höchstens von vierzig Familien bewohnt; trotzdem ist es
nach UbSri das bevölkertste Dorf im ganzen Thale.
Nach vielem Antreiben gelang es mir endlich am Nachmittag,
unsere kleine Kalla wieder in Marsch zu bringen, und
wir verliessen das Wadi durch den Pass, der einst von Mauern
vertheidigt gewesen zu sein scheint. Nachdem wir mehrere
unregelmässige Thalebenen durchschnitten, lagerten wir um
7 Uhr in einem Wadi mit leidlichem Krautwuchs.
Von hier am folgenden Morgen zu früher Stunde aufbrechend,
betraten wir bald eine offenere Ebene, anmuthig mit
schönen Talhabäumen geschmückt, und indem wir die Kameel-
treiber mit vieler Mühe zur Fortsetzung des Marsches bewogen,
da sie schon kurz nach Mittag im Wadi Resan lagern
wollten, kamen wir in eine öde, wild-wüste Gegend, welche
wir nicht eher verliessen, bis wir die Pflanzung von Aghär erreichten.
Hier lagerten wir.
{Montag, 6ten 1/ai.] Wir hegten Alle den lebhaften Wunsch,
heute die erste grosse Station unserer Reise zu erreichen, und
waren demnach in aller Frühe in voller Thätigkeit; da sich
aber einige Kameele verlaufen hatten, konnten wir nicht so
zeitig aufbrechen, als wir gewünscht. Im Allgemeinen war
die Gegend mit Ausnahme weniger kleinen Dattelwäldchen,
die wir in grösseren oder kleineren Zwischenräumen passir-
ten, sehr öde und wüst. Endlich erreichten wir die Pflanzung
• von Mursuk, fanden sie aber keineswegs von demselben
malerischen und erfrischenden Charakter, als die, welche wir
im Wadi bewundert hatten. Während die Dattelwäldchen
im „Thale” einen dichten, prächtigen Schatten gewährten und
in schönen Gruppen standen, war die Pflanzung von Mursuk
weit zerstreut und in dünnem Wüchse vereinzelt. Kaum konnte
man bestimmen, wo Anfang und wo Ende sei.
So erreichten wir die Mauern der Stadt, welche aus einer
Art Lehm gebaut ist, der ganz von salzigen Inkrustationen
glimmert. Wir umzogen die ganze West- und Nordseite der
Stadt, die beide kein Thor haben, das gross genug für eine
Karawane wäre, und machten an der Ostseite Halt, unweit
vom Lagerplatze der Pilgerkarawane, welche auf ihrer Heimreise
von Egypten nach Marokko und Taust begriffen war.
Nach einigem Warten kam Herr Gagliuffi aus der Stadt, um
uns hinein zu holen. Herr Richardson war etwa eine Stunde
vor uns angekommen.
Gagliuffi’s Haus hatte im Innern eine sehr angenehme halbbedeckte
Halle und ich wurde in ein leidlich luftiges und
kühles Zimmer an der Nordostecke desselben einquartiert. Der
Agent bewirthete uns mit aller möglichen Gastfreundschaft
und versuchte Alles, was in seiner Macht lag, uns den Aufenthalt
in der Stadt so angenehm als möglich zu machen.