am Mendalam besuchen die verwandten Stämme am Mahakam und
Tawang hauptsächlich, um von dprt alte Perlen mit nach Hause zu
bringen. Abgesehen vom Einfluss der Malaien, ist; der. Preis für älfe
Perlen auch noch aus einem anderen Gründe am mittleren Mahakam
niedriger als am Käpuas.’ Es kommen nämlich, besonders beim Stamm
der Könja am Tawang, alte Perlen an einigen' Stellen in der Erde
vor. Nun wissen die benachbarten Stämme sehr gut, dass diese Perlen
aus sehr alten > Gräbern stammen, von denen ihre Überlieferung ihnen
nichts mehr berichtet, und gebrauchen diese Perlen aus Abscheu nicht
selbst. Fremde - dagegen finden hier gute Gelegenheit für einen vorteilhaften
Kauf, und wenn sie auch etwas über die Herkunft der Perlen
verlauten hören, so verraten sie doch ihren Kunden am Kapuas nichts
davon, auch finden sie die Sache,.: da es sich um so weit entfernte
Gegenden handelt, nicht so schlimm.
In Anbetracht, dass die Toten mit ihrem kostbaren Besitz an Perlenhalsketten
und -gürteln und mit Mützen und Kleidern mit Perlenverzierungen
begraben werden, wodurch järlich ein Teil der Perlen dem
Verkehr entzögen wird, ist es sehr wahrscheinlich, dass ein bedeutender
Teil der jetzt getragenen alten Perlen bereits einmal oder.'mehrmals
mit einer Leiche begraben worden ist. Nach deren Verwesung
gelangen die Perlen in die Erde, wo sie während längerer oder kürzerer
Zeit liegen bleiben. Bei einem Besuch des Begräbnisplatzes der
Pnihing am Tjfihan sah ich denn auch viele Perlen auf dem Erdboden
umherliegen. Hierdurch haben , die meisten alten Perlen ihre glänzende
Oberfläche eingebüsst, auch sind sie zum o ' Teil bis tief zur Mitte verwittert.
Da in dem Stoff der Perlen zahlreiche Bläschen Vorkommen^
die durch den Verwitterungsprozess geöffnet werden, zeigt ihre Oberfläche
bisweilen sogar tiefe Gruben. Bei vielen emaillirten Perlen fällt
die Emaille aus den Gruben heraus oder geht rascher als die übrige
Masse zugrunde.
Perlen bilden nicht nur einen Handelsartikel .zwischen den Stämmen,
sondern dienen, wie erwähnt, auch innerhalb des Stammes als
Geld. Für den täglichen Gebrauch werden daher mehr oder weniger
wertvolle Perlen, um sie nicht zu verlieren, an eine Schlinge aus Lianenfasern
von 5 I J6 cm. Durchmesser gereiht. Für diese werden Schweine,
Mais, Bataten, Reis u. s. w. eingekauft, lind so erstand ich auch die alten
und neueren Perlen, die ich im ethnographischen Reichs-Museum in Lej-
den deponierte.- . < - , , . . .
Die Bewohner Zehträl-Borneos haben von der Herkunft der alten
und neüen Perlen nur eine sehr undeutliche Vorstellung. Da sie den
alten Sorten nicht wie den eigentümlich geformten Flusssteinen und
Rotangstücken, die als Amulette getragen werden, übernatürliche Kratte
zusehreiben, hat ihre: Phantasie sich nicht viel mit deren Herkunft beschäftigt.
Erzählungen, die hierauf Bezug hätten, habe ich auch me
gehört. Die malaiischen Händler, welche neue Perlen von der Küste
bei den Dajak einführen, machen diesen zwar weis, dass sie diese,
wie auch andere schöne Gegenstände, am Eingang giosser ö . en
gefunden hätten, in denen sie von den Geistern verfertigt wurden,
die Bahau sind aber klug genug, diesen Erzählungen nicht unbedingten
Glauben zu schenken, wenn sie den wahren Sachverhalt auch
nicht kennen. ' - ' ;
Wie ich früher bereits sagte, ist Singäpore. der Ort, von dem aus
die neuen Perlen aus Glas, Fayence und Porzellan nach Borneo-em-
geführt werden.. Unter der grossen Anzahl Sorten, die von dort aus
versandt werden,' stammen die -meisten aus europäischen Fabriken
und zwar aus Gablonzftn Böhmen, Birmingham und Murano bei
Venedig. Ich vermute,; dass einige Arten von Glasperlen aus China
kommen oder doch noch vor kurzem von dort eingeführt wurden, da
sie' noch j e t z t in chinesischen Schachteln und chinesischem Papier in
Singäpore verkauft werden'. Dies sind , rein blaue, durchsichtige und
gelbe, undurchsichtige Glasperlen (Fig. 8), meist zylinderförmig. 7
mm lang und 8 mm .dick. Auch andere, runde rote,, durchsichtige
Glasperlen von 4 mm Durchmesser stammen meiner Vermütung nach
aus China. . .
Die Grösse der Perlenarten ist sehr verschieden und bestimmt mit
den Zweck ihrer Verwendung. Die allerkleinsten einfarbigen Perlen
werden zur Zusammenstellung farbiger Perlenmuster als Verzierung
für Schwertscheiden, Kopfbinden und Röcke gebraucht, bisweilen auch
für Gürtelquasten. Neben diesen Perlen wird eine grössere Art auch
zur Herstellung grösser Schmuckstücke für Kindertragbretter, Hute
und Mützen benutzt. Aus derselben Perlenart bestehen gänzlich oder
zum Teil die prachtvollen Röcke und Jacken der Taman-Dajak, Die
allgemein getragenen Halsketten und Armbänder werden aus grösseren
Perlen verschiedener Form und'Farbe hergestellt. Die einfarbigen,
runden und zylindrischen werden der Farbe nach auf bestimmte Weise
zu ein- oder mehrreihigen Halsketten zusammengefügt. In dei itte