macht, als Folge einer geringen geistigen Begabung auffassen. Aus
dem folgenden werden wir vielmehr ersehen, dass bei den Bahau gute
geistige Fähigkeiten vorhanden sind, dass die Verhältnisse jedoch nur
einige wenige gut entwickelt haben, während die übrigen latent geblieben
oder, viel wahrscheinlicher, degeneriert sind.
Es hat sich z. B. durch häufiges Reisen und vielfache Berührung
mit anderen Stämmen das Sprachtalent der Bahau besonders entwickelt.
Die meisten gereisten Leute sprechen mehrere Sprachen, obgleich
man sich im ganzen nordöstlichen Teil von Borneo sehr gut mit dem
Busang verständigen kann. Hier einige Beispiele unter vielen : A kam
I gau unterhielt sich mit Punan, Taman, Pnihing und Kajan am Blu-u
in deren eigenen Sprachen, dazu bediente er sich des Busang und
Malaiischen täglich und kannte wahrscheinlich auch noch iSpg Söra-
wakische Sprachen. Eine Frau der Long-Glat, U niang P on, sprach
gut Busang, Blu-u Kajanisch, Long-Glatisch und verständlich Malaiisch.
Auch die übrigen Frauen lernen Malaiisch, sobald sie mit Malaien in
Beruhrung kommen. Obgleich die verschiedenen Sprachen der Bahau
auch dem Laute nach sehr verschieden sind, scheint deren Erlernung
ihnen keine Schwierigkeiten zu bieten. Dafür spricht die Tatsache]
dass die kleineren Stämme, auch nachdem sie sich politisch mit den
grösseren, wie den Long-Glat, verbunden haben, ihre ursprüngliche
Sprache beibehalten und sich zum Verkehr mit ihren neuen Stammesgenossen
einer ihnen beiden fremden Umgangssprache bedienen.
Wie leicht sich die Kajan allerhand Kenntnisse aneignen können, '
beobachtete ich beim Unterrichten eines Sohnes A kam Igaus, der
zwar Malaiisch lesen und schreiben konnte, es aber auch mit holländischen
(lateinischen) Buchstaben erlernen wollte. Obgleich dieser Unterricht
einer Kritik schwerlich Stand gehalten hätte, las und schrieb
mein Zögling doch schon im Verlauf eines Monats so gut, dass er
sich allein weiter helfen konnte und auch imstande war, einen leserlichen
Brief zusammenzustellen.
In noch einer anderen, vom Kampfe ums Dasein beinahe oder völlig
unabhängigen Richtung haben sich, wie wir gesehen, die Dajak, besonders
die Bahau, sehr gut entwickelt, nämlich in der Kunstfertigkeit
und im Kunstsinn. Sowohl Männer als Frauen zeichnen sich hierin
aus und ihre Leistungen sind für ihre Entwicklungsstufe bewunderungswürdig.
Das Individuum geniesst in ihrem Gemeinwesen die vollste
Freiheit zur Ausbildung seiner verschiedenen Anlagen; die allgemeine
Verbreitung dieser Kunstfertigkeit setzt daher den Weissen, der gewohnt
ist, sie als das Vorrecht einzelner zu betrachten, in Erstaunen.
Manche in anderen Gegenden entwickelten Kunstfertigkeiten gelangten
unter dem Einfluss ihrer besonderen Umgebung bei ihnen nicht&zur
Entfaltung.
So sah ich am Mandai Kinder mit Schleudern aus langen Grasblättern
spielen, mit denen sie Erdstücke so weit als möglich über
den Fluss warfen. In dem mit Wäldern bedeckten Borneo können
diese Schleudern jedoch nicht für ernsthafte Zwecke verwendet werden.
Die Ausleger, die den kleinen Böten an der Seeküste grosse Stabilität
verleihen, gebrauchen die Bahau nur beim Hinabfahren über
die Wasserfälle in Form von Bäumen, die sie an die Kähne binden.
Die Ma-Suling bauen primitive aber starke Dämme, um Fisch-
weiher zu stauen; bei den übrigen Bahau sind sie nicht gebräuchlich
weil diese an fischreichen’ Strömen wohnen.
Aus der Kajansage vom Mann und dem Sagobaum (Teil II p. 124)
geht hervor, dass die Bahau sehr wohl wissen, dass sie die Henne
der goldenen Eier wegen schlachten, wenn sie beim Sago- oder Kautschuksammeln
den ganzen Baum fällen, statt ihn nur anzuzapfen.
Sie wissen aber auch, dass nür andere den Gewinn dävontrao-en
wenn sie den Baum, der oft weit ab im Urwald steht, nur anzapfen
und sich mit dem Teil des dabei ausfliessenden Saftes zufrieden o-eben.
parsamkeit ist jedoch ihrer Ansicht nach unter diesen Bedinauno-en
gar nicht angezeigt.
Auch, die Fähigkeit zu zählen ist bei den Dajak auf niedriger Entwicklungsstufe
stehen geblieben. Weder die Bahau noch die Kenia
können ohne Hilfe ihrer. Finger und Zehen oder kleinerer Gegenstände
wie Hölzchen zahlen oder rechnen. Da sie ihre Hände und Füsse stets
zur Verfügung haben, werden diese beim Zählen am meisten gebraucht
und zwar, für Zahlen unter zehn, die Finger, für Zahlen zwischen zehn
und zwanzig auch die Zehen. Für grössere Berechnungen wiederholen
sie das Zählen mit den Fingern und Zehen oder sie gebrauchen von
Anfang an Hölzchen, Steinchen u. s. w. Berechnungen mit grossen
Zahlen sind sie nicht imstande auszuführen, was die Malaien und Burmesen
sich in ihrem Handel mit ihnen sehr zu Nutze machen In
einem vom Kontrolleur festgestellten Falle bezahlte ein Buginese den
nja von denen er 1500 Packen Rotang gekauft hatte, nur 900.
nur korPel‘bch sondern auch geistig sind die Bahau also durch
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