ihre Gesellschaft hoch willkommen; denn sie unterhielten uns
mit ihren nicht unharmonischen Gesängen, die auf einer weiten
öden Steppe und in der Stille und Unheimlichkeit der
Nacht einen tiefen Eindruck machen.
Als Dämmerung die Dunkelheit zu zertheilen begann, erreichten
wir das Djerlha genannte Gewässer, fanden es aber
so tief, dass wir genöthigt waren, erst eine Art Damm zu
bilden, ehe wir im Stande waren, es zu passiren. Auch in
Herkla machten wir noch keinen Halt, ausser dass wir unter
den Olbäumen zur Seite des verfallenen Städtchens, ohne
ahznsteigen, einen Bissen Brod assen. Um 1 Uhr Nachmittags
erreichten wir mit unseren ermatteten Thieren den Funduk
Sidi Djäfer hei Süsa, wo wir, obgleich durch einen Ammer
des Bey zur reichsten Bewirthung des Statthalters berechtigt,
unser Quartier nahmen, um im Stande zu sein, wiederum
bei Nacht auftubrechen, weil die Stadtthore bis zum Morgen
geschlossen bleiben *).
Mit der höchsten Begeisterung unserem schweren Unternehmen
entgegeneilend, fanden wir keine Buhe und vor
3 Uhr Morgens waren wir wieder im Sattel, wo uns dann
ein zwölfstündiger Ritt nach Djem oder Ledjem und zur ruhm-
würdigen Burg der Prophetin brachte, die noch immer eines
der glänzendsten Denkmäler Römischer Grösse ist und durch
den Gegensatz gegen die elenden, zu ihren Füssen liegenden
Behausungen mohammedanischer Lässigkeit noch mehr gehoben
wird. Auf dem Wege hatten wir nach Westen eine schöne
Ansicht vom malerischen Djebel Trutsa, an dessen Fuss entlang
ich auf meiner frühem Wanderung gezogen, und vom
langgestreckten Djebel Usselelt.
Ein weiterer zwölfstündiger Ritt brachte uns am 3ten Januar
nach Sfakes und hier erlitt denn unser Eilflug einen
*) Das Innere der Stadt bot ganz denselben wüsten Charakter wie auf meiner
frühem Reise, mit der einzigen Ausnahme, dass ein neues Thor gebaut
war. Mehrere Bildsäulen waren von Medinet Sian hergebracht worden.
harten Stoss. Denn unsere Landreise war hier zu Ende und
wir mussten uns ein Boot verschaffen, um uns direkt nach
Tripoli oder nach einem ändern Punkte auf der ändern Seite
der kleinen Syrte zu bringen. Denn die lange Landreise
rund um den Golf, beschwert, wie wir waren, mit einem nicht
unansehnlichen Gepäck, schreckte uns durch ihre Langwierigkeit
und Kostspieligkeit ah, während auch die Gefahr, wie
ich auf meiner früheren Reise erprobt hatte, nicht gering ist.
Aber wir würden uns sicherlich gern etwas mehr Mühseligkeit
und grösseren Ausgaben unterzogen und etwas mehr Gefahr
ausgesetzt haben, wenn wir gewusst hätten, wie langwierig
und tödtend unsere Seereise ausfallen und wie sie uns
doch am Ende noch gerade an der gefährlichsten Stelle zur
Landreise zwingen würde. Aber wir hatten auf dieser kleinen
Antrittsreise schon Proben von jugendlicher Rüstigkeit
abgelegt, und so sollten wir jetzt auch noch eine härtere
Probe unserer Geduld bestehen.
Der Grund der Schwierigkeit lag darin, dass die Insel Djirbi,
welche die natürliche Station des Wasserverkehrs zwischen
dem Tunesischen und Tripolitanischen Gebiet bildet, eben
damals, mehr aus politischen als aus gesundheitlichen Rücksichten,
unter die strengsten Quarantaineregeln gestellt und
aller Verkehr mit dem Festlande abgeschnitten war. Es gelang
uns daher nur mit vieler Mühe, einen „Gäreb” zu mie-
then, um uns nach Soära oder vielmehr dem westlichen Soära
zu bringen, und in diesem kleinen, schwachen Fahrzeug schifften
wir uns am Morgen des 5ten Januar 1850 ein.
Unser zweitägiger Aufenthalt in Sfakes war interessant
für uns gewesen wegen der Bekanntschaft, die wir hier mit
einem Juden machten, der sich Baränes nennt und eine und
dieselbe Person ist mit dem jüdischen Diener Jakob, welcher
Denham und Clapperton begleitete und der wiederholt in dem
Tagebuch jener verdienstvollen Reisenden als ein eingebildeter,
störriger Mensch dargestellt wird. Jedenfalls scheint