geführt, dass die ursprünglichen Formen in hübsch stilisierte Verzierungen
verändert wurden.
Wenn die Bahau im Walde Hütten für einen längeren Aufenthalt
bauen, z. B. um dort zu melo njaho, wobei sie von einem Besuch der
bösen Geister- besonders verschont bleiben müssen, so stellen sie auf
den grösseren Pfählen in sehr roher Form häufig derartige Genital-
bilder dar. Wir finden sie abgebildet auf den Balken b und c auf
Tafel 62, die von solch einer Hütte zum Vorzeichensuchen herstammen.
- Bei b sind die männlichen Genitalien mit 1 und 2 angegeben,
wobei die breite Erhebung 2 das Scrotum und die schmale 1 das männliche
Glied vorstellt.
Um die hiervon abgeleiteten Figuren zu begreifen, muss man sich
diese Teile im Durchschnitt vorstellen. Eine solche Figur heisst noch,
ebenso wie die von ihr abgeleitete, kelot, männliches Organ. Sie kommt
bei a vor, doch ist sie hier durch den allmählichen Übergang, zwischen
den beiden zusammengestellten Teilen bereits mehr umgestaltet.
Das männliche Glied ist hier wieder mit 1, das Scrotum mit 2 bezeichnet;
das Ganze ist zwischen zwei Spitzen gefasst, von denen die rechte
kleiner als die linke ausgefallen ist. Dieses Holzstück ist aus der Stützwurzel
eines Baumes gehackt, der auf der Wasserscheide zwischen
Kapuas und Mahakam stand. Zu dem gleichen Zweck, zu dem den
Geistern des neu betretenen Gebiets zahlreiche Opfer gebracht und
viele Mittel, wie allerhand Pflanzendorne und künstliche Haken angewandt
werden, um den Geistern des verlassenen Gebiets das Überschreiten
dieses Scheidepunktes zu verbieten, hatte man auch diese
geisterverjagenden Figuren in""die platten Stützwurzeln der Bäume
gehackt.
Weibliche Genitalien werden ebenso einfach imitiert, wie an den
auf Balken c bei 3 und 4 vorkommenden Figuren zu sehen ist. Es
sind vier gleich breite Erhebungen, welche die inneren und äusseren
Schamlippen nachahmen, an der Oberfläche des Holzes stehen gelassen
sind und von der Seite auch am besten als Motiv für komplizierte
Figuren erkannt werden können. Im allgemeinen werden diese
Figuren variiert, indem man die zwei mittelsten oder die zwei äus-
sersten oder beide Gruppen dieser Erhebungen zu mehr oder weniger
zierlich gebogenen Linien verlängert oder die Erhebungen weiter auseinander
rückt und durch flach gebogene Stücke trennt.
Wie bereits gemeldet ist, wendet man dieses Motiv, in Überein-
Stimmung mit dem ursprünglichen geisterverscheuchenden Zweck der
Genitalien am häufigsten dort an, wo man eine Annäherung der Krankheit
und Unglück bringenden bösen Geister verhindern will, also auf
den Wohnhäusern. In sprechender Weise ist dies auf Tafel 28 an dem
Rahmen der Tür zu sehen, die in die Wohnung einer der vornehmsten
Kajanpriesterinnen am Blu-u führte. Dieser Rahmen ist vollständig
aus Schnitzereien, welche männliche und weibliche Genitalien zum
Motiv haben, zusammengesetzt.
Mehr im Detail sind derartige geschnitzte Bretter in den Stücken
d, e und f auf Tafel 62 dargestellt. Dies sind Schwellen von ähnlichen
Türen aus dem Hause der Pnihing am Tjöhan; die ausgeschnittenen
Stellen, die zur Befestigung der Bretter an der Wand dienen,
und die Löcher zur Aufnahme der Türzapfen sind an den rechten
Enden von d und e zu sehen. An diesen schön geschnitzten Eisenholzschwellen
sind die Motive noch leicht erkennbar. Für alle drei
sind hauptsächlich männliche Genitalien benützt worden; je ein derartiges
Organ ist mit 1 und 2 bezeichnet worden. Dieselben Figuren
wiederholen sich an den beiden Aussenenden, doch ist hier der spitze
Teil weniger deutlich dargestellt.
Bei e sieht man zu beiden Seiten des Mittelstückes ein durch die
typischen Teile 1 und 2 vorgestelltes kelot-, wegen starker Stilisierung
weniger gut erkennbar ist dasjenige an den Aussenenden, rechts und
links von 2.
Dasselbe ist bei f der Fall, wo die beiden k$lot in der Mitte bei
1 und 2 zwar deutlich sind, die beiden kleineren an der Aussenseite
dagegen kaum noch von diesem Motiv abgeleitet werden können. Das
rechte kelot besitzt als Überbleibsel von Teil 1 nur noch eine schwache
Erhöhung am Grunde einer Vertiefung und links ist diese Erhöhung
überhaupt nicht mehr zu sehen.
Wieweit die Umbildung dieses Motivs gehen kann, zeigt sich am
besten an der auf Tafel 3 4 abgebildeten Galerievefzierung von K w in g
I r a n g s Haus. Man findet hier an den Unterrippen der dreieckigen
walang-bahi-u einige deutlich dargestellte kelot; diese sind auch an den
hübsch geschnitzten Stützbalken des Daches zu erkennen, aber hier
ist das kleine Glied häufig zu einer spitzen Figur verlängert worden,
die in einer zierlichen Spirale zum dicken Teil gerichtet ist. Eine derartige
Figur "kommt z. B. oben, am dritten Balken von links, vor.
Von dieser durch einige Spiralen geschieden, befindet sich weiter unten