Wohnungswechsel. !S3
In Anbetracht, dass der Bau einer Niederlassung sehr zeitraubend
ist, kann er nur dann begonnen werden, wenn eine reiche Ernte einen
zeitweiligen Ueberfluss bewirkt hat. Kommen Missernten, Krankheiten
und andere Hindernisse vor, so kann es Jahre dauern, bevor die Häuser
völlig hergestellt sind. Trotz aller mit dem Bau verknüpften Schwierigkeiten
werden sie oft nur sehr kurze Zeit bewohnt.
Die Erschöpfung der umliegenden Ackergründe zwingt einen Stamm
zwar erst nach Jahren zum Umzug, doch findet dieser oft schon lange
vorher aus ernsteren Ursachen statt. Treten nämlich Krankheiten auf,
die aussergewöhnlich lange dauern und eine grosse Sterblichkeit verursachen,
so entschliessen sich die Bewohner leicht zum Verlassen
des Hauses, um den Geistern der Umgebung, welche die Krankheiten
erzeugten, zu entgehen. In ernsten Fällen sucht sich ein Stamm
bereits" nach 3 Jahren einen neuen Wohnplatz. Ich selbst erlebte,
dass die Pnihing am Long Pakate ihr grosses, starkes Haus 1897—
1898 beendeten und bereits im folgenden Jahre provisorische Hütten
weiter unten am Tjehan bezogen, um dort Material für den Bau
eines neuen Hauses an der Mündung dieses Flusses zu suchen. Häufige
Krankheits- und Todesfälle hatten hierzu die Veranlassung gegeben.
Zu gleicher Zeit vollendeten die Pnihing von Long ‘Kub ihr
Haus, das sie ganz aus neuem Material aufgebaut hatten, zogen aber
bereits 1901 nach einem Ort oberhalb der Kasomündung.
Die Wahl und Bearbeitung der erforderlichen Pfähle, Planken und
Dachbedeckung gehört zum beschwerlichsten Teil des Hausbaus; man
benutzt zwar so viel als möglich altes Material, aber dies ist meistens
nach mehrjährigem Gebrauch nicht mehr verwendbar. Dieser
ständige Wohnungswechsel beeinträchtigt die Arbeit der Dorfbewohner
in hohem Grade; 60-jährige Leute haben in ihrem Leben 10 bis 12
Häuser erbauen helfen. Wo die Verhältnisse es erlauben, bauen Ba-
hau und Könja ihre Häuser vollständig aus Holz, das ineinander gefügt
und mit Rotang gebunden wird. Daher findet man auch am
oberen Mahakam, wo der Wald gross und die Bevölkerung relativ
gering ist, ausschliesslich Holzhäuser; nur Plattformen und provisorische
Gebäude werden bisweilen aus Bambus hergestellt. Anders verhält
es sich in Gebieten, wie die am oberen Kajan, in denen seit
Jahren eine dichte Bevölkerung lebt; dort werden wegen Holzmangels
für die Dachbedeckung und die Wände grosse Baumblätter benützt,
die auf bestimmte Weise aneinander gereiht und in Form von Matten