länger dauern musste, der Zug den Reiz der Neuheit für die anderen
Mitreisenden verloren und ich sie dann viel schwerer in Bewegung
gebracht hätte. Überdies war es am besten, die Könja vor eine Tatsache
zu stellen und nicht zu warte«, bis sie vielleicht aus Angst vor
dem Ungewöhnlichen meinen Besuch ablehnten.
Die Versammlung führte wie gewöhnlich, trotz ^ li stündiger Beratung,
zu keinem Resultat; ich konnte auf den Vorschlag der Häuptlinge
nicht eingehen und diese äusserten sich nicht darüber, ob sie
dennoch mit mir gehen, oder die Reise überhaupt nicht unternehmen
wollten. Trotzdem die Meinungen einander scharf gegenüber standeri
und unsere gegenseitigen Interessen mit der Angelegenheit fest verbunden
waren, wurden wir doch nicht heftig. Alles ging ruhig seinen
Gang, man merkte, dass die Bahau ihre Beschwerden, die für mich
als Niederländer nur unangenehm, für sie aber sehr gewichtig waren,
nicht zur Sprache brachten, und nur einmal, als Bo T iju n g etwas hitziger
ausfuhr, konnte ich ein jnata tasin" („möge ein Speer mich
töten” , Fluch der Bahau) nicht: unterdrücken. Die ganze Gesellschaft
wurde aber dadurch beunruhigt, da sie einert Ausbruch von' Heftigkeit
meinerseits fürchtete, und Bo ’T iju n g beobachtete in seiner Beweisführung
sogleich mehr Vorsicht.
K w in g I r a n g fand die Situation augenscheinlich sehr peinlich, denn
er stand, ohne etwas zu sagen, als erster auf. Als ihm noch einige
folgten, schlug Bo T iju n g vor, die Beratung am folgenden Tage fortzusetzen.
Ich erfuhr jedoch, dass die Häuptlinge später in Bo L e a s
amin wieder zusammengekommen waren. Des anderen Morgens früh kam
K w in g I r a n g auch, um mir zu berichten, man habe, in einer nächtlichen
Beratung beschlossen, falls das Wasser falle, die Reise mit 'mir beim
folgenden Neumond dennoch zu unternehmen. TEMiNGGUNG I t jo t und
er selbst, die nach dem Mörase zurückkehrten, wollten die Ma-Suling
benachrichtigen und Bo T iju n g sollte sich nach Batu Sala und Lulu
Njiwung begeben, um die Long-Glat mit ihren Häuptlingen P a rÜ n
D a lo n g und D in g N g ow dazu zu bewegen, ebenfalls ein oder zwei
Böte mit Männern zur Reise auszurüsten.
Wegen des hohen Wasserstandes war drei Tage lang an eine Rückkehr
nach dem Blu-u nicht zu denken, auch brauchte ich schliesslich
mit meinem kleinen, gut bemannten Boot drei statt zwei Tage für
die Reise. K w in g I r a n g langte mit seiner Familie in einem mit Reis
schwer geladenen Fahrzeug sogar erst am 23. November än.: Bis
zum Ende des Monats behielt der Fluss seinen hohen Wasserstand.
H ia n g und K e h a d , K w in g s Frau und Pflegetochter, kehrten von
ihrem Ausflug zum Mörase sehr befriedigt heim, sie waren in ihrem
Leben noch nie bei den Ma-Suling gewesen, trotzdem diese nur eine
Tagereise weit von Long Blu-u wohnten. Beide Frauen hatten zueist
tagelang nicht gewagt, sich mit ihren Verwandten in ihrem gebrochenen
Busang zu unterhalten. Die Kajanfrauen sind an einen Verkehr
mit benachbarten, verwandten Stämmen nicht gewöhnt, die Frauen der
Long-Glat. sind etwas reisegewandter, da ihre ursprünglich vereinigten
'Niederlassungen noch jetzt durch viele Verwandtschafts- und Freundschaftsbande
verknüpft sind.
Die Kajanfamilien in Long Blu-u waren in diesen Monaten noch
immer damit beschäftigt, Material zum Bau von K w in g I r a n g s Haus
herbeizuschaffen ; augenblicklich arbeiteten sie an den grossen, schweren
Brettern, welche für die Diele in der Galerie bestimmt waren. Je zwei
Familien hatten ein solches Brett fertig zu stellen. Der Hausbau lag
K w in g I r a n g so am Herzen, dass ihm sein Entschluss, mich jetzt
schon auf der Reise zu begleiten, sehr viel Selbstüberwindung gekostet
ajaben, musste.
Während wir in grösser Einförmigkeit, so gut es eben ging, die folgenden
Tage verbrachten, wurden wir eines Mittags durch einengrossen
Menschenauflaüf erschreckt, der sich nach dem unten am Fluss liegenden
Teil der Niederlassung bewegte, Voll Neugier schlossen wir uns den Leuten
an und bemerkten bald eine grosse, mitten aus einer langen Häuserreihe
aufsteigende Rauchwolke. Beim Gedanken an das viele trockene
Holz, aus dem das Dorf bestand, wurde uns Angst, doch sahen wir
sogleich, dass das Feuer sich nicht weiter ausbreitete. Einige Männer,
die unter lautem Geschrei auf das Dach geklettert waren, schlugen
mit Schwertern von den angrenzenden Häusern die Schindeln los und
warfen sie hinunter. Auch von Innen wurden die leichter entzündlichen
Holzteile auseinander gerückt und das schwerere Holz mit Wasser
begossen, so dass der Rauch nach kurzer Zeit nachliess und das Unheil
abgewandt war. Eine Mutter mit ihrer Tochter hatten den Brand
veranlasst, indem sie sich unvorsichtiger Weise von dem Topf, in dem
sie Schweinespeck schmelzten, entfernt hatten. Wahrscheinlich waren die
Flammen des Holzfeuers in den offenen Kochtopf, geschlagen und
hatten dann das über dem Herde aufgestapelte Brennholz ergriffen.
Die Dorfleute machten den Schuldigen, die übrigens durch den