In der Reihe der Kunsthandwerke der Bahau- und Könjastämme
nehmen die in bunten Farben aus kleinen Glasperlen gearbeiteten
Muster eine wichtige Stelle ein. Letztere zeigen besonders deutlich,
dass der Geschmack und die Kunstfertigkeit dieser Stämme sich nicht
allein auf die Form beschränken, sondern dass auch ihr Farbensinn
sehr entwickelt ist. Nach Vorlagen, welche die Männer ausschneiden,
verfertigen die Frauen diese Perlenmuster zur Verzierung bestimmter
Gegenstände. Zu diesen gehören vor allem die Kindertragbretter, häwät,
auf welchen die grössten Muster (täp) nach der in Figur d auf Tafel
69 wiedergegebenen Weise angeheftet werden. Die meisten täp sammelte
ich am Mahakam, wo sie oberhalb der Wasserfälle noch sehr
in Gebrauch sind. Doch ist hier in diesem Gewerbe insofern bereits
ein o-ewisser Rückschritt zu verzeichnen, als, soweit ich der Sache
nachgehen konnte, die Frauen gegenwärtig nur die Formen der täp
aus früherer Zeit nacharbeiten, ohne neue zu erfinden, und sich mit
der Wahl der Farben nach eigenem Geschmack begnügen.
Dies war auch bei den Kajan am Kapuas der Fall, so dass ich
erst nach Jahren dahinterkam, von wo die ursprünglichen Formen
stammten. Als ich nämlich am Ende meiner Reisen die Könjastämme
besuchte, sah ich, dass bei diesen noch die ursprüngliche Herstellungsmethode
nach Vorlagen, welche die Männer auf Brettchen schnitzten,
im' Schwange war. Zwei solcher Holzpatronen sind auf Tafel 69 bei
c und e abgebildet. Jede Hälfte von c ist mit zwei Tiermasken verziert,
die mit einigen Schnörkeln ineinander greifen und zusammen
eine geschmackvolle ■ Figur bilden. Das bereits gebrauchte Brett e
trägt zwei' Paar aso, von denen jedes mit den Körpern zusammen-
fliesst, ein bei den Könja beliebtes Motiv. Oben und unten an den
Rändern sieht man 5 Löcher, die dazu, gedient haben, eine feste
Schnur an einer Seite längs des Musterbretts zu spannen. An diese
Schnur wurden dann die vielen kleineren Schnüre befestigt, an welchen
nach dem Muster die farbigen Perlen aneinander gereiht wurden. Zweifellos
sind auf diese Weise auch die jetzt noch unter den Mähakam-
und Kapuasbähau zirkulierenden Muster entstanden, doch beschränkt
man sich bei diesen gegenwärtig auf die Nachahmung der alten Vorlagen.
Für eine solche Nachahmung sind die beiden täp auf Tafel 71
ein Beispiel: die unterste b ist sehr mangelhaft reproduziert, sie ist
die älteste und in der Tat erscheinen ihre Farben auch unserem
Auge altertümlich. Nach dieser ist mit neueren Perlen a nachgearbeitet,