
 
		Mode,  ist  bei  diesen  tiefer  wohnenden  Stämmen in Abgang gekommen. 
 Die  zum  Islam  übergetretenen  .Häuptlingsfamilien  kleiden  sich  gern  
 nach  malaiischer  Art,  und  auch  die  noch  heidnisch  gebliebenen'Häupt-  
 hnge  wie  B a n g   J o k   finden  ein  malaiisches  Kostüm  ihrem  Rang  viel  
 entsprechender  als  ihre  alte  Dajaktracht.  Infolgedessen  nehmen  auch  
 viele  niedrigeren  Häuptlinge  und  gewöhnliche  Bahau,  besonders  die  
 Männer,  die  malaiische  Kleidung,  hauptsächlich  die  Hose,  an. 
 Das  Tragen  von  Ringen  in  den  weit  ausgereckten  Ohrläppchen  ist  
 unter  Männern  und  Frauen  noch  allgemein  gebräuchlich,  auch  ist  die  
 Tätowierung  bei  diesen  noch  sehr  in  Schwang.  Trotzdem  fiel;'ies  mir  
 auf,  dass  die  Frauen  in  Udju  Halang  z.  B.  sehr  leicht  zum  Verkauf  
 ihrer  Tätowierpatronen  zu  bewegen  waren,  während  ich  mir  diese bei  
 den  Stämmen  oberhalb  der  Wasserfälle  meist  nur  gegen  sehr  hohe  
 Preise  verschaffen  konnte.  Auch  alte  Schmuckstücke,  wie  Perlenarbeiten, 
   waren  hier  leicht  käuflich,  wozu  natürlich  auch  die  Armut  der  
 Bevölkerung  und  ihre  Kenntnis  des  Geldwertes  beitrugen.  Bezeichnend  
 für  letztere  war,  dass  wir  bei  diesen  Stämmen  bereits  viel  mit  
 Kupfergeld  ausrichten  konnten,  während  oberhalb  der  Fälle  nur  gros-  
 ses  Silbergeld  Wert 'besass.  Doch  nahm  man  auch  am  mittleren  Ma-  
 hakam  noch  Tauschartikel,  wie  Lebensmittel,  sehr  gerne  an. 
 Füi  den  Ackerbau,  der  auch am mittleren Mahakam noch das Hauptexistenzmittel  
 der  Bewohner  bildet,  wird  nur  wenig  Urwald  mehr  gefällt; 
   dieser  ist  in  der  Nähe  der  Dörfer  übrigens  auch selten geworden.  
 Die  hier  lebenden  Bahau  begnügen  sich,  wie  die  Malaien,  mit  dem  
 Fällen  von  Gestrüpp  und  jungem  Wald,  weil  diese  Arbeit  viel  müheloser  
 ist;  später  allerdings  kostet  das  Jäten  des  in  solchen  Feldern  
 massenhaft  auftretenden  Unkrauts  viel  mehr  Anstrengung  und  Zeit  
 als  anfangs  erspart  worden  ist.  Beachtenswert  ist,  dass  alang-alang  
 in  diesem  Teil  des  Mahakamgebietes  noch  sehr  wenig  vorkommt  und  
 auf . den  abgeernteten  Feldern  junger  Wald  noch  sehr,  schnell  auf-  
 schiesst.  Besonders  bei  den  tiefer  am  Fluss  wohnenden  Stämmen  leidet  
 der  Landbau  sehr  stark  durch  Überschwemmungen  der  flachen  
 Ufer,  auf  denen  ihre  Felder  häufig  liegen;  überdies  übt  die  seit  Alters  
 häufig  wiederkehrende  grosse  Trockenheit  einen  sehr  nachteiligen  Einfluss  
 auf  die  Ernten.  Die  oberhalb  der  Fälle  lebenden  Stämme,  deren  
 Felder  zwischen  hohen  Bergen  in  150-  250  m  Höhe  liegen  und daher  
 viel  regelmässiger Regen erhalten, versahen die unteren Gebiete während  
 vieler  Jahre  mit  ihren  Landbauerzeugnissen.  Seitdem  von  der Seeküste 
 aus  am  mittleren  Mahakam  Reis  eingeführt  wird  und  der  Preis  für  
 diesen  sehr  gefallen  ist,  hat  die  höher  wohnende  Bevölkerung  eine  
 wichtige  Einnahmequelle  verloren.  Dasselbe  gilt  für  die  selbstverfertigten  
 Stoffe  und  Kleider;  auch  diese  erreichen  seit  der  Einfuhr  europäischer  
 und  japanischer  Wrare  in  dieser  Gegend  nicht  mehr  den  früheren  
 W'ert. 
