Ruhe. Andere Folgen blieben bei uns allen aus. Die Ursache der
Vergiftung war uns anfangs unerklärlich; da ich in der Regel mehr
Fleisch, die anderen mehr Reis genossen, brachte uns dies auf den
Argusfasan, der vielleicht mit Arsenik, das wir beim Präparieren der
Vogelbälge so viel gebrauchten, in Berührung gekommen war. Eine
böse Absicht seitens unserer Kajan erschien mir völlig ausgeschlossen,
denn die Leute waren durch meine Krankheit sehr niederog eschlaogen:
Immer wieder kam einer, um aus der Ferne nachzusehen, wie es stand,
und vertiefte sich dann mit seinen Kameraden in eine Diskussion über
die Ursache meines Leidens. Hierüber waren die Meinunog en ogeteilt: der
eine schrieb es den Geistern des Berges Lilit Bulan zu, die ich durch
mein Steineklopfen erzürnt hätte, die anderen erzählten, es kämen
dann und wann Argusfasanen vor, nach deren Genuss auch sie krank
würden. An die erste Erklärung konnte ich nicht glauben und auch
die zweite kam mir sehr unwahrscheinlich vor, denn von Vögeln mit
vergiftetem Fleisch hatte ich noch nie gehört. So blieb denn die Vorstellung
einer leichten Arsenikvergiftung bestehen, obgleich von B erch- O O O ' o
told sie für unmöglich erklärte.
Er selbst lieferte uns später den Beweis, dass der Genuss eines Argusfasans
in der Tat bisweilen Vergiftungen verursachen kann. Als
er nämlich mit 4 Kajan in unserem Lager zurückgeblieben war, erkrankte
die ganze Gesellschaft schwer nach dem Genuss eines anderen
Exemplars dieses Vogels. Da er mehr nervös von Natur war, traten bei
B erchtold neben lebhaften Schmerzen auch tonische und klonische
Krämpfe auf, die mit heftigen und anhaltenden Erscheinungen in den
Verdauungsorgane gepaart gingen. Dieser Zustand dauerte ganze vier
Tage. Auch die vier Kajan litten so stark, dass keiner von ihnen Hilfe
suchen konnte und alle fünf später sehr abgemagert und geschwächt
aus dem Walde zu uns zurückkehrten.
So glaube ich diese Vergiftung dem Genuss des Argusfasans zuschreiben
zu müssen, der wahrscheinlich selbst durch Früchte vergiftet
worden war.
Bei der Jagd auf kleine Säugetiere und Vögel haben die Eingeborenen
einen besseren Erfolg mit dem Fallenstellen als mit dem Blasrohrschiessen.
Die Fallen werden in den Durchgängen von Hecken
angebracht, welche aus umgehauenen Sträuchern in einer Länge von
mehreren hundert Metern aufgerichtet werden. Die Öffnungen in der
Hecke befinden sich in der Nähe dünner, gebogener Bäumchen, die
als Feder dienen, um die daran befestigte Schlinge in die Höhe zu
ziehen, sobald der Widerstand, der sie gebogen hielt, entfernt wird.
Dieser Widerstand wird durch eine dünne Schnur gebildet, deren eines
Ende am Gipfel eines Stämmchens befestigt ist, deren anderes ein
6 cm langes Hölzchen trägt. Letzteres wird unten auf dem Boden
zwischen' einer 0g ebogoenen, an beiden Enden in der Erde steckenden
Rute und dem Rand eines aus gespaltenem Rotang geflochtenen viereckigen
Rahmens eingeklemmt gehalten. Mit dem einen Rande ruht
dieser Rahmen schräg auf dem Grunde des Durchgangs, mit dem
gegenüberliegenden auf dem anderen Ende des Hölzchens an der Schnur 0 0 . o
des Baumgipfels. Die Federkraft des gebogen gehaltenen Stämmchens
zieht das Hölzchen so stark gegen den Rand des etwa 2 dm3 messenden
Bambusrahmens, dass dieser geneigt gehalten wird. Dadurch,
dass die eigentliche Schlinge mit dem einen Ende mit dem Stammgipfel
verbunden und das andere in Form einer offenen Schlinge auf
dem geneigten Rahmen ausgebreitet ist, wird bewirkt, dass durch einen
Tritt auf den Rahmen dieser auf den Boden klappt, das Hölzchen
losschiesst und der Stammgipfel, der dann nicht mehr nach unten gehalten
wird, beim Hinaufschnellen die Schlinge mit nach oben zieht.
Ein Sachkundiger legt die Schlinge unter einigen Blättern so auf dem
Rahmen aus, dass jeder hier auftretende Fuss von der emporschnellenden
Schlinge gepackt und das Tier gefangen wird. Für hühnerartige
Vögel ist diese Fangmethode besonders zweckmässig, weil man
diese Tiere ihrer Scheuheit wegen in diesem Chaos von totem und
lebendem Holz und Laub nicht beschleichen kann. Auch der kantjil
(Cervulus muntjacj und einige Affen werden mit diesen Fallen gefangen;
grössere Tiere zerreissen die Schlingen, was häufig geschieht.
Derartige Fallen werden auch um die Tanzplätze der Argusfasanen
aufgestellt, die an hochgelegenen Waldstellen oder häufig auch auf
den Gipfeln von Bergrücken, wo sie eine Stelle zum Abhalten ihrer
Wetttänze von Ästen und Blättern säubern, zusammenzukommen pflegen.
Diese sonst so scheuen Vögel gehen an einem solchen Ort leicht
in die Falle. Für diese Schlingen werden die Schnüre aus den Fasern
eines braunen Baumbasts gedreht, weil diese im Busch weniger auffallen
als die gewöhnlichen grauen Schnüre, die aus dem Bast der
Lianen aka klea oder tgngäng verfertigt werden, indem man diesen
in 3—4 dm lange Fasern auseinander zupft und dann zusammendreht.
Wie gesagt, verstehen sich lange nicht alle Bahau gut auf das Fallen