geschlachtet werden, früher stets Menschen geopfert worden sind, so
dass die in den Legenden so häufig wiederkehrende Verwandtschaft
zwischen Menschen und Opfertieren nur in einigen Fällen obiger Vermutung
als Basis dienen kann.
Nach einer dieser Legenden, welche bei den Mahakam-Kajan kursiert,
sind Schweine und Hühner aus einer Verbindung zwischen Bruder
und Schwester hervorgegahgen, indem aus dieser blutschänderischen
Ehe ein. Schwein 'und ein Ei geboren wurden. In der Schöpfungsgeschichte
der Mendalam-Kajan ging der Mensch mit einem Huhn und
einem Schwein gleichzeitig aus Baumbast hervor (Teil I p. 129),
Von den Schweinen werden bei den Kajan, Ma-Suling und Long-
Glat nur die männlichen Tiere geopfert. Die Long-Glat gebrauchen
die weiblichen Exemplare überhaupt nicht, lassen sie vor Alter sterben
oder tauschen sie bei den Pnihing, von denen sie gegessen werden
dürfen, gegen männliche um. Bei den Kajan ist das Fleisch weiblicher
Schweine nur Frauen zu essen erlaubt. Den Long-Glat ist der
Genuss von Schweinen und Hühnern zur Erntezeit gänzlich verboten.
Dass die Dajak beim Schlachten der Schweine ungeschickt zu Werke
gehen, .habe ich bereits mehrmals erwähnt. Folgende Einzelheiten beo-
. bachtete ich einst, als ich während eines anhaltenden Fleischmangels
gegen hohen Preis ein Schwein gekauft und einige junge Kajan gebeten
hatte, das Tier für mich schlachten und zerlegen zu wollen. Ich
wollte nämlich das Fleisch mittelst Salz zu konservieren versuchen.
Die Männer banden dem Tier die Pfoten zu je zwei aneinander,
steckten zum Tragen von hinten nach vorn einen Bambusstock durch
die Beine und legten es auf zwei Paar gekreuzte im Boden stehende
Hölzer nieder, so dass es etwa 75 cm über der Erde zu liegen kam.
Die Schnauze banden sie ihrem Opfer nicht nur zu* sondern hielten
sie auch mit den Händen fest, so dass es keinen Laut von sich
gab, obgleich sie die Luftröhre nicht durchschnitten und es sehr lange
dauerte, bis alles Leben entflohen war. Augenscheinlich finden die
Kajan das Geschrei der Tiere beim Schlachten unangenehm; aus demselben
Grunde drücken sie wohl auch den Hühnern den Schnabel
und die Kehle zu, bevor sie diese durchschneiden. Erst jetzt begriff
ich, warum ich gelegentlich eines Festes bei der Ablegung der Trauer,
das die Punan am Mandai einige Jahre vorher feierten, nicht gemerkt
hatte, dass sie dicht neben mir nach Art der Ulu-Ajar-Dajak 8 Schweinen
die Kehle durchschnitten. Meine Aufmerksamkeit wurde damals
allerdings durch die Opferung eines Stiers abgelenkt, doch blieb mir
bis dahin ihr Verfahren trotzdem unerklärlich.
Die Käjan empfanden mit den Leiden ihres Schlachtopfers keinerlei
Mitleid; sie bereiteten ihm einen langsamen Tod, indem sie ihm vom
Halsschnitt aus durch Drehen von Fland und Messer alle grossen
Blutgefässe in der Brusthöhle öffneten. Bei dieser Schlachtmethode
konnte alles Blut ausfliessen und aufgefangen werden ; auch sonst wurde
nichts einigermassen Brauchbars fortgeworfen. Darauf brannten sie
dem Tier mit glimmenden Holzscheiten die Börsten ab und legten es
in den Fluss, wo Bauch und Brusthöhle ausgeweidet und der Inhalt
gereinigt wurde, um mit dem Kopf als Lohn für ihre Arbeit von den
Schlächtern später verspeist zu werden. Das Tier wurde sodann mit
Schwertern in kleine Stücke zerlegt, um diese in Blechgefässen aufbe-
, wahren zu können. Wahrscheinlich geschah die darauf folgende Bearbeitung
des Fleisches nicht nach allen Regeln der Kunst, wenigstens
begann es bereits nach 2 Tagen einen unangenehmen Geruch zu verbreiten
und mussten wir es den Kajan schenken, die es sehr zu wür-
digen verstanden,, hauptsächlich des vielen Salzes wegen, das sich
zwischen den Fleischstücken befand. Die Eingeborenen selbst machen
das Fleisch haltbar, indem sie es in kleine Stücke schneiden und
lange kochen; das Räuchern wird ebenfalls angewandt, aber mit
schlechterem Erfolg. Auch die Fische, die stets durch Räuchern über
einem Feuer. von feuchtem Holz konserviert werden, halten sich nur
weniog e Tagoe.