Europäer besucht worden war, stärkte meine Geduld und meine Ausdauer
bei der Verfolgung meines Planes.
Sowohl die Bahau- als die Könjastämme bewohnten ursprünglich
ihr gemeinsames Stammland Apu Kajan oder Hochland vom Kajan
im Nordosten der Insel. Die starke Zunahme der dortigen Bevölkerung
zwang jedoch immer wieder einige Stämme, ihr Heimatland zu
verlassen und in den Gebieten der Flüsse, welche von den Gebirgen
um Apu Kajan nach allen Richtungen fortströmen, neue Wohnplätze'
zu suchen. Die letzte Auswanderung hat vor etwa 38 Jahren stattgefunden,
als die Könja vom Stamme der Urna-Timé nach dem Ta-
wang zogen.
Die Bahau wissen durch ihre Überlieferung noch sehr wohl, dass
sie aus Apu Kajan herstammen, auch haben sie die Verbindung mit
ihrem Stammland noch sehr lange unterhalten. Die ältesten Männer
der Kajan und Long-Glat erzählten noch von ihren Reisen nach Apu
Kajan, die sie noch zur Zeit, wo die Urna-Timé dort die Oberherrschaft
führten, unternommen hatten. Nach der Auswanderung dieses
mächtigsten Stammes brachen im Kajanlande unter den übrigen Stämmen
heftige Kämpfe um den Vorrang aus, so dass die Bahau aus
Furcht ihre Besuche dort einstellten. Auch nachdem die Kénja Uma-
Tow unter P a S o r a n g und später unter Bui D ja l o n g die anderen
Stämme besiegt hatten, vergrösserte sich die Reiselust bei den Bahau
nicht. Nur ein einziger Mann, der öfters erwähnte Bo U l u i , der bei
den Long-Glat in Long Tépai lebte und mit den Kénja in Apu Kajan
nahe verwandt war, hatte sich einige Male dort hin gewagt und war
somit der einzige, der uns als Führer dienen konnte. Doch wurde die
Abenteuerlust der Bahauhäuptlinge und ihrer jungen Untertanen stark
durch die Vorstellung geweckt, das Land ihrer Abstammung und ihrer
Sagen und nicht zum wenigsten das Gebiet, in dem sie vorteilhaften
Handel in alten Perlen und anderen Artikeln treiben konnten, kennen
zu lernen. Aus diesen Gründen hatte mir K w in g I r a n g im Jahre
1897 das Versprechen gegeben, unter meiner Leitung die Reise nach
Apu Kajan unternehmen zu wollen, und auf dieses Versprechen hatte
ich meine Pläne gebaut.
Seit 1897 waren die Umstände für einen derartigen Zug jedoch viel
ungünstiger geworden, hauptsächlich weil allerhand wahre und unwahre
Gerüchte über Mordtaten, welche die Kénja begangen haben sollten,
die Runde machten. Das damals bereits verbreitete Gerücht, die Kénja
hätten fünf vom Mahakam aus bei ihnen Handel treibende Malaien
ermordet, hatte sich inzwischen allerdings bestätigt. Es wurde aber
auch noch erzählt, 7 Malaien, die sich aus Scrawak ebenfalls zu Handelszwecken
zu den Könja begeben hätten, wären bei diesen umgekommen.
In jüngster Zeit sollte auch ein malaiischer Kupfergiesser,
der sich eine Zeitlang in Apu Kajan zu halten verstanden hatte, von
den Könja ermordet worden sein. Diese Ereignisse hatten nicht gerade
dazu gedient, die ohnedies ängstlichen Bahau zur Reise zu ermuntern.
Das gewaltsame Vorgehen der Könja bildete im Grunde jedoch nur
eine scheinbare Bestätigung für ihre wilde Natur, in Wirklichkeit
bedeutete es nur ein energisches ,Vmutiges Auftreten gegen Übergriffe,
welche die Malaien sich schwächeren Eingeborenen gegenüber
ungestraft erlauben dürfen. Die gleichen 7 Malaien aus Sörawak waren
nämlich früher auch am oberen Mahakam gewesen und hatten
sich dort so viele Betrügereien zu Schulden kommen lassen, dass K w in g
I r a n g sie aus Besorgnis für ihre persönliche Sicherheit unter seinen
Kajan und aus Angst vor Konflikten mit Sörawak unter einem Geleite
in ihr Land hatte zurückbringen lassen. Jeder, der das Leben
und Treiben des malaiischen Gesindels unter den Bahau kannte, hätte
für diese Handlungsweise der Könja Sympathie empfunden. Der Tod
der fünf anderen Malaien, die unter H a d j i U m a r s Anführung Jahre
lang bei den Bahau gelebt hatten und nachher von diesen zu den
Könja gezogen waren, machte auf die Mahakambewohner einen besonders
starken Eindruck, obgleich der Anlass zu diesem Morde schon
längst zur Genüge bekannt war. Da er für das Verhältnis zwischen
Malaien und Eingeborenen charakteristisch ist, mag er hier erwähnt
werden. Die fünf Malaien waren mit einer grossen Menge Handelsware
in Gesellschaft einer vom Mahakam heimkehrenden Könja-
truppe nach Apu Kajan gereist, wo sie 3 Jahre lang Handel trieben,
ohne von den Stämmen belästigt zu werden. Als einer dieser
Malaien sich einmal mit einigen Könja zu den benachbarten Punan-
Lisum begab, um mit diesen Handel zu treiben, kaufte er von dem
Häuptling für ein Stück roten, golddurchwirkten Zeuges eine guliga
(Intestinalstein). Sobald er aber merkte, dass der Häuptling noch mehr
guliga hatte, wollte er für dasselbe Stück Zeug noch 4 dieser Steine
haben. Nach der Weigerung des Häuptlings packte der Malaie dessen
kleinen Sohn und drohte, ihn mitzunehmen, falls er seine Steine
nicht erhalte. Im Augenblick aber, wo er das Kind binden wollte,