während sich zwischen den Ruinen aus der Vorzeit em seltenes
Stück zeigte, nämlich ein gut und hübsch gearbeitetes
Ionisches Kapital, welches ich am Rande eines kleinen trockenen
Strombettes fand. Weiterhin, auf einem isolirten niedrigen
Kelsen, welcher zu rechtwinkligen Mauern zugehauen
worden und mit einem Graben umgeben war, sah man Ruinen
von Quadern, sehr ähnlich denen des Kasr Djalialleh
hei Ghargasch.
Wir waren froh, als wir endlich in einem Araber- Lager
Spuren menschlichen Lebens fanden ; es war anmuthig in einer
grünen Senkung gelegen. Hier hörten wir, dass der Kaid
oder Gouverneur von Tar-höna, dessen Wohnplatz wir suchten,
gegenwärtig nahe der Quelle „äin Scherschära” residire.
Allmählich gewinnt das Land einen maimichfaltigeren Anblick
und sticht gegen die frühere Einförmigkeit angenehm
ah. Eine bedeutende Bergkette mit mannichfaltigster Abwechselung
von Klippen, Kuppen und Schluchten nähert sich
von SSW. und bildet, indem sie nach NO. sich wendet, eine
unübersteigliche Barrière vor unserem Weg in dieser Richtung,
wählend die Oberfläche in schönem Bogen bis an ihren
Fuss hin ausschweift. Aber das Land ist ganz kahl, und nur
hier und da ist eine ärmliche Spur von dem aus 10,000
Bäumen bestehenden Olivenwäldchen nachgeblieben, welches
nach der Angäbe unseres Schausch Bey 'Abd Allah in Mas-
rata, welcher auf meiner früheren Reise im Jahre 1846 mein
Wirth war ,• zu pflanzen versucht hatte. Meine Leute versicherten
mich, dass die Stürme auf dieser Ebene zu heftig
seien, um junge Ölbäume kräftig gedeihen zu lassen; ob jedoch
dies der richtige Grund ist, kann ich nicht sagen. Ich
glaube vielmehr, dass der Charakter der Bewohner Schuld
ist, welche, der Baumzucht fremd, den jungen Pflänzlingen
nicht genug Sorgfalt zuwendeten.
Nachdem wir ein kleines Wadi durchschnitten hatten, erblickten
wir endlich das ersehnte Lager des Gouverneurs.
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Es dehnte sich gerade vor uns, in gut gewählter Lage, am
südlichen Fusse eines kleinen Kegels aus und bestand aus
einem grünen Türkischen Offizierszelte, etwas im Vordergründe,
und mehreren dasselbe umgebenden kleineren Zelten.
Eine Gruppe von zwölf Beduinenzelten, etwas höher
am Berge gelegen, enthielt die Familien.
Der Gouverneur empfing uns in freundlicher, aber etwas
schauspielerhafter Weise, welche ihm eigenthümlich schien
und vielleicht am Platze scheinen dürfte bei einem Manne,
der die Feinde seines Vaterlandes darin unterstützt hat, alle
Glieder seiner eigenen Familie, welche einst eine der ersten
im Lande gewesen, auszurotten. Seine Freunde, welche ihn als
einen redlichen Mann darstellen, behaupten, dass er, einmal
in Türkische Dienste getreten, dazu gezwungen gewesen wäre.
Dieser Mann, der Bel Kassem el Lohaeschi Mahmüdi heisst,
hat seitdem während des Aufstandes im vorigen Jahre auf
der Seite der Türken eine vorragende Rolle gespielt. Er
war es, welcher das Türkische Heer im letzten Jahre gegen
seinen nahen Verwandten, aber bittem Feind Rhöma an-
führte. Dieser war mehrere Jahre als Gefangener in Trebi-
sond gewesen, entkam aber von dort während der Wechselfälle
des Russischen Krieges und erschien plötzlich im Djebel,
von den benachbarten Stämmen Tunesiens unterstützt. El Lohaeschi
wurde gänzlich geschlagen und selbst gefangen genom-
men, ja nach dem ersten Berichte sollte er von- dem siegreichen
Rebellen aus Rachegefühl sogar ermordet Worden sein.
Als wir el Lohaeschi besuchten, bekleidete er seinen jetzigen
Posten noch nicht länger als ein Jahr, nachdem er zuvor
Gouverneur vom Djebel gewesen war. Die ganze Zeit,
welche er in Tar-höna zugebracht, hatte er, wie er uns versicherte,
sein Lager nicht von diesem Platze verlegt, was
mir sehr erklärlich schien, da es ein höchst lieblicher Platz
ist. Sein Hauptgeschäft besteht natürlich darin, den Zehnten
zu sammeln, mit dessen Registrirung wir ihn gerade be