und Hühner, werden nicht als Verzierungsmotive gebraucht; sie kommen
nur in seltenen Fällen, bei der Darstellung von Szenen aus dem
täglichen Leben vor (Taf. 65 Fig. a). Von den Himmelskörpern sah
ich den Mond (bulan) und von den Gebrauchsgegenständen das Boot
(harok) und den Haken (krawit) in der Ornamentik benützen (Vergl.
Tätowierungen von Taf. 35 Teil I).
Motive aus dem Pflanzenreich wenden diese Stämme beträchtlich
seltener an, wenigstens benennen sie ihre Motive nicht nach Pflanzenteilen,
obgleich ihr Gefühl für schön gebogene Linien zweifellos unbewusst
durch die vielen Schlingpflanzen ihrer Umgebung beeinflusst
werden wird.
Betrachten wir im folgenden an den abgebildeten Beispielen die Art
und Weise, in welcher die Bahau die genannten Motive in ihrer Ornamentik
zu verwerten pflegen.
Als Beispiele für die Anwendung ganzer Menschenfiguren als Verzierungsmotiv
können die auf Taf. 70 in Farben abgebildeten Stücke
von Perlenmustern (tap inu) dienen, die am Mahakam zur Verschönerung
der Rückseite von Kindertragbrettern (hawät) gebraucht werden.
In den 3 gelben Figuren des obersten Musters a erkennen wir
3 in gleicher Form und gleichen Farben ausgeführte Menschengestalten.
Die Frau, die dieses Muster arbeitete, hat sich nicht nur bemüht,
Menschenfiguren im allgemeinen darzustellen, sondern diesen
auch die Eigentümlichkeiten der Bahau, die stark ausgereckten Ohrläppchen
mit den darin hängenden grossen Ringen gegeben. Die gelben
Ohrläppchen reichen bis auf die Schulter und die Ringe, deren
eine Hälfte in Schwarz ausgeführt vor der Schulter liegt, während
die andere in Grün hinten hervortritt, sind so gross, dass die Arme
durch sie hindurchgesteckt sind. Die Phantasie der Künstlerin ist in
diesem Fall nicht so übertrieben, als man meinen könnte, denn einige
Bahau, die Long-Glat z. B., sind tatsächlich im Stande, ihre Arme durch
die Ohrringe zu stecken („In Centraal Borneo” Tafel 93).
Sämtliche Körperteile sind an den Figuren genau wiedergegeben:
der Kopf mit Augen, Nase und Mund, der Rumpf mit den Brustwarzen
und dem Nabel, die Arme mit den Händen und den fünf aufwärts
gerichteten Fingern und die Beine, die auf den Knien die Ellbogen
stützen, mit den Füssen und den abwärts gewandten Zehen,
Ferner sehen wir an den Figuren einen schwarzen Gürtel, vielleicht
ein Lendentuch, und sehr stark ausgeprägte Genitalien, an denen die
Testes zu beiden Seiten, das membrum virile nach oben gerichtet ist.
Bedenkt man, dass sich an die Verzierung der häwät ursprünglich gewiss
auch der Wunsch knüpfte, die bösen Geister vom Kinde fernzuhalten,
dann erscheint eine solche starke Hervorhebung der Genitalien, die ja
die bösen Geister vertreiben sollen, nicht unerklärlich. Übrigens werden
bei den Mahakamstämmen noch gegenwärtig Muscheln an die häwät
gehängt (Taf. 69 Fig. 6) und am Mendalam wird die Aussenseite
mit ganzen Bündeln von Gegenständen, wrelche die Geister abschiek-
ken oder befriedigen sollen, behängt (Teil I Taf. 14 u. Beschreibung).
Ungefähr die gleichen Menschenfiguren finden wir auf derselben
Tafel zu beiden Seiten der. .zweiten täp inu b wieder, die in ihrer
Farbenharmonie zwar mangelhaft wiedergegeben ist, die Einzelheiten
der Darstellung aber deutlich hervortreten lässt. Die Figuren sind in
derselben Haltung wie oben, jedoch in schwarz, ausgeführt.
Hier treten die ausgereckten Ohrlappen mit den grossen roten Ohrringen
noch mehr hervor. Das Scrotum ist rot, das membrum virile
grün angegeben. Der Gürtel ist hier rot; ausserdem tragen diese Figuren
noch weisse, blaue und rote Arm- und Beinringe.
Ein gutes Beispiel für die Anwendung stark umgebildeter Menschen-
ficruren für Verzierungen liefern die beiden täp inu a und b auf Tafel 71.
Hier finden wir in der unteren Hälfte drei solcher sehr stark stilisierter
Figuren als Motiv dieses Musterteils angewandt.
Bei a ist jede Büste in gelb dargestellt; sie besteht aus einem fünfseitigen
Kopf, in dem die auch bei der stärksten Stilisierung nur selten
fehlenden Augen in rot und schwarz, die Nase in grün und der Mund
in rot und grün mit schwarz angedeutet sind. Dieser Kopf geht in
den oberen Teil des Rumpfes über, an welchem die beiden roten und
schwarzen Punkte die Brustwarzen bedeuten. Zu beiden Seiten hiervon
laufen nach oben zwei lange Linien in nach aussen gekrümmte
Haken aus, dies sind die Arme. Verfolgt man den Rumpfteil der Mittelfigur
nach unten zu, so erkennt man auch stark stilisierte Beine
mit kurzen auswärts gerichteten Schenkeln und nach oben und seitwärts
p-ewandten Unterbeinen. Das schwarze Viereck zwischen den o
Schenkeln bedeutet wahrscheinlich die häufig dargestellte Vulva. Dies
erscheint doppelt wahrscheinlich bei der Betrachtung der mittelsten
Menschenfigur von täp inu b, die in der Form ungefähr mit a übereinstimmt,
in ihren Originalfarben jedoch schlecht wiedergegeben ist. Bei
dieser sind die Beine abwärts gewandt und die Schienbeine nicht.nach