ausser einem sehr kleinen Vorrat der Pnihing keinen Reis bei uns
hatten. Als ich mich aber unter dem vorzüglich schützenden Segeltuch
in mein Klambu begab, empfand ich vor Übermüdung auch keinen
Hunger, sondern nur Durst.
D e m m e n i hatte gesehen, dass unsere Träger an der Stelle, wo unser
Gepäck lag, ihr Lager E aufgeschlagen hatten; wahrscheinlich hatten
sie dies für die Opferfeier, die sie vor dem Eintritt ins neue Gebiet
abhalten mussten, nötig befunden, einige waren wohl auch zum Weitergehen
zu müde gewesen. Wir glaubten in der Ferne einen Schuss
zu hören und antworteten sogleich mit unseren Gewehren, aber niemand
erschien, und so suchten wir denn unter unseren Decken die
dunkle, nasskalte Umgebung in 800 m Höhe zu vergessen, während
unsere Begleiter V o r Angst wachend, vor Kälte zitternd und aus Reismangel
hungernd die Nacht unter ihren Palmblattmatten verbrachten,
Beim Erwachen lag alles in dicke Nebel gehüllt und die enge, tiefe
Schlucht vor uns erschien düster wie eine grosse tiefe Höhle ohne
Ausgang. Auch war durch den heftigen Regen die Nacht über der
schmale Laja so geschwollen, dass wir unmöglich in seinem Bette hinuntersteigen
konnten. Das Wasser fiel übrigens bereits wieder, und
einige Malaien, die ihr Lager auf einer Schuttbank aufgeschlagen Hatten
und nachts von dort durch die Flut vertrieben worden waren,
sassen jetzt wieder auf der gleichen Bank und wärmten sich an
einem Feuer.
Die erste Person, die von der Nachhut erschien, war M a i e , einer
der Malaien aus Samarinda, den wir am wenigsten erwarteten, denn
ei hatte uns schon tags zuvor auf dem Landwege mit seinen an einer
verbreiteten Hautkrankheit (Tinea albigena) leidenden Fusssohlen nur
äusserst mühsam und vor Schmerz weinend folgen können. Als er
von den anderen gehört hatte, dass ich ohne Essen war, hatte er
sich trotz seiner Schmerzen noch um V2 4 Uhr allein auf den Weg
gemacht, um mir einige gebratene cabin biscuits zu bringen, die er
mit sich führte. Er war jedoch nicht weiter als: bis zum steilen Abhang
an der Wasserscheide gelangt und zum Übermass des Missgeschicks
einem Seitenarm statt dem Hauptfluss gefolgt. Er war es gewesen,
der geschossen hatte, auch hatte er unsere Antwort gehört, aber die
Nacht, aus Furcht sich noch weiter zu verirren, lieber unter einigen
Rotangblättern zugebracht. Die Angst vor Kopfjägern hatte ihm den
Schlaf geraubt und so langte er in traurigem Zustand bei uns an.
Als kurz darauf die ersten Kajan mit K w in g eiritrafen, forderte ich
diese auf, bis zum Anlegeplatz der Böte am Kajan weiterzugehen,
da ich selbst auf die Reisträger warten wollte. Ich glaubte mich inzwischen,
mit M a i l s Biscuits begnügen zu können, aber als die Träger
noch immer nicht erschienen, blieb uns nichts anderes übrig, als K w in g
zu folgen.
Hunger, Müdigkeit, und Schmerzen in der linken Hüfte zwangen
mich, nach einer Stärkung zu suchen; da meine Gesellschaft jedoch
nichts Essbares bei sich hatte, war ich schliesslich froh, von einem
zurückgebliebenen Kajan etwas Klebreis und von M a il noch etwas
Zucker zu erhalten. Obgleich bereits verschiedene Generationen kleiner
Milben in dem Klebreis üppig-schwelgten, mundete er mir doch aus-
gezeichnet und stärkte mich genügend, um den äusserst anstrengenden
Weg fortsetzen zu können. Auf einer Geröllbank im Fluss fanden wir
A b d u l sitzen , und auf uns warten. In dieser niederdrückenden Umcre- o
bung erschien er uns wie ein Glücksbote, als er meldete, dass A n ja n g
N j a h u , mein Hauptgesandter, mit guten Nachrichten und zwei Böten
aus Apu Kajan angekommen war und ich mit einem derselben sogleich
den Laja hinunterfahren konnte. Als-eine Stunde später A n ja n g
N ja h u und B a n g A w a n mir mit dem zweiten Boot entgegen kamen,
stieg ich in dieses um und erfuhr, dass sie gerade am Tage
vorher von unten angekommen waren und der Könjahäuptling Bui
D ja l o n g nur auf näheren Bericht über unsere Ankunft .wartete, um
uns abzuholen; inzwischen hatte er die Häuptlinge weiter unten am
Kajan-Fluss durch T a m a n U l o w um Hilfe bitten lassen. Einige Häuptlinge
hatten sich anfangs gegen meinen Empfang ausgesprochen u. a.
Bo A n j 'e , B u i D ja l o n g s ältester Bruder, der hauptsächlich eine „wang
kapala” (Kopfsteuer) von den Niederländern fürchtete. Je zwei von
diesen Widersachern hatte A n ja n g N ja h u ein Stück weissen Kattuns
geschenkt, wonach in ihren politischen Überzeugungen ein plötzlicher
Umschwung eingetreten war. Meine Kajan bestätigten die Aussagen
der KCnja, dass Bui D ja l o n g nach der Unterwerfung aller Stämme
unter die Uma-Tow als oberster Häuptling aller Könja verehrt wurde.
Von den vielen anderen Berichten meiner Gesandten interessierte
mich am meisten, dass Bui D ja l o n g auf seiner Expedition nach Söra-
wak wirklich mit allen Häuptlingen vom Tölang Usän (Baram River)
mit einem Dampfer nach der Residenz Kutching gebracht worden war
wo Radja B r o o k e ihn gefragt hatte, ob er mit seinem Volke nicht