den Namen Hatita’s gegeben hatten, der gewöhnlich auf der
Reise einen solchen führte. Jeder von ihnen trug eine grosse
Trommel oder Timbali, mit welcher sie die Gäste einer
Hochzeit ergötzt hatten und nun nach einem anderen Platze
gingen, um auch da das Ihrige zur Belustigung der Leute
beizutragen. Kaum hatten wir diese Diener der Lustbarkeit
passirt, als wir einer grossen Sklavenkarawane begegne-
ten, aus etwa 40 Kameelen und 60 Sklaven bestehend. Auch
diese Reisegesellschaft gewährte, indem sie sich auf dem
engen Pfade zwischen der üppigen Vegetation hinzog,
eher einen munteren als trüben Anblick. Die unglücklichen
Schwarzen, von der malerischen Beschaffenheit der Landschaft
erheitert, wie denn ihr ursprünglich fröhliches und lebhaftes
Gemiith sie leicht alle Sorgen vergessen lässt, sangen ein
fröhliches Lied in der wilden Melodie ihrer Heimath. Im
Zuge dieser Karawane, und wahrscheinlich an der ungesetzlichen
Waare betheiligt, gingen Snüsi und Aued el Cher, zwei
von den Kameeltreibem, mit denen wir von Mursuk gekommen
waren. Sie hatten wahrscheinlich das Geld, das sie
von der Englischen Mission gewonnen, eben in demjenigen
Artikel angelegt, welchen zu verbieten das aufrichtigste Bestreben
der Englischen Regierung, ist. Es ist dies eine bedauerliche
Thatsache, die , so lange der Sklavenhandel an
der Nordküste Afrika’s nicht unterdrückt is t, fortbestehen
wird *).
Als wir aus der dichten Thalwaldung heraustraten, gewannen
wir den ersten Blick auf den majestätischen Kegel des
Dögem. Eine enge Schlucht in den steilen Felswänden :zu
unserer Linken führte nach dem Dorfe Asada, das höchst
malerisch gelegen sein muss. Hier fingen wir an aufzusteigen,
bisweilen an engen Schluchten entlang, zu anderen Zeiten
auf der sanfteren Lehne der Felserhebung. Der ganze
*) Augenblicklich ist dies geschehen.
Die Sklavenkarawane; der Berg Dogem; Ebene Erarar-n-Ddndemu. 421
Abhang bis zu den niedrigeren Berghöhen war mit Gras
bewachsen, das überall zwischen dem Gestein hervorbrach,
und hier schon war, wenn auch weniger deutlich, der Übergang
zur basaltischen Region zu bemerken. So erreichten
wir die Höhe des Passes, die ich auf etwa 2500 Fuss
schätze, und hatten .nun den breiten, mächtigen. Kegel des
Dögem zur Linken. Wie ich ihn von dieser Höhe in seiner
ganzen imposanten Gestalt übersah, machte er einen gewaltigen
Eindruck auf mich, und ich hielt ihn damals entschieden
für den höchsten Gipfel im Lande Air, aber, wie schon
oben erwähnt, stimmte der alte Häuptling Annür mit meiner
Ansicht keineswegs überein, sondern behauptete mit Bestimmtheit,
der Timge sei höher. Es ist höchst wahrscheinlich,
dass diese imposante Bergmasse aus Basalt besteht, und
wie sich weiterhin ergeben wird, möchte es scheinen,, dass
auch die ganze Gruppe des Baghsen demselben Gestein angehört.
Mit erhebender Aussicht über die Schluchten der Bergmasse
stiegen wir von diesem Passe in die . steinige Ebene
Erärar-n-Dendemu hinab. Sie ist so dicht mit kleinen Talha-
bäumen überwachsen, dass der Reisende jeden Augenblick
sich vor den Dornen zu schützen hat. Längs des engen
Pfades waren zahlreiche Fusstapfen von Löwen deutlich
zu erkennen. Der Löwe ist sehr häufig in diesem wilden
Hochlande, und wenn er auch mit einer gewissen poetischen
Freiheit „Wüstenkönig” genannt worden ist, so hat er doch
volles Recht, „König der Wildniss” genannt zu werden, und
von solchen Landschaften wie Asben ist er vorzugsweise
Freund. Denn während diese durch hinreichenden Pflanzenwuchs
und Reichthum von Wasser , eine grosse Menge Thiere
ernähren, sind sie dünn bevölkert und bieten in ihren Bergschluchten
überall einen sicheren Zufluchtsort dar. Ich habe
selbst in diesem und in anderen Thälern dieser Landschaft
mehrere Löwen in nicht grösser Ferne gesehn, aber er scheint