el kelb”, „die Hundeschnauze”, während der mittelalterlich
klassische Name des ganzen See’s, „ssehäch el keläb”, nur
dem gelehrtesten unter meinen Führern, Namens Tayef, bekannt
war, der, ohne von mir in irgend einer Weise angeregt
zu sein, mir erzählte, dass in früheren Zeiten Städte
und reiche Kornfelder da geblüht hätten, wo jetzt der See
sich aushreitet, aher bei einem Versinken des Bodens verschlungen
worden wären.
Das eigentliche Bassin hat sicherlich nichts mit einer
Ssebcha gemein; denn dieser Name bezeichnet eine seichte,
mit einer Salzrinde bedeckte Einsenkung, die zu Zeiten
trocken ist und zu anderen eine Wasseransammlung bildet.
Die Ssebcha von Bibän aber ist ein tiefer Golf oder Busen
der See, der durch einen engen Kanal, den „wäd mtä el
Bibän”, mit der offenen See verbunden ist, und die eigentliche
Beschaffenheit einer Ssebcha kommt gegenwärtig nur
seinen Ufern zu, zumal der „Machäda” genannten Örtlichkeit.
Dies ist eine Einsenkung, welche, vom Ufer des See’s aus bis
auf weite Entfernung in’s Land einschneidend, zuweilen äus-
serst schwierig zu passiren ist und auf einem weiten Umwege
umgangen werden muss, der wegen der Nachbarschaft
der Uderoa sehr gefürchtet ist. Denn dies ist ein gesetzloser
Stamm, der hier in der Grenzlandschaft sich durch
seine Räubereien verrufen gemacht hat. Glücklicherweise war
aber zur Zeit die Machäda trocken und koünte ohne Schwierigkeit
durchschnitten werden. Weiterhin betraten wir guten,
anbaufähigen Boden und lagerten nach Sonnenuntergang in
der Entfernung von etwa einer halben Meile von einem Beduinenlager.
[15fer Januar.] Als wir von hier am folgenden Tage aufbrachen,
überzeugten wir uns bald, dass das Land nicht so
schlecht bewohnt war, als wir uns vorgestellt; denn zahlreiche
Heerden Rindvieh bedeckten die reichen Weidegründe,
während Rudel von Antilopen, die sich dann und wann sehn
Hessen, bezeugten, dass menschliche Industrie hier die Freiheit
der verschiedenen Zweige der Natur nicht beeinträchtige.
Nahe den Ruinen eines kleinen, den Gipfel eines Hügels
krönenden Gebäudes verliess ich den Pfad und machte mich
mit dem vorhin erwähnten Tayef und einem Diener des Statthalters
von Sfakes, Namens Chalifa, der uns gefolgt war, auf,
um die Ruinen einer Römischen Ortschaft am Rande der
„bahera” zu besuchen. Diese Ruinen haben unter den benachbarten
Stämmen einen grossen Ruf als „el Medeina” oder
„die Stadt”;> sind aber mit einer einzigen Ausnahme überaus
uninteressant und kleinlich; denn nicht allein ist der Raum,
den sie bedecken, sehr beschränkt, sondern auch die Bauweise
an sich ist schlecht. Das einzige Bauwerk, das Interesse
in Anspruch nimmt, ist der Quai. Nicht allein an und
für sich ist er interessant, da er aus leidlich regelmässigem
Quaderwerk im Zustande guter Erhaltung besteht, sondern
auch desshalb, weil er den deutlichen Beweis liefert, dass der
See in alten Zeiten viel tiefer war, als er gegenwärtig ist.
Indem wir von diesem Leichenplatz menschlicher Industrie
aus die Ssebcha durchschnitten, welche von unserer Truppe
umgangen worden war, holten wir sie bald ein und setzten
unseren Weg über schönes Wiesenland fort, „el fehen” und
weiterhin „ ssullub” genannt. Etwas nach Mittag sahen wir
eine Gruppe Ruinen nahe am Ufer, „kitfi el hamär” genannt,
und um 2 Uhr hatten wir dann parallel zur Rechten ein
leichtes Gehänge, das nach der einstimmigen Angabe unserer
Führer und Gefährten die „maktä” oder das Grenzgebiet
zwischen den beiden Gebieten bildet*). Indem wir uns an
*) Dieser Punkt ist nicht ohne Wichtigkeit, da viel Streit in Bezug auf
die Grenze geführt ist. Wirklich habe ich selbst, da ich auf meiner früheren
Reise mich am Gestade des Meeres entlang hielt, die Grenze auf der Karte,
welche mein Bericht jener Reise enthält, nicht ganz richtig angegeben. In jedem
Falle ist das einstimmige Urtheil dieser Beduinen von Bedeutung, obgleich
man berücksichtigen muss, dass sie alle zum Tunesischen Gebiete gehörten.