brach, musste alles Gepäck 3 Mal nacheinander aus den Böten genommen
werden, um diese mittelst Rotang die Wasserfälle hinaufziehen
zu können. Dies geschah an der rechten Uferseite, weil sich links eine
lotrechte Felswand hoch über die Wasserfläche erhob. Einer dieser
Wasserfälle hiess Kiham Hulu; erst gegen 2 Uhr hatten wir sie passiert
und ging die Fahrt zwischen sehr steilen Ufern und kleinen
F'elsblöcken im Flusse weiter. Das uns. umgebende dunkel lehmfarbige
Gestein und das über die Felswände hängende tiefe Waldesgrün machten
einen finsteren Eindruck ; die Abwesenheit jedes menschlichen Wesens
wirkte noch dazu, wie übrigens auf der ganzen Reise, niederdrückend.
Anderthalb Stunden oberhalb des Kiham Hulu schien ein 30 m hoher
Block den Fluss gänzlich abzuschliessen t in der Nähe jedoch zeigten
sich zu beiden Seiten desselben 6— 7 m breite Spalten, durch die wir
die Böte hinaufziehen lassen mussten. Der schön rote, aus dünnen
Jaspisschichten bestehende Felsblock bot seiner Steilheit wegen den
Kajan zum Hinaufklettern keine Stützpunkte, so dass diese die Böte
nicht, wie üblich, von oben mit Rotangseilen um ihn herumziehen
konnten; wir hätten trotz des sehr günstigen Wasserstandes nicht gewusst,
wie die starke Strömung in dieser Enge überwinden, da auch die
beiden Ufer aus sehr steilen, unzugänglichen Felsen bestanden, wenn
sich nicht an dem zu einer Art von untiefen Bai ausgehöhlten rechten Ufer
eine grosse Menge toten Holzes, worunter schwere Bäume, aufgestapelt
vehabt hätte, welch letztere so hoch an der Felswand o ' hinaufreichten, dass
die Kajan über diese hinweg eine niedrigere Stelle der Wand erklimmen
konnten. Hier fanden ihre blossen Füsse einen genügenden Halt, um
die Fahrzeuge an zugeworfenen Rotangkabeln durch die Enge zu ziehen.
Diese war nur 25 m lang, doch lagen dicht oberhalb derselben
wieder 3 grosse Blöcke im Flusse, der sich zwischen diesen mit vielen
Stromschnellen hindurchwand. Auch hier mussten die Böte an Rotangkabeln
gezogen werden, was bei höherem und daher ungestümerem
Wasser unmöglich gewesen wäre. Zum Glück erreichten wir bald
die Stelle, wo unser Gepäck lag, und konnten uns von allen Anstrengungen
erholen. Nach D e m m e n i hatten wir an diesem Tage
einen Abstand von 1 1 km zurückgelegt und zwar gerade in nördlicher
Richtung. Ich hatte jetzt, wo B i e r nicht mehr da war, um den
Fluss sorgfältig topographisch aufzunehmen, mit D e m m e n i verabredet,
dass { er unseren Reiseweg auf dieselbe Weise messen sollte, wie er
es im Jahre 1896 am Mahakam getan hatte, nämlich indem er die
Flussrichtung mit der Handbussole bestimmte und die Abstände schätzte.
Damals hatten D e m m e n i s Messungen eine Karte mit relativ kleinen
Fehlern ergeben; so - war es denn auch jetzt der Mühe wert, dass
D e m m e n i sich während der ganzen Reise ernsthaft dieser Arbeit widmete.
Abends brachten mir die Pnihing einen 3/4 m langen, eigentümlichen,
rotbraunen Fisch,- k$to genannt, der nach der Meinung aller Anwesenden
nur im Boh vorkam, während eine nahe verwandte Art im
Mahakam lebte und eine graue oder graue und schwarze Marmorierung
zeigte.
Am anderen Morgen luden Eingeborene und Malaien wieder ihre
Böte und dehnten ihre Fahrt so weit aus,- dass sie erst nach Sonnenuntergang
zurückkehrten. Nach ihrem Bericht kamen in diesem Teil des
Boh bis zur Mündung des Oga, den sie erreicht hatten und ein Stück
weit hinaufgefahren waren, keine Wasserfälle mehr vor. Das war allerdings
wahr, im übrigen erwies sich aber das Flussbett am folgenden
Tage als äusserst ungünstig für die Fahrt. Trotz des noch tieferen
Wasserstandes verhinderte die wegen der zahlreichen, das Flussbett
verengenden Blöcke sehr heftige Strömung ein schnelles Vorwärtskommen,
auch mussten wir ständig auf der Hut sein, nicht auf einen
unter Wasser liegenden Felsen zu stossen; bei der so viel schnelleren
Talfahrt musste diese Gefahr noch viel grösser sein. Häufig zogen die
Kajan die Böte an Rotangkabeln längs des Ufers vorwärts. &Gegen
1 Uhr erreichten wir die Ogamündung. Am rechten Bohufer hatten
unsere Gesandten unter den überhängenden Bäumen einen langen Stock
derart in den Boden gepflanzt, dass sein freies Ende nach dem Nebenfluss
wies; ungefähr 1500 m weiter im Oga fanden wir unser auf-
gestapeltes Gepäck. Das Nachtlager der Könja musste jedoch noch
weiter oben liegen, weil sie mit ihren leichter beladenen Böten auch
grössere Tagereisen zurücklegen konnten.
Das Gestein, das wir an diesem Tage im Boh angetroffen hatten,
glich völlig demjenigen im Stromgebiet des Mahakam | es bestand
meistens aus dunklen Schiefern, die mit sehr regelmässig gelagerten
Jaspisschichten von weissgrauer, roter und schwarzer Farbe abwechselten.
Der Oga erwies sich als 30—50 m breiter Nebenfluss, der sich
in die dunklen Schiefer ein schmales, tiefes Bett mit steil aufsteigenden
Seitenwänden gegraben hatte. Seine Ufer waren bis hoch hinauf gänzlich
nackt, erst weiter oben setzte der Busch an mit senkrecht stehenden,
50—70 m hohen Waldriesen, während die in anderen Flüssen