Trotzdem B a n g J o k , besonders durch seinen Aufenthalt an dem für
die Bahau so verderblichen Hof von Tengaron, viele gute Eigenschaften
seiner Rasse eingebüsst hatte, war er doch im Herzen noch zu sehr
Bahau' geblieben, um deren allgemeine Furcht „hae\ beschämt, zu
werden, nicht mehr empfinden zu können. Um ihm begreiflich zu machen,
warum mir an dieser Reise so viel liege, nahm ich daher zu diesem
Gefühl meine Zuflucht und erklärte, dass ich den hipui, den hohen
Häuptlingen in Batavia, gegenüber in hohem Masse hae sein .würde,
falls ich zurückkehrte, ohne meinen Auftrag erfüllt zu haben. Die Anwesenden
besassen für diese Argou ment augo enscheinlich mehr Verständnis
als für die Vorstellung, dass ihre eigenen Interessen durch
diese Reise gefördert werden würden. B a n g J o k , der sehr gut wusste,
dass die Long-Glat und Kajan nur auf seine Beteiligung warteten,
um mich zu den Könja zu begleiten, wagte daher nicht, die Verantwortung,
die Reise vereitelt zu haben, auf sich zu nehmen; auch kam
ihm' die Einsetzung einer niederländischen Verwaltung am Mahakam
nicht mehr ganz unwahrscheinlich vor. So versprach er denn endlich,
sehr Og egOe n seinen Wunsch,‘ ein Boot mitsenden zu wollen! dass er selbst
an der Reise nicht würde teilnehmen können, konnte für mich nur
vorteilhaft sein. Während dieser Unterhandlung hatte ich Bo I b a u . und
K w in g I r a n g , die sich beide dem unnatürlich gezierten B a n g durchaus
nicht gewachsen fühlten, nicht ins Gespräch gezogen und doch
hatten sie, besonders K w in g , wie auf glühenden Kohlen gesessen. Er zog
sich mit seinen Kajän, noch während ich mit Bo I b a u die Massregeln
besprach, die er unter seinen Long-Glat treffen sollte, aus der unheimlichen
Nähe seines Nebenbuhlers B a n g J o k zurück und begab sich
ins Haus der Ma-Tuwan, wo man ihm einige Räume zur Verfügung
gestellt hatte. Seit langen Jahren war K w in g jetzt zum ersten Mal
darauf eingegangen, in Long-Döho selbst zü übernachten; allerdings
hatte er früher stets seine Kampfhähne bei sich gehabt, die ihre guten
Schutzgeister vielleichf an die Hähne der Long-Glat hätten verlieren
können.
Am Morgen vor der Versammlung hatte ich die Kajan und Long-
Glat, die D em m e n i und unser Gepäck von Long Töpai herunter ¿gebracht
hatten, aus Mangel an Silbergeld mit Gold bezahlt. Anfangs
verursachte das Schwierigkeiten, aber einige Malaien zeigten sich schliesslich
bereit, für das Gold Waren zu liefern. Eine Betrügerei vermutend
machte ich die Kajan ausdrücklich darauf aufmerksam, dass jedes Goldstück
4 Reichstaler wert sei, unter den Malaien, die aus dem Gold
Schmucksachen herstellten, eigentlich noch mehr. Trotzdem erhielten
die meisten an Tabak, Kattun, Salz etc. für ein Zehnguldenstück nur
7—8 fl.
Bo I b a u fuhr mit den Long-Glat und einigen Kajan noch am gleichen
Abend den Mahakam aufwärts, um ihre Landsleute bei den Vorbereitungen
für die grosse Reise zur Eile anzuspornen. Ich selbst erhöhte
ihren Eifer, indem ich den Häuptlingen nach Überlegung mit
K w in g erklärte, mit meinem Geleite an den Boh vorausreisen, dort
ein Lager aufschlagen und auf den Nachschub warten zu wollen.
Noch ein anderer Umstand zwang die Häuptlinge, Long Döho bald
zu herlassen, nämlich das nahende Ende Bo A d jä n g L e d jü s . Es war
mir zwar gelungen, den alten Mann vom Fieber zu befreien, aber
Schlaf und Appetit wollten nicht zurückkehren, und besonders die
letzten Tage hatte der Kranke sich kaum von der Matratzp erheben
können. Mit der Verschlimmerung seines Zustandes war auch das Interesse
der Seinen für ihn gestiegen und der Zulauf an Besuchern so
gross geworden, dass die Familie einen Einsturz des Hauses zu fürchten
anfing. Zu dieser Befürchtung war in der Tat aller Grund vorhanden,
denn die Häuser in Long Deho waren, wie schon gesagt, viel schlechter
gebaut als die oberhalb der Wasserfälle und Reparaturen wurden nicht
vorgenoriimen. Die Angehörigen des Kranken baten K w in g I r a n g , mit
seinen Kajan aus dem Walde hinter dem Dorfe einige Balken herbeizuschaffen,
um sie als Stütze unter den Fussboden zu stellen und
schräg gegen die schon vorhandenen zu befestigen.
In der Nacht des 13. April wurde ich plötzlich durch lautes Rufen
und Laufen in Bo A d jä n g s amin geweckt. Der Kranke war ohnmächtig
geworden, trotzdem seine Töchter und Frauen ihn seit Tagen ständig o ' 0 0
anriefen und schüttelten, aus Angst, dass er in Schlaf verfallen und nicht
wieder erwachen möchte. Das Ende des alten Mannes wurde durch eine
derartige Behandlung natürlich nur beschleunigt. In den letzten Tagen
hatte ich immer wieder vergeblich auf Ruhe beim Kranken gedrungen,
nur wagte ich nicht, in Anbetracht, dass er augenscheinlich
doch sterben musste, allzu energisch aufzutreten, da man mir sonst
seinen Tod zugeschrieben hätte. Je iriehr sich sein Zustand verschlimmerte,
desto mehr wurde der Unglückliche durch Schreien und Schütteln
am Schlafen verhindert. Helfen konnte ich nicht, so zog ich mich
denn, als die Familie die Absicht äusserte, im letzten Augenblick noch