die Verhältnisse am mittleren Mahakam erhalten hatten, erschien es
ihnen augenscheinlich auch selbst zu gefährlich, um dort ihre Stammesgenossen
zu suchen. Ich hatte mir eine ernsthafte Unterredung
mit T aman D au vorgenommen; bei dem offenen Auftreten der Könja
glaubte ich diese auch durch Vermittlung B ang J oics oder einer der
Häuptlinge aus Bo A d jan g L ed jü S Hause stattfinden lassen zu können.
Mit diesen stand ich wie immer auf sehr gutem Fuss, und obwohl
B a n g J ok sich mehr an Kartenspiel und Hahnenkämpfen als an unserer
Gesellschaft gelegen sein liess, enthielt er sich jetzt doch seines
früheren feindseligen Treibens, wenigstens berichteten mir meine Malaien,
die täglich in der Niederlassung verkehrten, nichts dergleichen mehr.
Einige Kahajan-Dajak, die am 29. März von oben angefahren kamen,
erzählten, dass K wing I r an g und die Seinen sich in Long Töpai
befanden. K wing war dort erst durch schlechte Vorzeichen aufgehalten
worden, dann hatte er seinen ältesten Sohn B an g A wan abholen lassen
und schliesslich, im Begriff abzufahren, hatte ihn der Tod eines
kleinen Kindes noch 4 Tage Aufenthalt gekostet. Jedenfalls konnte
ich ihn jetzt täglich in Long Döho erwarten und mit ihm D em m eni
mit unserem ganzen Gepäck.
Bevor die Erwarteten eintrafen, erschien T aman D au mit ungefähr
80 Mann Gefolge in Long Dfeho. Meinem Wunsche gemäss kam B ang
J ok bald darauf mit der Meldung, dass er mir mittags mit den Könja einen
Besuch machen würde. Ich hatte mir in dem Glauben, dass meine
Reise zu den Könja wahrscheinlich doch nicht zustande kommen würde,
vorgenommen, T aman D au wenigstens deutlich auseinanderzusetzen,
welche Absichten die niederländische Regierung mit der Einsetzung
einer Verwaltung am Mahakam verfolge, und zu betonen, dass Kopfjagden,
wie sie bisher bei den K6nja üblich gewesen, in Zukunft nicht
mehr ungestraft stattfinden dürften. Hierbei konnte ich, als nützlichen
Wink für B ang J o k , meine feste Überzeugung aussprechen, dass ein
Kontrolleur in der Tat kommen werde.
Nach dem Mittagsmahl begann sich unsere Galerie zuerst mit allen
fremden Elementen, die sich in Long Döho auf hielten, zu füllen; dann
kam B an g J ok mit einigen der Ältesten, denen sich 2 0 neugierige
Long-Glat angeschlossen hatten. B ang J oic hatte in Tengaron, ausser
allerhand gefährlichen Liebhabereien, auch eine malaiische Feierlichkeit
im Auftreten angenommen; er trug eine Hose aus gelber chinesischer
Seide, eine dunkelviolette Jacke, ein seidenes Kopftuch und zur
Seite ein Schwert. Trotz dieses seltsamen Aufputzes und trotz der feindseligen
Gesinnung und Verdorbenheit meines Gastes, von der ich mehr,
als mir lieb war, erfahren hatte, konnte ich mich doch dem eigentümlichen
Reiz, der von B ang J ok ausging, nicht entziehen. Er war ein
Mann vo.n etwa 35 Jahren, von langer, schlanker Gestalt und hellgelber
Hautfarbe. Seine regelmässigen Gesichtszüge, seine lange, gerade
Nase und sein welliges Haar bildeten einen scharfen Gegensatz
zu den breiten, plattnasigen Gesichtern der übrigen Bahau. Aus seinen
hellbraunen Augen sprach mehr Verstand als aus seinem Wesen,
denn er bewegte sich und sprach langsam und ausdruckslos, wahrscheinlich
weil er dies für fein hielt.
Eirfen ganz anderen Eindruck machte T aman D au, der mit seinen
Begleitern von der anderen Seite der äwä eintrat. Auch er war etwa
35 Jahre alt, aber seine wohlgebaute, volle, geschmeidige Gestalt
verriet den Mann der Tat, und sein Auftreten war, wie dasjenige
seiner Landsleute, sehr sicher und unbefangen. Das Gefolge setzte
sich in weitem Kreise um die Mitte, wo sich die beiden Häuptlinge
mit gekreuzten Beinen niedergelassen hatten und wir drei Europäer auf
unseren Klappstühlen sassen. Es fiel mir auf, dass nur wenige Kenia
Waffen trugen.
Meine Malaien hatten für einen guten Empfang dieser auch in ihren
Augen vornehmen Häuptlinge gesorgt und in der Mitte. auf frischen
Bananenblättern sowohl, für diejenigen, die pinang und sirih kauten,
als füi die Könja, die nur Zigaretten aus javanischem oder dajakischem
Tabak mit einer Hülle von Blättern der wilden Banane rauchten, alles
Erforderliche niedergelegt.
Nach Landessitte begann das Gespräch wiederum über allerhand
uninteressante Dinge und nicht über das, was uns alle erfüllte. T aman
D a u , der bereits bei dieser ersten Begegnung nichts weniger als zurückhaltend
war, unterstützte B ang J ok eifrig in der Unterhaltung
über Jagd und Fischfang, Erkrankung seines Gefolges, Schwierigkeiten
beim Überschreiten der Wasserfälle und dergleichen. Darauf begann
er, weniger politisch als B an g J o k , über die Unruhen am mittleren
Mahakam und die dort ausgeführten Kopfjagden zu reden, die er
auf Rechnung der Punan im Flussgebiet des Berau zu setzen versuchte
Bei dieser dreisten Lüge riss mir aber die Geduld und ich hielt den
Augenblick für gekommen, um ihm den wahren- Sachverhalt klar zu
machen. Auf unzweideutige Weise gab ich ihm daher zu verstehen,