Das Wohnen in Reisfeldhäusern.
serhalb der Dörfer zu kämpfen pflegen, standen die Häuser von drei
Stämmen, die ich besuchte, nur i m über der Erde und waren daher
als Festung nicht zu gebrauchen. Wahrscheinlich haben die Bahau
erst, nachdem sie aus ihrem Stammland zum Mahakam gezogen waren,
hohe Häuser zu bauen angefangen. Dass sie auch beim Häuserbau
fremde Gewohnheiten annehmen, beobachtete ich beim Pnihing-
Häuptling B e la r e , der nach Art der englischen Niederlassungen in
Sfirawak eine „kttbu" , ein kleines Gebäude aus Eisenholz, das als Festung
benützt werden konnte, vor sein grosses Haus gebaut hatte (Taf.
46 T. 1); auch hatte er, wie die Baritostämme, Palisaden zu errichten
angefangen, diese jedoch nicht beendet. In Udju Halang waren
die Palisaden wenigstens an der Vorderseite vollständig ausgeführt und
mit Bastionen versehen worden.
Dass auch die Sitte, gemeinsam in langen Häusern zu wohnen,
mehr durch die Verhältnisse als durch den Volkscharakter bedingt
wird, geht daraus hervor, dass die Bahau, wenn die Umstände es erfordern
oder erlauben, auch getrennt wohnen. Die Familien der Bahau
und Könja besitzen nämlich nicht nur ein gemeinsames langes
Haus in der eigentlichen Niederlassung, sondern auch noch mehr
oder weniger grosse Einzelhäuser auf ihren Reisfeldern. Liegen diese
nicht in der Nähe des Dorfes, so wohnen die Familien wenigstens
in der drückendsten Arbeitszeit in diesen lepo luma (4| Reisfeldhaus);
befinden sich die Felder jedoch in weiter Entfernung, so bleiben die
Besitzer während der ganzen Reisbauperiode in dem Ladanghäuschen
wohnen. Die Ma-Suling, die nicht am Hauptstrom, sondern am Mh-
rase leben, hatten in späterer Zeit so wenig von Feinden zu leiden
gehabt, dass ihre Familien nicht nur während des Reisbaus, sondern
auch während des übrigen Teils des Jahres auf dem Felde wohnen
blieben, sich in der eigentlichen Niederlassung kaum noch zeigten
und ihre Wohnungen dort verfallen Hessen. Ich hörte die Häuptlinge
öfters darüber klagen, dass der Verband zwischen den Dorfbewohnern,
somit die Kraft des Stammes, dadurch schwer geschädigt
würde.
Als ich im Jahre 1896 die Kajan am Mahakam zum ersten Mal
besuchte, herrschten hier die gleichen Zustände wie bei den Ma-Suling,
aber aus umgekehrten Gründen. Die Batang-Lupar hatten 1885 das
gemeinsame Haus der Kajan verbrannt, worauf diese, in ständiger
Angst vor einem neuen Einfall ihrer Feinde, sich an den Oberlauf