Ein ausgezeichnetes Lockmittel, das von B erchtold .manchen sehr
scheuen Vogel einbrachte, bestand in der Nachahmung seines Rufes.
Hierzu gehörte viel Geduld, Übung und Talent, aber da ~er diese drei
Erfordernisse besass, waren seine Resultate glänzend. Das Nachahmen
der Männchen lockte Weibchen, das der Weibchen Männchen herbei.
Die Tiere kündigten sich meist durch Ausstossen des Lockrufs selbst
aus der Ferne an und Hessen sich oft viel zu dicht vor dem Flintenlauf
nieder, um mit einiger Aussicht auf Erhaltung der Haut geschossen
werden zu können. In diesem Fall bedeutete eine Vergeudung der
Munition auch ein nutzloses Morden, denn eine zerschossene Vogelhaut
ist für die Präparation wertlos. Daher müssen bei verschiedenen
Gelegenheiten auch verschiedene Patronen angewandt werden; ein zu
grobes Schrot oder eine zu schwere Ladung, bei der die Körner zu
dicht beieinander bleiben, verderben die Haut unvermeidlich. Da man
im Urwalde nur in seltenen Fällen auf grossen Abstand schiessen kann,
ist hiör eine Flinte von sehr kleinem Kaliber am geeignetsten; nur
wenn es grosse Nashornvögel oder ähnliche Tiere in 40—50 m hohen,
oft dicht beblätterten Gipfeln zu schiessen gilt, ist ein Kaliber 12 oder
16 mit grobem Schrot vorzuziehen. Hat man in dem grünen Gewirr
hoch über der Erde seine Beute tötlich getroffen, so ist man noch
lan<re nicht sicher, diese auch heimbringen zu können. Behält der Vogel
noch Kraft genug, um durch Ausbreiten seiner Schwingen dem Fall
eine schiefe Richtung zu geben, so dass er in einem Abstand von 20
oder 30 m niedersinkt, so ist er nur mit grösser Mühe wiederzufinden.
Da Sträucher, tote Bäume, grosse Äste und dicke Blätterschichten
das Opfer verbergen und man sich durch allerhand Hindernisse zu
ihm durcharbeiten muss, findet man den Vogel bisweilen erst nach
langem Suchen. Kleine Vögel und kleine Säugetiere, die noch kräftig
genug waren, um sich in den zahllosen Schlupfwinkeln und Höhlungen
im Erdboden verkriechen zu können, werden in der Regel nicht wiedergefunden.
Unter diesen Umständen erfordert die Jagd grosse Geduld,
auch muss man sich auf viele Enttäuschungen gefasst machen.
Findet der Jäger vom kleineren Wild etwa die Hälfte wieder und ist
diese zum Präparieren tauglich, so kann er mit seinem Erfolge zufrieden
sein. Mit dressierten Hunden und geschulten eingeborenen
Knaben könnte man im Urwalde wahrscheinlich bessere Jagdresultate
erzielen, doch fehlte es uns an beiden.
Als Anfang Juli D elahit nach 14 tägiger Abwesenheit noch nicht
zurückkehrte und wir nichts von ihm vernahmen, überdies auch unser
Reis und die anderen Nahrungsmittel einer Ergänzung sehr bedurften,
sandte ich Midan mit einem Boote nach Long Töpai zum Einkäufen
des Erforderlichen und gab ihm L alau mit, damit dieser sich nach
meiner Gesandtschaft umsehen sollte. Letztere traf 2 Tage später mit
sehr günstigen Berichten bei uns ein: die Kajan am Mahakam waren
sehr für unseren Zug und hatten ihr dangei-Fest bereits im vorigen
Monat gefeiert, obgleich die Zeit hierfür wegen einiger Todesfälle ungünstig
gewesen war. K wing Irang hatte'jedoch D e lah it nicht fortziehen
lassen, bevor sie die Vögel befragt hatten, aus Furcht, dass
ich aus Ungeduld die Reise aufgeben könnte. Die Todesfälle hatten
die Kajan bis jetzt am Vorzeichensuchen verhindert, aber jetzt waren
die verschiedenen Häuptlinge reisebereit und K wing I rang sollte bald
eintreffen.
Einige Tage später erschienen auch M idan und L alau mit einer
genügenden Menge Reis, Früchte, Tabak und anderen nützlichen Dingen.
Jedesmal wenn ich ein Boot nach Long Döho schickte, gab ich
auch einige eiserne Koffer mit den eben angelegten Sammlungen von
Fischen und Vögeln mit, damit sie in Ibau A djangs Hause bis zu
meiner Rückkehr aufbewahrt würden.
Als ein Tag nach dem anderen verging und wir noch immer nichts
von der Ankunft unseres Bahau-Geleites hörten, wurde uns das Warten
zu einer wahren Marter. D elahit hatte übrigens die Bestätigung des
Gerüchtes mitgebracht, das ich bereits von T aman U low und seinen
Leuten gehört hatte, nämlich dass der Könjafürst Bui Djalong (T aman
K uling) mit vielen anderen Häuptlingen auf eine Einladung des Radja
hin nach Sörawak gezogen, auf der Rückreise aber von den Batang-
Lupar angefallen worden war, wobei einer der Schutzsoldaten aus
Serawak, welche die Könja begleiteten, das Leben verloren hatte.
Dieser Vorfall überzeugte mich wiederum von der Notwendigkeit unserer
Reise nach Apu Kajan; wahrscheinlich waren die Häuptlinge
auch nach den jüngsten Erlebnissen zum Empfang der Niederländer
besonders geneigt.
Am 10 . Juli sandte ich nochmals L alau und D e lah it mit 5 Mann
nach dem Blu-u, um zu erfahren, wie es dort stehe. Bei B ang Jok
in Long Döho waren die Reiseaussichten inzwischen günstiger geworden,
die Böte lagen sogar zur Abfahrt bereit da.' L edjü A djäng, der