hinaufzufahren. B ie r und ich hatten unter den obwaltenden Umständen
an die Ausführung dieses unseres anfänglichen Planes überhaupt nicht
mehr gedacht, da wir nun aber sahen, dass die Kajan ihn doch
nicht für gänzlich unausführbar hielten, versuchten wir, ihn doch durchzusetzen.
Abgesehen davon, dass der Kaso sorgfältig gemessen werden
konnte, bot dieser Extrazug den Vorteil, dass B ier seine Aufnahme
da anschliessen konnte, wo W erbata sie im Gebiet des Pönaneh geendet
hatte. So wurde denn vereinbart, dass B ie r zuerst den Kaso aufnehmen
und dann den Pönaneh bis zur früheren Niederlassung der
Pnihing, wo W er batas Beobachtungsposten lag, hinauffahren und von
dort aus den Mahakam messen sollte. Wenn möglich, sollte er auch
ein hochgelegenes Reisfeld besteigen, um eine Uebersicht über das
Land zu gewinnen.
Infolge ihres starken Gefälles hält ein hoher Wasserstand in Ge-
birgsflüssen nie lange an, so konnten wir bereits am folgenden Morgen,
als alles noch von schwerem Nebel bedeckt lag, in unser leeres
Boot steigen. Die schwächsten und unbrauchbarsten unserer Männer
hatte ich zu meinen Begleitern gewählt, doch leisteten sie ihr Bestes
und fuhren über keine gefährliche Stelle, ohne sie zuvor von einem
hohen Punkte des Ufers aus gut untersucht zu haben. Wir passierten
denn auch ohne Unfall mehrere grosse Stromschnellen und legten bei
der ersten Pnihing-Gesellschaft an, um zu hören, ob sie etwas von
unserem Hab und Gut aufgefischt hätte und etwas Näheres über
unsere Unglücksstätte wüsste. Einige hatten allerdings etwas Holz,
wahrscheinlich meinen Klappstuhl, schwimmen sehen und einen Unfall
vermutet, aber nichts aufgefischt; auch erzählten sie, dass der
Wasserfall, in dem wir umgeschlagen waren, A nak A ran hiess und
nur bei Hochwasser heftige Stromschnellen bildete und dass man am
linken Ufer ohne Schwierigkeiten fahren konnte, in der Flussmitte
dagegen unfehlbar umschlug. Bereichert mit dieser Weisheit fuhren
wir weiter, fanden aber nichts von unseren Sachen wieder.
An der Mündung des Pe berichteten uns andere Pnihing, dass die
Bukat sich jetzt am Oberlaufe dieses Flusses aufhielten, weil sich seit
langer Zeit keine Batang-Lupar mehr gezeigt hätten.
An der Mündung des Pari, beim Häuptling T ingang aus Long
‘Küb, machten wir Halt. Der alte Mann, der in seiner Hütte mitten
unter grossen Mengen geräucherten Schweinefleisches und Bambus-
gefässen mit Fett dasass, machte mir Vorwürfe, weil ich die Fahrt
ohne Pnihing gewagt hatte und bot zum Beweis seines Wohlwollens
meinen Leuten Sago und mir einige Stücke Wildschweinfleisch zum
Geschenk an. Der Alte reihte je 5—6 solcher Fleischstücke von ungefähr
1 dm Dicke zum Räuchern auf ein Holzästchen. Er musste
das ganze Schwein in so kleine Stücke zerlegen, weil grössere über
dem Feuer nicht gar genug wurden, um längere Zeit auf bewahrt werden
zu können.
Nach der sehr dürftigen Kost, die ich während eines Monats genossen
hatte, erschien mir dieses halb geröstete, halb geräucherte
Schweinefleisch ein wunderbarer Leckerbissen, den ich später im Boote
mit Behagen verzehrte. Den Rest liessen wir uns nachher auch noch
am Blu-u schmecken, wo Fische und Hühner nur selten zu haben waren
und die Kajan zum Jagen keine Zeit hatten.
Als ich nach unserer Ankunft in Long Blu-u K wing I r a n g auf-
suchte, fand ich ihn sehr erregt neberi ANjANg Njahu sitzen, der ihm
unseren Reiseunfall berichtete, doch merkte ich nicht, dass er diesem
ernsthafte Vorwürfe machte oder heftig wurde. Nur der Eifer, mit
dem Leute gesucht wurden, um B ier Hilfe zu leisten, bewies mir, dass
unser Missgeschick doch tiefen Eindruck gemacht hatte. Zum Glück
waren die Männer sehr darauf aus, „•ringgit” (Reichstaler) zu verdienen;
einige wollten B ie r sogar nur unter der Bedingung, dass sie
ganz bei ihm bleiben durften, entgegen fahren. Dieser Eifer kam B ier s
Begleitern, die stark an Heimweh litten, gut zu statten. Die Gesellschaft,
die bereits am 28. Oktober mit 4 Packen Reis und anderen
notwendigen Dingen auf brach, traf B ier auf dem Heimweg, unterhalb
der Kasomündung, da sein Reis erschöpft war. Doch kehrte
er jetzt wieder um, nachdem er die meisten Leute überredet hatte,
bei ihm zu bleiben. Nur 4 Männer kamen nach .Long Blu-u zurück.
Als ich ihre bleichen Gesichter und hohlen Wangen mit denen ihrer
Stammesgenossen verglich, konnte ich es ihnen nicht verargen, dass
sie sich nach Ruhe sehnten. Krank wurde jedoch keiner von ihnen,
und auch B ier traf am 7. Nov. zwar sehr ermüdet, aber vollkommen
gesund mit seinem Geleite bei uns ein.
Abgesehen von unserem Unfall, hatten wir alle Ursache, mit dem
Ergebnis unserer einmonatlichen Expedition zufrieden zu sein. Der
ganze Weg vom Lasan Tujang, an der Grenze gegen Sferawak, bis
zum Blu-u war sorgfältig gemessen worden, von dem Grenzgebirge
hatten wir eine deutliche Vorstellung erhalten und weiter unten eine