 Unter  allen  Niederlassungen  am  Mittel-Mahakam  ist  die  der  Long-  
 Glat  in  Long  Dhho  eine  der  wichtigsten.  Sie  dankt  ihr  Ansehen  teils  
 der  Persönlichkeit  ihres  Oberhäuptlings  B a n g   J o k ,  teils  der  Zuflut von  
 Fremden,  die  ihr  Brot  direkt  oder  indirekt  durch  Buschproduktesuchen  
 in  der  Umgegend  verdienen.  Das  Dorf  selbst  setzt  sich  aus  verschiedenen  
 kleinen  Stämmen  zusammen,  wie  dies  auch  bei  den  Long-Glat  
 am  oberen  Mahakam  der  Fall  ist.  Bei  einander  wohnen  die  eigentlichen  
 Long-Glat  und  die  Ma-Tuwan,  beide  in  ihren  eigenen  langen  
 Häusern  und  unter  eigenen  Häuptlingen,  während  ein  grosses  Dorf  
 der  Batu-Pala  und  ein  anderes  der  Uma-Wak,  die  beide  unter direkter  
 Abhängigkeit  von  B a n g   J o k ,  aber  unter  eigenen  Häuptlingen  stehen,  
 etwas  tiefer  am  Fluss  gelegen  sind.  Neben  B a n g   J o k  wohnte die schon  
 erwähnte  Familie  seines  Grossonkels  Bo  A d ja n g   L e d jü ,  der  keine bestimmte  
 Funktion  ausübte,  durch  seine  Abstammung  als  Sohn  des  
 bereits  genannten  Kriegshelden  Bo  L e d jü   A j a   jedoch grosses Ansehen  
 genoss.  Seinen  Stammesgenossen  bereitete  er  durch  seinen  Charakter  
 und  seinen  Lebenswandel  viel  Ärgernis,  denn  er  war  stets  unzuverlässig  
 und  den  Frauen  allzusehr  ergeben.  Infolge  der  von  den  Malaien  
 übernommenen  Sitte  der  Vielweiberei  unter den Bahauhäuptlingen  
 erlaubte  er  sich,  nacheinander  nicht  weniger  als  15  Frauen  zu  heiraten, 
   ein  Familienverhältnis,  das  seine  Landsleute  trotz  seines  langen  
 Lebens  unerhört  fanden.  Die  Frauen  waren  teils  gestorben,  teils  zu  
 ihren  früheren  Wohnplätzen  zurückgekehrt,  nur  5  von  ihnen  lebten  
 noch  zu  meiner  Zeit  mit  ihren  Kindern  bei  ihm.  Die  jüngste  war  bei  
 seinem  Tode  etwa  25  Jahre  alt.  A d ja n g .  L f.d jü s   Frauen  stellten  die  
 Arbeitskräfte  in  der  Familie  dar,  indem  sie  sich  mit  einigen  erwachsenen  
 Söhnen  und  Töchtern  hauptsächlich  dem  Feldbau  widmeten.  
 Obgleich  der  Vater  trotz  seines  Alters  und  seiner  Kränklichkeit  sich  
 immer  noch  als  pater  familias  behauptete,  hatte  sein  ältester  Sohn  
 I b a u   A d ja n g ,  der  verheiratet  aber  kinderlos  bei  ihm  wohnte,  doch  
 die  eigentliche  Leitung  in  Händen  und  vertrat  die  Familie  nach  
 aussen.