dem das Tier schon niedergemacht war, noch herbei und durchstachen
zum Beweis ihres Mutes auch' die Leiche noch mit dem Speer.
Die Punan verstehen sich als Jägerstamm wahrscheinlich besser
auf die Jagd, doch habe ich sie nicht selbst beobachten können. Grosse
Tiere, wie das Nashorn, wissen übrigens auch sie nicht auf rationelle
Weise zu erlegen. Hat nämlich jemand die Spur eines Nashorns entdeckt,
so, vereinigt sich eine grosse Anzahl hauptsächlich mit Speeren
bewaffneter Männer und beschleicht das Tier 'im Schlaf oder wenn es
an Gegenwehr nicht denkt. Dadurch, dass man dem Opfer immer
wieder einen Speerstich beibringt, verendet es allmählich vor Schwäche,
bisweilen jedoch erst nach 8 Tagen, nachdem es oft mehrere Menschen
verwundet oder getötet hat. Ähnliches berichteten mir einmal einige
Kajan von ihrer Jagd auf die Riesenschlange (Boa eonstrictör). Sie verfolgten
das Tier, dem sie beim Sammeln von Waldprodukten begegnet
waren, über zwei recht hohe Hügelrücken und töteten es erst nach
mehreren Stunden. Die Schlange soll den Umfang eines Männerthorax
gehabt haben. Das Fleisch der Boa wird nur von den Punan genossen.
Die nichts weniger als glänzenden Jagdresultate unserer Kajan hätten
in uns die Vorstellung geweckt, die tropischen Wälder seien arm
an Wild, wenn uns'nicht die Jagderfolge unseres Reisegenossen von
B erchtold auf unserem vorigen Zuge vom Gegenteil überzeugt hätten.
Obgleich von B eRchtöld alle gesammelten Tiere präparieren
musste, wodurch ihm zum Jagen nicht viel Zeit übrig blieb, schoss er
doch so viel Wild wie alle anderen zusammen. Er -besass aber auch
ein ganz anderes Verständnis für die Jagd, auch kamen ihm seine in
europäischen WTäldern erworbenen Erfahrungen sehr zu statten. Bei
der Vogeljagd verfuhr er folgendermassen : er setzte sich an geeigneter
•Stelle im Walde hin und wartete bewegungslos der kommenden Dinge.
In der stillen, dunklen Umgebung begann es sich dann bisweilen bereits
nach kurzer Zeit zu regen. In den Bäumen’ zeigten sich eine
.Menge sehr verschiedener kleiner Vögel und allerlei Arten äusserst
zierlicher Eichhorne, auch Affen, die ihre Schlupfwinkel auf den Ästen
vCrliessen und auf dem Erdboden nach abgefallenen Früchten suchten.
Um einen Baum mit reifen Früchten sammelten sich eine Menge fliegender
und laufender Waldbewohner; bei einigen Feigenbäumen mit
-orangefarbigen Früchten in unserer Nähe schoss er in x Stünde mehrere
neue Vogelarten und einige rebhuhnartige Waldhühner, die unserem
Mittagstisch eine Extraschüssel lieferten.
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