fernen Blättern fand. Schnell wuchs das Bäumchen in die Höhe; durch
eine Öffnung, die sich dabei int Stamm bildete und die der Himmelsgeist
U w a n g bemerkte, _ wurde es von diesem befruchtet. Als Folge
hiervon entwickelten sich unten am Bäumchen zwei Sprossen, ein männ-
lichei, Am e i K lo w o n , und ein weiblicher In e i K l lo n . E s waren menschliche
Wesen, aber ohne Arme und Beine, denn einer der Bewohner
des Landes,, in welches die Zange gefallen war, hatte den Baum .verwundet,
indem er mit seinem Schwert unten am Stamm einen Blutegel
tötete, den er von seinem Bein gestreift hatte. Auf diese Weise waren
die ersterschaffenen Menschen verstümmelt worden. Sie waren immerhin
noch sexueller Gemeinschaft fähig, und so gab In e i K l io n
3 Kindern das Leben: KiYt. l a B ELaLAN G ica, Ki'it lu i . B e lu l a n g ubui
und Kilt LANG B EL aLAN G uw an g . Von diesen Dreien stammen die Bahau
ab. Der kupferne Baum, P o ö n k a w a t , wuchs jedoch weiter und lieferte
noch viele Sprossen, aus denen von unten nach oben zuerst die bösen,
dann die guten Geister hervorgingen, danach die Hauptgeister wie
DjXjX H ip u i u. s. w., schliesslich, am Gipfel, Am e i T in g e i, der das Dasein
der Bahau beherrscht.
Unter den zahlreichen Geistern, die auf das Geschick der Mahakam-
bewohner Einfluss ausüben, gibt es einige, die im ganzen Gebiete
eine aussergewöhnlich grosse Macht entfalten und über. sämtliche allgemeine
Interessen der Bevölkerung zu bestimmen haben. Wie sonst bei
der Erforschung ihrer Religion hatte mich auch hier nur ein besonders
günstiger Umstand die Existenz dieser Schutzgeister, seniang genannt,
entdecken lassen. Das erste Mal erfuhr ich von ihnen im Jahre 1897
durch das Opfer, das die Long-Glat von Long Tepai für die seniang
unterhalb der Wasserfälle den Fluss abwärts treiben Hessen (T. I p.
367). Später, hauptsächlich auf meiner Fahrt zur Küste, hatte ich versucht,
Näheres über diese Geister zu erfahren, doch hörte ich nur,
dass einer dieser seniang in alten Monumenten hauste, die an der
Ratamündung liegen mussten. Als wir jedoch in dem betreffenden
Jahr über die Wasserfälle zogen und uns dem heiligen Orte näherten,
war aus meinen Kajan nichts herauszubekommen; nur verriet mir ein
junger unvorsichtiger Ruderer, dass bei Long Bagung noch eine zweite,
ähnliche Gruppe vorhanden sei, man sich aber gehütet habe, von ihr
zu sprechen, bevor wir sie längst passiert hatten, aus Furcht, dass
ich sie sonst hätte besuchen wollen. So drohten denn damals meine
Nachforschungen nach der wahren Beschaffenheit dieser Monumente
und ihrem Fundort durch die Angst meiner Kajan zu missglücken,
und meine Enttäuschung war nicht gering, als auch die Hwang-Boh,
die Bewohner eines in der Nähe des Rata gelegenen Hauses, jede
Auskunft über die Monumente verweioge rten. Mit oprossem Misstrauen
nahm ich denn auch K w in g s Vorschlagö auf,' erst bis Lonog« Howonog
hinunterzufahren, dort zu übernachten und am folgenden Tage die
Bilder mit Hilfe der dortigen Bewohner aufzusuchen. An der Ratamündung
lebte jedoch niemand mehr, der mir Auskunft geben konnte
über die wissenschaftlichen Schätze, die der Wald hier barg, und so
blieb mir nichts anderes übrig, als nach Long Howong weiter zu fahren
und dort Umschau zu halten.
Die Sonne stand noch hoch am Himmel, als wir das Dorf erreichten.
Auf Baumtreppen stiegen ' wir den Uferwall hinauf, um durch eine
hölzerne, zu beiden Seiten mit grotesken Menschenfiguren verzierte
Pforte hindurch über sehr hohe Bretterstege zum Hause zu gelangen.
Auf einer Plattform am Ufer erwarteten wir plaudernd die Dorfautoritäten.
Diese waren nämlich den Rata hinaufgefahren, um mit dem
dortigen Häuptling D in g B a jow über einen Diebstahl zu verhandeln,
der dort stattgefunden hatte. Ein Bakumpai war von einem Buginesen
als der Täter angeklagt worden, und da D in g B a jow der Beschuldigung
Glauben schenkte, drohte ein Zwist zwischen beiden Parteien
der Buschproduktensucher auszubrechen.
Die Häuptlinge, die gegen Abend zurückkehrten, schienen ganz vom
Schlage der Bahau zu sein, denn sie drängten sich, obgleich ich mit
vielen Kajan, die sie seit langer Zeit nicht gesehen hatten, auf der
Plattform stand, an uns zum Hause hindurch, ohne uns zu beachten.
Allerdings kamen später die angesehensten zu unserer Begrüssung
wieder herunter. Sie schützten aber ebenfalls hinsichtlich der Bilder
am Rata gänzliche Unwissenheit vor, doch merkte ich, dass mein Besuch
eben durchaus unwillkommen war. Ich hatte übrigens an diesem
Tage übergenug von der Angelegenheit und kehrte nach meinem Boot
zurück, iyo ich nach einer kärglichen Mahlzeit im Schlaf meinen Kampf
mit Misstrauen und Aberglauben zu vergessen und eine neue Dosis
Geduld zu gewinnen suchte. Letztere hatte ich in der Tat sehr notieor,'
denn auch am anderen Morgen wollten mich weder meine eigenen
Bahau noch die von Long Howong zu den Monumenten hinaufführen.
Da kamen mir unerwartet die Bakumpai zu Hilfe, die sich wegen der
Diebstahlaffaire in Schwierigkeiten befanden. Ihr Anführer ersuchte