Abfall hinabzustürzen, der aus des Schlächters Hand fallen
würde, sass eine Anzahl hungriger Geier *) auf den Zinnen
der verfallenen Thonmauem. Für den Reisenden, welcher
aus den von uns durchzogenen wüsten, an Thier- wie Pflanzenleben
so armen Gegenden kommt, ist dies ein ganz
neuer Anblick, und es musste den Eindruck der Verödung
nur noch erhöhen. Im Verlaufe meiner Reise jedoch fand ich,
dass diese Raubvögel die beständigen Bewohner von jedem
Marktplatze sind, nicht nur in dieser Stadt, sondern in allen
Städten des Innern.
Wir richteten unsere Schritte nach dem hohen Wacht-
thurme, der, obwohl nur von Holz und Lehm erbaut, wegen
seiner so ansehnlichen Erhebung über, die niederen Wohnhäuser
umher zu einem bedeutenden Gegenstände wird, und erreichten
so das Thor, welches zum Palast — oder der „fäda” —-
führt. Derselbe bildet ein kleines abgetrenntes Quartier mit
unregelmässigem Hofraum und etwa 20 bis 25 kleineren und
grösseren Wohnhäusern. Selbst diese waren theilweise ver-
faflen, und eine oder zwei höchst ärmliche, vom Alter geschwärzte,
runde, aus Rohr und Gras erbaute Hütten, in der
Mitte dieser fürstlichen Behausung gelegen, erweckten ein
ungünstiges Vorurtheil in Bezug auf Reinlichkeit. Das Haus
indess, worin der Sultan selbst wohnte, erwies sich als vor
Kurzem ausgebessert und hatte ein zierliches, ordentliches
Aussehn. Die Mauern waren gut geglättet, und das Thor,
mit neuen Planken aus dem Stamme der Cucifera überdeckt,
hatte auch eine neue, aus demselben Material gefertigte und
mit Riemen anstatt der Nägel verbundene Thüre erhalten.
Wir nahmen unseren Sitz in einem abgesonderten Raum
an der rechten Seite eines Vorzimmers, der, wie in allen
Häusern dieser Stadt üblich, von dem übrigen Theile des
Zimmers durch eine niedrige' Balustrade von etwa 10 Zoll
*) Neopkron peronopterus.
A ^ Höhe und von nebenan gezeichneter Gestalt getrennt
war. Unterdessen hatte uns Maggi Sr.
Majestät angemeldet und führte uns nun in das anstossende,
von dem Vorzimmer durch eine sehr schwere Holzthüre
getrennte Gemach, wo der Sultan Platz genommen. Seine
ganze Erscheinung setzte mich nicht wenig in Erstaunen,
da ich es bei weitem anständiger fand; als ich erwartet
hatte. Es mass in jeder Richtung 40 — 50 Fuss; die
etwas niedrige Decke ward von zwei kurzen, aber massenhaften
und anscheinend aus Lehm bestehenden Säulen getragen,
die sich nach einer leichten Anschwellung nach oben
etwas verjüngten und mit einer einfachen Platte bedeckt waren.
Über den Säulenplatten lag eine einzelne Reihe grösser Bretter
nach der Breite und zwei andere nach der Tiefe des Zimmers,
und diese trugen eine Decke von leichterem Holzwerk.
Letzteres war ganz mit Zweigen zugedeckt, darüber Matten
ausgebreitet und das Ganze mit festem Lehm überzogen.
In der Hinterwand des Zimmers, in der Mitte zwischen
den beiden Säulen, war eine schwere Thüre, welche
den Eingang in’s Innere des Hauses bildete, und in jeder
Seitenwand befand sich eine grosse Öffnung, durch welche das
Licht hereinfiel.
Abd el Kädiri, Sohn des Sultans •••• „ebn o’ Sultt-än” S—■
el Bä.kiri, sass zwischen der zur Rechten befindlichen Säule
und der Wand. Er schien ein kräftig gebauter Mann zu
sein, auch hatte er grosse, wohlwollende Züge, so weit dies
die um das Gesicht gewickelte weisse Musselinbinde erkennen
liess. Sowohl diese Farbe des ,,lithäm” oder „tessil