser Treue zur Seite gestanden. Er war trotz seines jugendlichen
Alters schon weit umher gekommen, über die ganze
östliche Hälfte der Wüste, und hatte an mancherlei Abenteuern
der furchtbarsten Art Theil genommen; I dabei hatte
er ein starkes Ehrgefühl und war durchaus redlich. Dieser
junge Mensch, der mit kurzer Unterbrechung, als ich ihn nämlich
im Jahre 1851 mit des verstorbenen Herrn Richardson
Papieren und Sachen nach Mursuk sandte, mein Diener blieb,
bis ich im Sommer 1855 nach Fesän zurückkehrte, ist Mohammed
el Gatröni (Einwohner von Gatrön im südlichen Fesän),
den ich im Verlaufe meiner Reiseschicksale wiederholt zu erwähnen
haben werde.
Der Eifer, mit welchem ich meinen Bericht angefangen,
wurde schön belohnt; denn am 14ten kam der Ghadämser
Kaufmann Abubekr el Wachschi, ein Mann, den ich im
Laufe meiner Erzählung wiederholt zu erwähnen haben werde,
zu Annür. Er hatte sich über eine Räuberei zu beklagen,
die an einem Theile seiner Waaren in Tessaua verübt worden.
Ohne diesen Vorfall würde er nicht hergekommen sein, und
seine Leute, die er nach Ghadämes sendete, würden den Weg
über A'-ssödi genommen haben, ohne dass wir Kenntniss von
ihnen gehabt hätten. Hierdurch wurde mir die beste Gelegenheit
zu Theil, den ersten Abschnitt meines Berichtes abzusenden.
Der alte biedere Mann versicherte mich, dass
das Packet Ghadämes in zwei Monaten erreichen würde,
aber unglücklicherweise kam es an jenem Platze an, als der
Agent Herr Charles Dickson, an welchen es adressirt war,
sich in Tripoli auf hielt, so dass es mehrere Monate ganz
ruhig dort liegen blieb.
Dieser achtungswerthe Kaufmann war ein interessantes
Beispiel des Gefühls, mit dem die einheimischen Kaufleute
die Bestrebungen der Engländer in Bezug auf den Sklavenhandel
betrachten. Er hatte in früherer Zeit selbst mehrmals
Tunis und Tripoli besucht und durch die Abschaffung
des Sklavenhandels an dem ersteren dieser beiden Plätze bedeutende
Einbusse erlitten. Dennoch konnte er die Rechtmässigkeit
dieses Verfahrens und das edle Bestreben desselben
nicht läugnen, aber er liess seinen ganzen Ingrimm auf den
Umstand fallen, dass die Amerikaner nun auf dem Flusse
nach Nuffi kämen und dort Sklaven kauften, während doch
die Engländer als Herren der See dies verhüten könnten. Ich
werde später auf diesen Umstand zurückkommen. Merkwürdig
war es, dass der alte Mann diesen weiten, beschwerlichen
Weg von Tessaua nur der erwähnten Räuberei wegen gemacht
hatte, und zwar bloss in Gesellschaft von zwei Tuareg.
Im Laufe des 15ten d. M., während ich ruhig in meinem Zelte
sass, hörte ich plötzlich meinen Namen „Abd el Kernn” von
einer wohlbekannten Stimme rufen. Ich sah hinaus und zu