Auch bei den Rasthütten werden Schreckfiguren aufgestellt (Taf.
83 oben), ebenso auf den Begräbnisplätzen der Häuptlinge und dèr
gewöhnlichen Kénja.
Zum Schutz der Gräber werden grosse, stilisierte Hundefiguren auf
hohen Beinen benützt ; man findet sie sowohl unter dem Grabmal
aufgestellt als auch auf dem Dache. Die zwei schönsten Prunkgräber
von Bui Djalongs Sohn und Tochter sind auf Tafel 84 zu sehen.
Die bila bestanden hier aus Kammern, in welchen die Särge auf 4—
6 m hohen, schweren Pfählen ruhten. Groteske Figuren verzierten diè
Dächer und Wände der Monumente; auch die Pfähle waren hübsch
bemalt und das ganze Gebäude von oben mit allerhand Kleidungsstücken
und Waffen behängt. Auf dem Dache des Grabmals des Häuptlingssohns
sieht man zwischen zwei stilisierten Hundefiguren einen Mann
sitzen, der Flöte spielt ; als Sessel dient ihm eine liegende Männerfigur.
Aussen an der bila hingen hier Schilde, Kriegsjacken und -mützen
und Sitzmatten, während in. der Kammer selbst Schwerter lagen. Die
Farben dieser Prunkgräber waren noch ziemlich neu und hoben sich
daher lebhaft gegen den Hintergrund von dunkelgrünen Bergen ab. ö Ö o o o
Derartige Monumente werden nicht auf dem allgemeinen Begräbnisplatz
errichtet, sondern stets gesondert in kleinen Gruppen etwas ausserhalb
des Dorfes. Man darf sich ihnen nur mit des Häuptlings Erlaubnis
nähern.
Obgleich man bei einem Gang durch Ö ö das Dorf nur selten den Erdboden
zu berühren brauchte, war dieser doch sorgfältig von'Pflanzen
gereinigt, so dass sich zwischen den Häusern ganze Flächen nackter,
fester Erde ausbreiteten, die von den Kindern als Spielplätze benützt
wurden. Am Kapuas führten nur schmale Pfade durch das. überall
wuchernde Gestrüpp und am Mahakam wurde nur vor dem Häuptlingshause
ein Stück Erde rein gehalten. Für uns Europäer bildete
das Gehen auf festem Boden eine lang entbehrte Annehmlichkeit nach
dem Aufenthalt im dicht bewachsenen Wald. F'ruchtbäume sah man
nur bei den Häusern der Häuptlinge und bei einigen ihrer panjin.
Das rauhe Klima trug wohl die Schuld daran, dass die Bäume nicht
üppig wuchsen.
Am 9. Oktober wurden wir früh morgens durch das buka geweckt,
d.. h. durch plötzliche Schläge auf die Gonge, welche die Dorfbewohner
zusammenriefen. Obgleich ich dies unheilverkündende Geläut nicht verstand,
blieb ich anfangs ruhig hinter meinem Moskitonetz, da auch
PRUNKGRAB (bila) von BU| DJALONGS TOCHTER KULING.
Rechts hinten Grab eines männlichen Häuptlings: unter diesem und links von Kulings Grab
stilisierte Hundefiguren zur Abwehr böser Geister.