eine vorher hergestellte lange Rotangleiter erst bis zum Ast, dann
halb über diesen hinüber, so dass ein Mann ' hinaufzuklettern wagOfte.
Dieser brachte nun von Ast zu Ast einfache Rotangleitern oder auch
Rotangkabel an, an denen er bis an die Stelle hinaufstieg, wo der
Stamm selbst zum Klettern dünn genug war. Sämtliche Äste wurden
darauf weggehackt, eine kleine Krone am höchsten Gipfel ausgenommen,
unter welcher das verzierte Kattunbündel' (sang) aufgehängt
wurde. Dieses Geschenk sollte die Seele des Verunglückten
angenehm stimmen und bei A m e i T in g e i im Himmel ein guter Fürsprecher
für sie sein.
Ins Auge springend war der verschiedene Grad von Geistesentwicklung
und Geschicklichkeit, den die Könja bei dieser Beschäftigung äus-
serten; während der eine angab, wie alles vor sich gehen und der
sang beschaffen sein musste, befand sich unter den Neun nur ein einziger,
der diesen Baum zu erklimmen und dann alle Äste abzuhacken waate.
Wir benützten die Gelegenheit zum Messen des Baumes; seine Höhe
betrug 55 m. Als Arbeitslohn und Zerstreuung für uns alle gab D e m m e n i
abends eine Vorstellung mit seinem Grammophon, der stets die Bewunderung
und Heiterkeit unserer braunen Reisegesellen erregte; besonders
wenn er Lachen zum besten gab, brach auch die ganze
Gesellschaft in schallendes Gelächter aus. Wegen der äusserst feuchten
Atmosphäre in unserem Lager litten die Tonplatten durch den Stift,
so dass wir nur selten diese Vorstellungen zu geniessen wagten.
Nach drei Tagen Regen und Hochwasser kam D e l a h i t endlich am
2 8 . Juli mit der Meldung, dass K w in g I r a n g mit Gefolge bereits seit
4 Tagen in Long Kawat oberhalb des Kiham Hida kampierte, weil er
die Fälle des hohen Wasserstandes wegen nicht passieren konnte. Er
liess mich jedoch um Arzneien für seine Schwester Bo U n i a n g , die
in Long TSpai schwer krank lag, und um Mittel gegen Fieber für
sich selbst bitten, die ich ihm denn auch sogleich sandte.
Am 1. August, nachdem das Wasser gefallen war, erschien K w in g
I r a n g endlich mit 50 seiner Leute und einem Boot mit Pnihing von
Long Kup in unserem Lager. B e l a r e war noch nicht mitgekommen
und die Leute aus Long Tßpai konnten ebenfalls nicht kommen,
falls Bo U n ia n g starb, was K w in g für sehr wahrscheinlich hielt. Er
war denn auch nicht bei der Schwester geblieben aus Furcht, durch
ihren Tod von der Reise abgehalten zu werden; letzteres wollte er
nicht nur meinetwegen vermeiden, sondern auch seiner jungen Männer
Vorbereitung zur Abreise. 3 27
wegen, die sich nach dem so lange aufgeschobenen Zuge sehnten. Die
Kajan hatten sich nur mit ihrem notwendigsten Gepäck über die Fälle
gewagt und ihren Reis in Long Kawat gelassen; das starke Sinken
des Wassers gestattete ihnen jedoch bereits am folgenden Tage, alle
Vorräte herunter zu schaffen.
Am selben Tage sandte ich zum letzten Mal Postsachen und zwei
Koffer nach Long D&ho; erstere sollten mit der ersten Gelegenheit
von den Händlern zur Küste gebracht werden, letztere bei L e d jü
A d jä n g auf bewahrt bleiben. Gleichzeitig sollten meine Leute B a n g J o k
K w in g I r a n g s Ankunft und unsere baldige Abreise melden. Auch die
Kajan und Pnihing waren endlich von der Notwendigkeit eines schnellen
Aufbruchs überzeugt, weil K w in g , im Fall dass seine Schwester starb,
sicher von den Dorfbewohnern abgeholt werden würde; sie hatten denn
auch unten bei unserem Lager nur sehr primitive Hütten aufgeschlagen.
Sehr erfreut waren sie über die Anwesenheit der Könja, besonders
jetzt, wo die Long-Glat von Long Töpai, die einzigen, die den Weg
nach Apu Kajan kannten, wahrscheinlich nicht würden mitreisen können.
Ich bereitete die Könja auch sogleich auf ihre künftige Führerund
Gesandtenrolle vor und entschädigte sie reichlich für die lange
Zeit, die sie bei uns ausgeharrt hatten; diese Freigebigkeit durfte ich
mir jetzt gestatten, weil ich die Tauschartikel ursprünglich für einen
einjährigen Aufenthalt bei den Könja berechnet hatte und ich jetzt,
nach einer Abmachung mit K w in g , nicht über zwei Monate bei ihnen
bleiben sollte. Auch die beiden KSnja, deren Rotang ich gekauft hatte,
waren von meiner Freigebigkeit entzückt.
Abends wurden in einer Beratung Pläne entworfen, über die wir
uns bald einigten, da jeder für rasches Weiterkommen war. Sowohl
der Schnelligkeit wegen als um mit dem Zug einen Anfang gemacht
zu haben, bevor K w in g von Long Tepai aus abgeholt werden konnte,
wurde beschlossen, dass die Malaien bereits am 3. August morgens
Koffer und Blechgefässe mit Salz so weit als möglich den Boh hinauftransportieren
und dann abends zurückkehren sollten, was auch geschah.
Ferner sollten wir nicht gemeinschaftlich, sondern etappenweise
den Zug ausführen, weil unser Gepäck sehr umfangreich war und auch
die Bahau selbst sehr viel Reis und Tauschartikel mit sich führten.
Den einen Tag sollten die Bootsleute so viele Sachen als möglich an
einen geeigneten Lagerplatz vorausschaffen und dann wieder zu uns
zurückkehren, den anderen sollten wir mit ihnen bis zu dieser Stelle