bemerkt worden war; im westlichen Theile der Wüste aber
scheint sie allgemeinere Verbreitung zu haben. Zahlreiche
Fusstapfen der Giraffe wurden neben denen von Gazellen und
Straussen bemerkt; ebenso gegen das Ende dieses Marschtages
auch Spuren der Antilope Leucoryx, der grossen Antilopenart,
aus deren Fell die Tuareg ihre Schilde verfertigen.
Weiterhin zeigte die Ebene Steigungen und Senkungen, war
stellenweise ganz nackt, dann wieder gut beholzt und mit
Kraut bewachsen. Nach einem guten Tagesmarsche lagerten
wir uns.
Wir hatten heute auch mit einem anderen Bewohner von
Binnen-Afrika Bekanntschaft gemacht; sein Name spielt in
dem Verzeichniss der Artikel des täglichen Marktes in allen
Städten und Dörfern des Binnenlandes eine wichtige Rolle. Es
war die „magäria” oder, wie die Kanöri sie nennen, „küssulu”,
ein mittelgrosser Baum mit kleinen, olivengrünen Blättern
und Früchten, welche an Gestalt einer kleinen Kirsche gleich
kommen, von hellbrauner Farbe sind und in ihrer trockenen,
holzartigen Beschaffenheit sich mehr der Frucht der Korna
nähern. Diese Frucht wird, nachdem sie getrocknet worden,
im Mörser zerstampft und in kleine Kuchen geformt,
die überall in Haussa als „tüo-n-magärlä” verkauft werden.
Sie können in Ermangelung nahrhafterer Lebensmittel selbst
von Europäern wohl in kleinen Quantitäten genossen werden,
um eben den Hunger zu beruhigen; denn nahrhaft ist
dieses Brod allerdings nicht, und in grösserer Menge genossen,
erhält es einen faden Geschmack.
Während das Rindvieh und die Packesel schon in der Dunkelheit
weiter zogen, wurden die Kameele für die Nacht auf
der Weide gelassen, um so viel Futter wie möglich zu sich
zu nehmen. Am frühen Morgen aber, als sie zurückgebracht
werden sollten, konnten viele von Annür’s Kameelen nicht
gefunden werden. Der alte Häuptling indess gab seinen
Leuten ein Beispiel, eilte selbst nach der Stelle, wo die Spuren
verloren worden waren, und brachte die Thiere zu guter
Zeit zurück Unterdess bestimmte ich mit Herrn Overweg,
da wir von der Schwierigkeit gehört hatten, im Gedränge
einer solchen Heerschaar Wasservorrath aus dem vor uns
liegenden Brunnen einzunehmen, dass er mit dem Gatröner
und Ibrahim vorausgehn solle, um die Schläuche zu füllen,
während ich mit Mohammed und sämmtliehem Gepäck zurückbliebe.
Wir hatten in der Folge alle Ursache, mit diesem
Übereinkommen zufrieden zu sein; denn der Brunnen,
obwohl geräumig und im Innern mit Holz ausgebaut, enthielt
zur Zeit für eine so grosse Menge Menschen und Thiere nur
einen sehr mässigen Vorrath schmutzigen Wassers. Dies ist
der berühmte Brunnen Tergulauen. Die Stätte ist im höchsten
Grade einsam und kahl und wird als überaus gefährlich
betrachtet wegen der häufigen Rhasia’s der Auelimmi-
den und Kel-geress; denn die Raubhorden können fast immer
gewiss sein, an dieser Lebensstätte einzelne Reisende,
die nothwendigerweise hierher kommen müssen, zu überraschen.
Der ganze Weg von unserem letzten Nachtlager an führte
länger als 71 Stunden üher kahle Sandhügel. Der Lagerplatz
wurde unweit des Brunnens in einem flachen Thale
oder einer Einsenkung gewählt, die sich von 0 . nach W. zieht
und an der Südseite von Sandhügeln mit etwas Graswuchs
abgeschlossen wird. Ein kalter Nordostwind wehte mit solcher
Heftigkeit, dass wir unsere Zelte nur mit Mühe auf-
schlagen konnten.
[Bienstarj, 3lsten Bezemher.] Es war ein kalter, imbehaglicher
Tag, mit dem das Jahr 1850 von uns schied; die
Landschaft, in der wir ihn zubrachten, war überaus einförmig.
Nachdem wir die Sandhügel überschritten hatten, lag
eine grosse, unermessliche Sandfläche vor uns, die nur an
wenigen begünstigten Stellen mit Bäumen bewachsen war.
Der bemerkenswertheste Gegenstand war hier die Ersehei