3° A n ja S on gs Tod.
ungünstigen Verhältnisse nicht aufkommen können. Die Kajan hatten
seit meiner Abreise in der Tat viel durchgemacht und berichteten
mir og leich am folog enden Morogen die Einzelheiten.
Zuerst hatte A nja S ongs Tod die Dorfbewohner in Aufregung
versetzt. Über das Geheimnis, das ihren Tod umgab und die Rolle,
welche die Geisterwelt dabei gespielt haben sollte, begannen in der
Ueberzeugung der Leute Zweifel zu entstehen, und die Vorstellung,
dass A njang B awan seine Frau, wahrscheinlich aus Eifersucht, selbst
getötet hatte, gewann immer mehr Glauben. K wing Irang und sein
Ratgeber S orong waren bereits während meines Aufenthaltes in Uma
Möhak zu mir gekommen und hatten mich im Geheimen gefragt,
ob ich nicht auch der Ansicht wäre, der Mann habe seine Frau
selbst ermordet. Da der Vater des Mörders, Bo B awan, zu den vornehmsten
Priestern gehörte, wagten die Leute ihre Ueberzeugung nicht
zu äussern und Hessen die Angelegenheit ruhen. Wahrscheinlich wäre
ich diesem Beispiel gefolgt, wenn man nicht meine Person in die Sache hineinOg
ezoOg en hätte. Um die Geister des Batu Mili zu beruhiOg en,' hatte
man nämlich eine Opferfeier gehalten, deren Leitung Bo B awan unter
Beistand des Bandj’aresen U tas und eines Malaien vom Kapuas, T otong,
übernommen hatte. Nun erklärten diese beiden, in der darauffolgenden
Nacht geträumt zu haben, die Geister des Batu Mili hätten sich darüber
erzürnt, dass ich beim Besteigen des Berges das Gestrüpp hatte
umhacken lassen, wodurch der Boden für die Hühner und Schweine
der Geister unbrauchbar geworden wäre. Jetzt, wo sie mir die Schuld
an A nja S ongs Tode zuzuschieben suchten, blieb mir nichts anderes
übrig, als öffentlich zu erklären, was die anderen im Grunde selbst
glaubten, nämlich dass A njang seine Frau einfach selbst ermordet
und ihre Leiche unter einer Palme versteckt hatte. Ich machte immer
wieder darauf aufmerksam, dass die Geister sicher nicht den Kopf und
die Beine vom Körper getrennt haben würden und es überdies bekannt
war, dass das Ehepaar in Unfrieden lebte.
Kaum waren die Bewohner von Long Blü-u zur Feldarbeit zurückgekehrt,
mit der sie infolge des langen Suchens nach A nja S ong, das
sehr viele Menschen beansprucht hatte, im Rückstand waren, als der
von U mar verübte Mord die Gemüter aufs neue erregte und alle, deren
Felder jenseits des Mahakam lagen, wohin U mar geflohen war, wiederum
an der Arbeit verhinderte. Da der Mörder erst nach einem
Monat getötet werden konnte, hatte man viel Zeit verloren. Auch an
Misstrauen seitens der Kajänbevölkerung. 3i
diesem Unglück schrieb man mir die Schuld zu, indem ein Priester
der Pnihing, der sich aufs Träumen verstand, es für eine Strafe der
Geister erklärte, die darüber erzürnt wären, dass die Kajan so viele
Insekten für mich gefangen und mir' verkauft hätten. Augenscheinlich
spielte der Neid der Pnihing wegen der grossen Vorteile, welche die
Kajan aus unserem Aufenthalt bei ihnen zogen, hierbei eine grosse
Rolle, doch gelang es dem Priester, auch meine Kajanfreunde von
meiner Schuld zu überzeugen j j so dass sie mir während meines späteren
Aufenthaltes unter ihnen kein einziges Insekt mehr bringen
wollten. Dass die: Leute nach allen diesen Ereignissen keine Lust
mehr verspürten, uns in ihren Stamm zurückzuholen, war begreiflich,
überdies wussten sie, dass ich zu ihnen zurückkehrte, um sie an ihr
Versprechen, uns zu den so sehr gefürchteten Könja zu begleiten, zu
mahnen.
-Sehr eigentümlich berührte mich das Bewusstsein, mich unter einer
mir befreundeten Bahaubevölkerung zu befinden und dabei doch machtlos
zu sein, gegen alle diese offenbaren Lügen und Betrügereien, welche
die religiösen Überzeugungen des Volkes zum Deckmantel genommen
hatten, aufzutreten. Ich sprach zwar meine Ansichten immer wieder
offen aus, wusste aber zu gut, wie wenig Eindruck sie auf die Masse
machten, um mich viel mit ihr abzugeben. Weit mehr Hoffnung setzte
ich auf den Einfluss persönlicher Sympathie und die vielen Wohltaten,
die ich der Bevölkerung erwiesen hatte und noch erweisen wollte, um
unser früheres Verhältnis wiederherzustellen.
Meine Versuche, B ie r und D emmeni noch vor dem tugal (Saatfest)
von Long Töpai abholen zu lassen, gab ich sogleich auf, liess ihnen
aber durch mein eigenes Personal einige Kisten bringen, die sie für
einen längeren Aufenthalt nötig hatten. Vorläufig ging ich vorsichtshalber
nur in Gesellschaft eines bewaffneten Malaien durch die Niederlassung.
Bo H iäng, K wing I ranGS erste Frau, schlug mir zwar
anfangs vor, den Geistern des Batu Mili ebenfalls ein Opfer zu bringen,
um sie mit mir zu versöhnen, als ich ihr aber bedeutete, dass
die Geister meiner Ueberzeugung nach mit den beiden Ereignissen
nichts zu schaffen hätten, drang sie nicht weiter in mich.
In den ersten Tagen gaben mir die fünf malaiischen Männer in
Long Buleng, die durch U mar ernstlich, wenn auch nicht tötlich, verwundet
worden waren und deren Wunden sich infolge schlechter Pflege
während eines Monats etwas entzündet hatten, viel zu tun. Sobald ich