verlassen, wurde es Zeit zur Rückkehr nach dem oberen Mahakam.
Einige unserer Bahau hatte ich bereits an dem Tage, an dem B a r t h
nach Java abgereist war, in Gesellschaft von D e m m e n i und- S o r o n g
nach Udju Töpu vorausziehen lassen. Es hatten uns nämlich zwei unserer
Malaien, die in Tengaron ebensogut bekannt waren wie in
Samarinda, erzählt, der Sultan habe die Absicht, K w in g I r ANG nach
Tengaron kommen zu lassen. Das musste vermieden werden; erstens
weil hierdurch ein sehr unerwünschter Aufenthalt entstanden wäre,
zweitens weil ein an die Residenz des Sultans gerufener Bahauhäupt-
ling zu einem willenlosen Werkzeug in dessen Händen gemacht wird.
K w in g I r a n g fürchtete sich daher selbst davor, in Tengaron zur Ablegung
des Untertaneneids ■ gezwungen zu werden, wie es eben mit
B a n g J o k geschehen war. Hätte K w in G keine Nachricht von mir erhalten,
so wäre er wahrscheinlich doch dem Ruf des Sultans gefolgt;
so liess ich ihn denn durch S o r o n g -ersuchen, in keinem Fall zur Küste
zu kommen, auch reiste D e m m e n i mit einem Teil der Leute und des
Gepäckes voraus, um die Bewohner von Tengaron und Udju Tfepu
von unserem baldigen Aufbruch zu überzeugen. Die Reisevorbereitungen
brächte ich zu einem schnellen Abschluss und wartete dann
nur noch auf die Ankunft des Dampfers. Der Einkauf von Steinkohlen
führte mich dazu, einer Aufforderung des Direktors H ü l s h o f f -P o e
nachzukommen und die Steinkohlenminen in Batu Panggal, zwischen
Samarinda und Tengaron, zü besuchen. Der Direktor liess mich eines
Morgens mit einer Dampfbarkasse aus Samarinda' abholen, und als
ich i 1/» Stunden darauf in Batu Panggal ausstieg, lag dort gerade ein
grösser Dampfer an der Reede, der abends zuvor vom Meere aus an Samarinda
vorübergefahren war und den niemand dort kannte. Zu meiner
grossen Überraschung hörte ich, dass das Schiff die „Siboga” sei, mit
der Professor M a x W e b e r , dessen Gattin A n n a W e b e r v a n B o s s e
und einige andere Gelehrten eine Tiefseeforschung in der östlichen
Hälfte des malaiischen Archipels unternahmen. Obgleich wir uns persönlich
nicht kannten, hatten wir doch von einander gehört, so dass ich
die Teilnehmer der, Expedition gern kennen lernen wollte und mich
beeilte, sie von meiner Anwesenheit zu unterrichten. Leider musste die
S i b o g a , um den günstigen Wasserstand an der Mahaka'mmündung zu
benützen, bereits eine halbe Stunde darauf die Anker lichten, doch
behielt ich diese, wenn auch kurze Begegnung mit- gebildeten, sympathischen
Menschen. in angenehmer Erinnerung.
Tanzvorstellungen. 7
Zur grossen Freude unserer Bahau beschloss ich, am 17. Juni ab
zureisen j sie hatten alles Interessante in Samarinda bereits gesehen,
und da sie bald nichts mehr b e s a s s e n , u m s i c h Leckereien, wie gedorrte
Fische, Süssigkeiten und Früchte zu kaufen, begannen sie sich zu langweilen.
Sie verlangten nur noch nach einer einzigen Sehenswürdigkeit,
nach europäischen Damen in europäischer Kleidung, mit den für sie
so seltsamen dünnen Taillen, von denen sie durch Landsleute, die bereits
in einer Küstenstadt gewesen waren, gehört hatten. Europäerinnen
in der losen, indischen Morgenkleidung, sarong und käbaja, hatten sie
bereits gesehen, aber das Merkwürdigste war ihnen noch Vorbehalten
Es traf sich gut, dass die samarindasche Damenwelt ihrerseits arau
aus war, meine wilden Dajak Kriegstänze aufführen zu sehen. In dem
Hotel in dem D e m m e n i und B i e r wohnten, hatte mein Geleite zwar
schon vor den Herren getanzt, um nun aber die Damen und meine Bahau
gleichzeitig zufrieden zu stellen, hielt ich es für das beste, diese in der
grossen viereckigen Galerie des H e r r n v a n A s s e n eine Extravorstellung
für die weiblichen Zuschauer geben zu lassen. Am Vorabend unserer
Abreise wurden die beiden interessierten Parteien denn auch wirklich
eingeladen und fanden alle Müsse, sich teils von Stühlen, teik vom
Fussboden aus zu betrachten. Meine- Dajak hatten zum uc 1 re
schönen Schwerter und Blasrohre bei sich, Schilde und Kriegsmutzen
f l ich ihnen, und so wetteiferten sie denn der Reihe nach im Hinze.
Einige verstanden den Tanz überhaupt nicht oder waren so ungewandt,
dass sie sich in unserer Gegenwart zu tanzen schämten; andere dagegen
wollten mit ihrer Kunst gern vor uns glänzen, ausserdem wurden sie
dadurch angefeuert, dass Kajan und Long-Glat, die einander m nichts
nachstehen wollen, gegen einander aufzukommen hatten Dass zuletzt
sogar der alte Bo Ului zum Tanze aufgemuntert wurde, obgleich Greise
für gewöhnlich nicht m i t h a l t e n , ' b e w i e s m i r d i e gute. Laune meiner Bahau
und den animierenden Einfluss, den die Gegenwart der europäischen
Damen auf sie ausübte. Die Zuschauerinnen, die derartige Kriegstanze
noch nie hatten aufführen sehen, folgten der Vorstellung mit Spannung
und Bewunderung,: , so dass unser Aufenthalt m Samarinda ein
für alle Teile angenehmes Ende nahm.
Der „Lawü” war bereits mittags angelangt und zur Aufnahme von
Kohlen zur Mine weitergefahren. Da unsere Böte, um gut bugsiert
werden zu können, nur wenig belastet werden durften, wurde der Dampfer,
nachdem er abends zurückgekehrt war, mit dem grössten und schwersten