Dann folgt Maske 2, die radial gestellt ist und ein ganz anderes
Aussehen trägt, da man sie nicht von der Seite, sondern von oben
sieht. Am charakteristischsten sind die beiden Augen, über denen der
Schädel und unter denen die Schnauze sehr naturgetreu ausgearbeitet
sind. Ob die langen Streifen zu beiden Seiten dieser Maske Gliedmassen
vorstellen, ist auf dieser Abbildung schwer zu konstatieren.
Die dritte, nur an einer Seite vollständige Maske ist eine sehr phan-'
tastische Verzierung, deren deutlich hervorglotzendes Auge am besten
erkennbar ist. Unter diesem Auge laufen in der Maske 3 rechts unten
zwei parallele bogenförmige Furchen über eine runde Stirn, und eine
ähnliche Rundung rechts vom Auge gibt eine Art Nase auf einem
runden Oberkiefer an. Dieser ist durch eine tiefe, radial verlaufende
Kluft von dem Unterkiefer getrennt, der durch eine oberflächliche Grube
wieder in zwei Teile geschieden ist.
Eine sehr eigenartige Variation des Maskenmotivs sehen wir in Fig. a
auf Tafel 65, wo in der rechten Figurenhälfte 6 äusserst phantastische
Masken das Ornament zusammensetzen. An allen lassen sich ein oder
zwei Augen gut unterscheiden, die übrigen Teile sind stark umgebildet,
und nur, was Zähne, Zunge und Kiefern betrifft, mehr oder weniger
deutlich ausgearbeitet.
Ein anderes Beispiel für diese Art von Verzierung finden wir in
der Mittelfigur von b auf Tafel 70, die ein kohong l(ydjo, einen Tigerkopf
darstellt. Die in schwarz ausgeführte Figur zeigt zuerst sehr
deutlich zwei blaue, rot umränderte Augen mit schwarzen Pupillen;
die beiden weissen spiralförmigen Linien umschliessen die Nase mit
den, Nasenlöchern, während in dem gelben Teile darunter mit roten
Linien die Schnauze wiedergeben ist. Unten wird die Maske durch
schwarze, in einem Punkt einander schneidende Linien abgeschlossen.
Die 4 Paar schwarzen, von der eigentlichen Maske ausgehenden Spiralen
dienen zur Verzierung.
Unter den der Vogelwelt entlehnten Motiven nehmen diejenigen,
welche sich auf den Rhinozerosvogel oder tinggang beziehen, die Hauptstelle
ein, sowohl wegen der Häufigkeit ihrer Anwendung als wegen
ihrer sehr charakteristischen F'ormen. Diese bestehen in dem sehr gros-
sen Schnabel, auf dem sich das häufig nach rückwärts gekrümmte
Horn erhebt, und dem Schwanz aus rein weissen Federn, über welche
ein breites schwarzes Band läuft.
Wir finden diesen Vogel zuerst in ganzer Gestalt, oft nur schwach
stilisiert, wie in Fig. b auf Tafel 65, angewandt. Im Felde oben,
rechts von der Mitte füllt ein solcher tinggang mit einem sehr gros-
sen Kopf neben zwei Kugeln ein Fach und hebt sich mit seinen charakteristischen
Teilen gut von dem schwarzen Hintergrund ab.
Auch in den Stickereien, von denen einige Streifen auf Tafel 46
abgebildet sind, kommt dieser Vogel vor, z. B. in'Streif b_und c bei
2 und 3. Hier sind deutlich Vögel mit weissen, schwarz gestreiften
Schwänzen gestickt, was deren Identität genügend beweist, wenn auch
die Hörner auf den Schnäbeln nicht sehr deutlich sichtbar sind.
Nach dem häufigen Vorkommen, zu schliessen, wendet man jedoch
auch den Buceroskopf allein sehr gern an. Am besten ist dieser auf
dem Rockrand von Fig. c auf Tafel 43 zu sehen, der auch zur Verzierung
des Einbandes dieses Werks gedient hat. Im unteren Rand
bilden 4 tinggang-Köpfe den Hauptbestandteil der Verzierung. Sie
sind je zu zweien einander zugewandt und lassen deutlich den Schädel
erkennen, der nach vorn in einen langen Schnabel ausläuft, dessen
oberer und unterer Teil nicht aufeinander schliessen, sondern erst in
der gebogenen Spitze wieder Zusammentreffen. Das oben auf dem
Schnabel angebrachte, rückwärts gekrümmte Horn ist stilisiert und geht
hier mehr als beim leibenden Tier selbst unmittelbar in den Schädel
über. Der Hals ist insoweit umgebildet, als er in zwei Teilen, mit
einem weissen Raum in der Mitte wiedergegeben ist. Zwei dieser
Köpfe kommen auch in jedem der Seitenränder vor, in jeder Ecke
einer. An einem dieser Köpfe hat man das Auge auszuschneiden vergessen
und zwar in beiden Rändern, was darauf hinweist, dass man
die Ränder gleichzeitig aus aufeinanderliegenden Zeugstücken ausgeschnitten
hat. Der untere Rockstreifen wurde in derselben Weise in
der Mitte zusammengefaltet und dann ausgeschnitten, wodurch die
beiden Hälften symmetrisch geworden sind.
In den Schenkeltätowierungen der Mahakamfrauen ist dieser tinggang
das gangbare Motiv; in welcher Weise er hier angebracht wird,
geht aus Fig. f auf Tafel 89 Teil I hervor, wo man an der Unterseite
rechts und links von der Mitte die Vogelköpfe als Ausläufer der
dicken, krummen Linien erkennt, die durch die ganze Figur ziehen
und sich oben in der Mitte vereinigen. An jedem dieser Köpfe ist
das Auge mit der Pupille zu sehen, während der grosse Schnabel
nach oben und aussen gerichtet ist. Den Schnabel stellen hier zwei
Linien dar, die zu einer gebogenen Spitze zusammenlaufen und in der