die Dörfer in Apu Kajan 1500—2500 Einwohner, trotzdem sie dort
sicher nicht weiter voneinander entfernt liegen. Eiir mich war dies ein
Beweis dafür, dass die herrschenden Krankheiten in der Tat einen
überwiegenden Einfluss auf die Dichte der borneoschen Bevölkerung
haben müssen.
Krankheitsverhältnisse, wie sie unter den Bahau auftreten, wirken
nicht nur dezimierend auf die Anzahl der Individuen, sondern setzen
auch die Lebensenergie und Arbeitskraft der Menschen so weit herab,
dass diese auf ihrer niedrigen Bildungsstufe während eines »rossen
Teils ihres Lebens sich selbst und anderen nicht von dem Nutzen
sein können, wie ihnen dies unter günstigeren Gesundheitsverhältnissen
möglich wäre.
Der gleiche MangeTan Entwicklung und Kenntnissen, der den Bahau-
Dajak daran verhindert, sich gegen die gesundheitsschädigenden Einflüsse
seiner Umgebung zu wehren, macht seine ungünstige Wirkung
auch auf anderen wichtigen Gebieten seines Lebens geltend. Betrachten
wir von diesem Gesichtspunkt aus vor allem die Art und Weise, wie
er sich Nahrung verschafft.
Es ist dem Dajak unbekannt, dass dasselbe Feld, auf richtige
Weise bearbeitet, Jahre hintereinander Produkte liefern kann; daher
die mühselige Ausrodung immer neuer Waldstrecken und die Bearbeitung
des Ackers für nur 1 oder 2 Jahre. Da der Boden nicht
sorgsam vorbereitet wird, ist das Wachstum der Reispflanzen gering
und dieselben sind für ungünstige Lebensbedingungen, wie zu wenig
oder zu viel Regen, viel empfindlicher als unter einer besseren Kultur.
Ausserdem wird von dem gesäten Reis, den man nicht mit Erde bedeckt,
ein Teil von den Tieren aufgefressen und, falls es nicht gleich
nach der Saat regnet, leidet die Keimkraft der Körner durch zu starke
Sonnenbestrahlung. Von den wachsenden Halmen fordern die Waldtiere
ihren Teil, falls man diese nur vorübergehend bebauten Felder
nicht in mühsamer Arbeit mit starken Hecken umgibt. Ist der Reis
reif, so rauben Vögel und Affen, gegen die sich der Dajak nur schlecht
zu schützen weiss, wiederum einen Teil der Ernte. Auch wird diese
noch dadurch sehr verschlechtert, dass das Brennen der neuen Felder
in der Trockenperiode vorgenommen werden muss, wodurch die Erntezeit
in die Regenperiode fällt. Zur Erlangung einer genügenden Menge
Reis muss also nicht nur stets wieder ein neues Stück Feld gerodet
werden, sondern infolge des ausserordentlich geringen Ertrags muss
die bebaute Oberfläche auch viel grösser sein als dies bei einem rationellen
Betrieb nötig wäre; Ähnliche Zustände herrschen auch bei den
anderen Kulturen. Auch ihr besonders auf den Landbau so lähmend
wirkendes p pn a li-System hängt mit ihrer mangelhaften kulturellen Entwicklung
zusammen.
Eine andere schädliche Folge dieser Raubwirtschaft ist* dass diese
Stämme, infolge der Erschöpfung ihrer Felder in der Umgegend, nach
ergiebigeren Feldern umzuziehen gezwungen sind, so dass die ganze
Niedeilassung nach einigen Jahren von neuem aufgebaut werden muss.
Ein solcher Umzug bedeutet für eine Familie von wenig Gliedern eine
Arbeit, die jahrelang alle ausserhalb des Ackerbaus zur Verfügung
stehende Zeit in Anspruch nimmt, also wiederum einen bedeutenden
Arbeitsverlust.
Auch die Ausübung von Jagd und Fischfang ist bei diesen niedrigentwickelten
Völkern mit viel grösseren Schwierigkeiten und mit mehr
Arbeitsverschwendung' verbunden, als bei höher entwickelten. Für die
Jagd besitzen sie weder gute Schiesswaffen noch starke, gut dressierte
Hunde, während ihre Sehlingen und Fallen meist sehr primitiv beschaffen
sind oder viel Arbeit bei der Aufstellung erfordern.
Der Mangel an praktischen Fischmethoden hat die meisten Stämme
zu einem ausgebreiteten Gebrauch des Tubagiftes gebracht, wodurch
der Fischstand in vielen Flüssen vernichtet wird und für den übrigen
Teil des Jahres die verfügbare Menge Fischnahrung in vielen Gegenden
sehr herabgesetzt ist.
Nach der Nahrung kommt in zweiter Linie die Bedeckung zum
Schutz gegen das Klima in Betracht, Kleidung und Wohnung. Zur
Beschaffung derselben gebraucht der Dajak hauptsächlich die Zeit, die
ihm die Sorge für die Nahrung übrig lässt. A.uch hierbei zeigt es sich
also, unter welchen ungünstigen Bedingungen er sein relativ geringes
Kapital an Arbeitskraft ausnützen muss. Die Art und Weise, in welcher
das erforderliche Material für den Hausbau in den Wäldern gesucht,
dort roh bearbeitet und an Ort und Stelle geschafft wird, erfordert
wegen des Fehlens guter Hilfsmittel und Wege viel mehr
Anstrengung als da, wo letztere vorhanden sind. feb.. ein Beispiel
anzuführen, die Grundbalken des Hauses müssen nach der Bearbeitung
oft über weite Strecken durch die Berg und Tal bedeckenden Urwälder
geschleppt werden.
Falls die Kleidung nicht von auswärts, eingeführt wird, liefert die