nen sie ihre' Kunstfertigkeit In der Herstellung'schön verzierter Gegenstände
Für einander zu erproben. Dièse bésitzen meistens an und
für sich keinen Wert, sondern erhalten diesen nur durch die auf sie
gewendete Arbeit und künstlerische Ausführung.
In dieser Periode beginnt sich in den jungen Dajak auch der Wunsch
zu regen, ihre eigene Person möglichst vorteilhaft erscheinen zu lassen,
daher bemüht sich der Jüngling, seine Waffen zu verschönern
und sich kunstvoll geschnitzte Armringe herzustellen, während das
Mädchen sich mit Kopf bändern aus Perlen, gestickten Kleidern und
Hüten schmückt.
Ferner beginnt der Jüngling, für seine Auserkorene Bambusbüchsen
(telu kalong), Kleiderhänger (lawe kalong), Brettchen zum Aneinanderreihen
von Baststreifen, Messerschäfte und Ruder (bqsi) zu schnitzen,
während diese den Mann mit Stickereien, Perlenarbeitenfepnd feinem
Flechtwerk beschenkt. Es ist sehr begreiflich, dass diese Bewèggrü'nde o ’ 00
auf die Entwicklung der jungen Künstler sehr anregend und fördernd
wirken, besonders auf diejenigen, die aus irgend einem Grunde länger
als gewöhnlich unverheiratet bleiben (Männer heiraten mit etwa 20;
Frauen mit etwa 17 Jahren): Einige von'ihnen finden auch noch nach
ihrer Verheiratung Zeit, mit der Herstellung Schöner Gegenstände
fortzufahren, in der Regel nimmt aber die künstlerische Produktivität
nach der Heirat ab oder sie hört sogar ganz auf. Infolge der besonderen
Umstände, unter denen die Kunst der Dajak sich.entwickelt
hat, muss bei ihrer Beurteilung auf einige Eigentümlichkeiten derselben
Rücksicht genommen werden. So geben z. B. die Produkte ihrer
Kunstindustrie uns vielmehr ein Bild von der mittleren Leistungsfähigkeit
des ganzen Volkes als von dem höchsten Können einzelner sehr
begabter Personen. Ferner muss im Auge behalten werden,' dass die
meisten Gegenstände nur zum eigenen Gebraüch verziert werden und
dass der Reiz des Geldverdienens, der in höheren Gemeinwesen oft
einen sehr fördernden Einfluss ausübt, bei ihnen fehlt. Ohne Übertreibung
kann man denn auch behaupten, dass die so geschmackvoll
verzierten Ethnographica, welche von diesen Stämmen gesammelt wurden,
zwar ein sprechendes Zeugnis für deren grosse Begabung, aber
in keinem Falle für deren höchste Leistungsfähigkeit ablegen. Als Beweis
hierfür mag dienen, dass ich während meines jahrelangen Aufenthaltes
unter diesen Stämmen durch Ankauf sehr schöner Gegenstände
und durch Aussetzung hoher Preise für besonders gelungene Kunstarbeiten
auch die Künstler weit entlegener Dörfer dazu artspörnte,
viel, schönere Produkte zu liefern, a l s ’sie gewöhnlich unter der Bevölkerung
gefunden werden.. . ... ; ■;---
Trotzdem der Kunstsinn unter diesen Stämmen so allgemein verbreitet
und häufig, so stark entwickelt ist, hat er doch nicht zu einer
Ausübung der Kunst um ihrer selbst willen geführt 3 diese bleibt ausschliesslich
Verzieruftgskünst.. Sie trägt denn auch gartz den Charakter
einer solchen und es hat sich auf Borneo weder eine eigentliche Malerei
noch, eine Bildhauerkunst ausgebildet.
Der diesen Stämmen eigene Kunstsinn darf nicht als ein unmittelbarer
Ausfluss ihrer religiösen Überzeugungen oder ihres Kultus aufgefasst
werden. In den meisten Fällen steht er hiermit in keinem Zusammenhang;
aber da bpi einem Volke von niedrigem Bildungsstandpunkt
das ganze Gemeinwesen von religiösen Verstellungen beherrscht wird,
übpn diese auch auf das Gebiet der Kunst ihren Einfluss, aus. Die
Kültusgegenstände" der Dajak sind durchaus nicht immer schön verzieht
und auf ihre Herstellung wird nicht .einmal besondere Sorgfalt
verwendet. Wenn die dajung sich dennoch bisweilen schön gearbeiteter.
Gegenstände bedienen, so hängt das nicht mit -der Verehrung
der betreffenden Geister zusammen. Hiervon legen die in Teil I auf
Tafb 15—21 abgebildeten religiösen Gegenstände ein,beredtes Zeugnis
ab. Dagegen spürt man in den Motiven,’ die diesen Volksstämmen
zur Komposition ihrer Verzierungen dienen, allerdings einen überwiegenden
Einfluss ihrer religiösen Vorstellungen.
Die Zahl der allgemein angewandten■ Motive ist relativ gering; sie
werden den verschiedenen Gegenständen ihrer Umgebung entlehnt,
besonders denjenigen, die den stärksten Eindruck auf ihr Gemüt ausüben,
daher die Häufigkeit von Motiven, die in ihrem Religiönsleben
auch- eine' grosse Rolle rspielen. Von den tierischen Lebewesen wird am
meisten der Mensch, als Ganzes oder in einzelnen Teilen, wie der Kopf
mit den Gliedmassen oder auch diese -allein, benützt, ferner alle in der
dajakischen Geisterwelt vorkommenden Tiere, vor allem der Hund
(asoY der nach meinem Dafürhalten; mehr an Stelle des für sie mythischen
Tigers (rimaa oder Igdjo) tritt, den sie als mächtigen Geist mir
ungern nennen. Ferner die, Weltschlange oder Naga, der Rhinozerosvogel
(tinggang), daneben Waldtiere wie-der Blutegel (utak), die
Schlange (njipa), .- die Eule {ntanoky:wäk) und-,der. ArgusfasaR {manok
ktve). Andere Waldtiere, und auch die Haustiere, w.ie Schweine, Katzen