uns 45 Minuten kostete, den höchsten Kamm erreicht hatten,
erhielten wir eine ausgedehnte Aussicht über die Landschaft
vor uns. Es war eine Wüstenebene, die von kleineren
Sandhügeln und nackten Felsriffen durchzogen wurde, wo
sich eine Reihe von Ethelbüschen, vom Sande halb verschüttet,
an einer höheren Sandliügelkette hinzog.
Wie die Berghöhe Mariau für den Wüstenwanderer das
Merkzeichen der flachen ununterbrochenen Kieswüste, so ist
Falesseles für ihn mit diesen Sanddünen eng verbunden, so
Tin-karäde mit dem heissen Wüstenwind, mid an den oben
erwähnten Yers:
„Mariau tänere nTss da djede”,
scliliessen sich im Targischen Wüstenlied die Verse:
„lu-afalesseles da djede nTss
Tin-karäde da liöde nTss.”
Lange späheten wir mit unseren Führern von diesem steilen
Sandkamm durch das Fernrohr, um zu sehn, oh auch der
Brunnen sicher sei; dann stiegen wir an dem südwestlichen
Abhänge der Sanddünen etwas abwärts und lagerten. Von
hier aus erreichten wir am folgenden Morgen mit wenig
mehr als 4 Meilen den Brunnen Falesseles oder Afalesseles.
Die Landschaft umher bot einen nicht eben besonders
freundlichen Lagerplatz dar, da nicht der geringste Schatten
zu finden war; denn die wenigen Ethelhüsche, welche auf
Erdhügeln von nicht weniger als 30—40 Fuss Höhe wuchsen,
waren überaus niedrig und fast vom Sande bedeckt. Ausser-
dem war der Boden, der ganz aus Granitgruss bestand, voll
Kameelkoth und Unreinigkeiten noch unangenehmerer Art.
Auch war nicht das geringste Kraut hier, so dass die Thiere,
nachdem sie getränkt worden waren, nach einer 7—8 Meilen
entfernten Weidestätte getrieben werden mussten; dort blieben
sie die ganze Nacht und den folgenden Tag bis zum
Mittag. Dann kehrten sie zurück und brachten Vorrath für
die folgende Nacht mit.
Nichtsdestoweniger ist dieser Punkt für den Karawanenhandel
von grösser Wichtigkeit wegen des Brunnens, der
eine reichliche Menge leidlichen Wassers liefert. Wir waren
in der That froh, es besser zu finden, als wir nach den Berichten
zu hoffen gewagt; obwohl es im Anfang trübe und
schlammig war, klärte es sich doch bald auf und behielt
nur einen geringen Beigeschmack. Der Brunnen war 5 Faden
tief, an der Mündung nur 1^ Fuss breit, aber unten geräumiger
; er war von Ethelstämmen ausgebaut. Die Wärme
des Wassers betrug 25° C.
Nachdem die Kameele fortgefühlt waren, war unser Lager
sehr einsam und verlassen, und die Stille ward nur durch
das Stampfen des Komes oder der Negerhirse unterbrochen.
Es war bei vollkommener Windstille ein drückend lieisser
Tag, einer der heissesten unserer ganzen Reise, indem das
Thermometer im besten Schatten, den wir uns verschaffen
konnten, um 12'/2 Uhr 44° C. anzeigte; um 2 Uhr war es
wahrscheinlich noch höher, aber ich versäumte es zu dieser
Stunde zu beobachten. Bei der Einförmigkeit der Gegend
war die Hitze höchst erschlaffend; jedoch zeigten sich Spuren
einer Veränderung des Ivlima’s. Am Nachmittag bewölkte sich
der Himmel so stark, dass wir fast Regen erwarteten, und in
der Nacht erhob sich ein heftiger Ostwind. Die Kel-owi’s
hatten sich in einiger Entfernung am Abhange der Sandhügel
gelagert.
Am folgenden Tage kam Utaeti. In ein blaues Sudantuch
gehüllt, auf seinem kleinen, hübschen Meheri reitend,
demselben, den vorher Hatita geritten, gab er eine schmucke
Figur ab. Als ihn Richardson fragte, wie sein Vater das
ihm von Ihrer Britischen Majestät Regierung gesandte Geschenk
eines Schwertes aufgenommen, gab er eine sehr charakteristische
Antwort; ,,das Schwert”, sagte er, „sei nur ein
kleines Geschenk, und sein Vater habe erwartet, noch ausser-
dem eine anständige Summe Geldes zu empfangen”. Auch
Barth’s Helsen. I. g j