mit grossen fleischigen Blättern vom herrlichsten Grün. Dies
so weit nördlich versetzte Exemplar mass 8 Fuss über de*
Erde, nicht weniger als 26 Fuss im Umfang und war bis zur
vollen, weitspannenden Krone gewiss 80 Fuss hoch. Ich
habe in der That, so viel ich mich erinnere, nie nachher
im Sudan einen grösseren Baure gesehn, als diesen, und er
ist um so merkwürdiger, als er ganz vereinzelt in dieser
Landschaft zu sein scheint; wenigstens habe ich keinen zweiten
Baure in Asben gesehn, weder groSs noch klein. — Hier
hörte ich auch zum ersten Male den schmetternden Ruf des
Perlhuhns (Numida ptilorhyncha) a u f Temä-schirht heisst
es „tailelt”, auf Haussa „sabo”. Gesehn habe ich es 'hier
nicht, da es nicht aus dem Dickicht hervorkam.
Der Pflanzenwucbs bildete um Mittag in der ganzen Breite
des Thaies, die eher mehr als weniger wie ’/2 Meile beträgt,
ein ununterbrochenes Dickicht und war wegen seines wilden’
Überwuchses von höchst malerischer Wirkung. Weiterhin verlor
sich das Niederholz mehr und der Boden war von einer Art
wilder Melonen bedeckt. Mein Freund, der Grobschmied,
nahm eine derselben auf und biss sie ohne Weiteres an; er
fand sich indess bitter getäuscht und warf sie mit solchen
Grimassen weg, dass ich fast glaube, er habe eine Colo-
quinte („dja-n-gunna”) für eine Melone -(„gunna”) angesehn.
Ausserdem gab eine Menge Tunfäfia (Asclepias gigäntea)
Zeugniss von der Fruchtbarkeit des Bodens; denn diese
Pflanze kömmt kaum auf einem Boden fort, der nicht zum
Kornbau geeignet ist. Den deutlichsten Beweis davon aber
erhielten wir bald an einem kleinen Felde von Negerkorn,
welches noch unter Anbau war, während rund umher Spüren
früherer Kultur deutlich zu erkennen waren. Jedoch
muss gegenwärtig der Boden von Wurzeln, besonders aber dem’
wuchernden Gestrüpp der Dümpalme so durchwachsen sein,
dass jeder neue Anfang von Anbau sehr schwer sein wird.
Freilich kann es nicht zweifelhaft sein, dass diese Thäler,
welche nun dem heruntergekommenen Stamme' der Imrhäd
unter der Bedingung, dafür einen gewissen Tribut an ihre
Herren zu bezahlen, überlassen worden sind, einst ein von
dem jetzigen sehr verschiedenes Bild darboten. Als aber
die. Macht. des zu Agades residirenden Oberherrn zu einem
blossen Schatten herabgesunken war und die Imrhäd, welche
von jenem ihren Kaid oder Statthalter — „tägasa”.-»-. erhielten,
.diesen zu fürchten aufbörten,;djessen sie, indem sie
Räuberei und Freibeuterei dem Ackerbau vorzogen, diese
herrlichen Thäler in einen Zustand von Wildniss verfallen.
Wir lagerten zu früher Stunde am Nachmittage in der
Nähe des Wasserlaufs, aber obwohl wir bis zu ansehnlicher
Tiefe gruben, gelang es uns doch nicht, auf Wasser zu stossen,
so dass wir nicht einmal ein einfaches Abendessen kochen
konnten; ich war daher froh, wenigstens eine Tasse Kaffee
zu erhalten. Ich habe mehrere Male Gelegenheit gehabt, auf
die Nachlässigkeit der Kel-owi in Bezug auf nöthigen Was-
servorrath aufmerksam zu machen. Weiter unterhalb im
Thale war ein reicher Vorrath von Wasser gewesen und
wir waren an einer zahlreichen Karawane von Eseln bei
einem ansehnlichen Wasserpfuhl vorbeigezogen, aber meine
Gefährten wollten keinen Vorrath einlegen. -r-V Mehrere Tuareg,
oder vielmehr Imöscharh, und Imrhäd lagerten in unserer
Nähe und gaben einen deutlichen Beweis, dass wir
uns einem Mittelpunkt des Verkehrs nahten.
In Folge unseres Wassermangels brachen wir zu sehr früher
Stunde auf und erreichten nach einem Marsche von etwas
mehr als 3 Meilen mit einem allmählichen Anstieg die Höhe
des steinigen Plateau’s, auf welchem die Stadt Agades gebaut
ist. Da ich indess verschiedene Angaben über die tageweite
Erstreckung dieser nackten „Hammäda” oder „Tènere”
erhalten, so war ich angenehm überrascht zu finden, dass
sie. durchaus nicht so traurig und einförmig sei, wie ich erwartet
hatte. Sie bildete hier und da flache Einsenkungen,