durchbohrte ihn der Häuptling mit seinem Speer. Trotzdem der Malaie
bereits am Mahakam als frecher Betrüger bekannt war, fühlten sich
doch die Kénja, die den Mann halb als ihren Gast betrachteten, für
sein Leben verantwortlich und töteten aus Rache einige Punan. Diese
übten Wiedervergeltung und das Köpfejagen hörte auf beiden Seiten
nicht eher auf, bis auch der letzte Malaie, einen ausgenommen, der
an Krankheit starb, getötet worden war. Die ohnehin ängstlichen
Bahau wurden nun auch noch von dem Gedanken beunruhigt, die
Kénja könnten fürchten, ihrer allzu energischen Handlungsweise wegen
von mir zur Rechenschaft gezogen zu werden.
In den letzten Jahren standen die Kénja übrigens auch mit unserer
Bevölkerung am Mahakam auf gespanntem Fuss, nicht nur weil sie
nach Landessitte von den Produkten der Felder, an denen sie vorüberfuhren,
lebten, sondern weil sie bei dieser Gelegenheit auch Köpfe
jagten. Ein Jahr vor meiner Ankunft am Mahakam hatte noch ein
Häuptling der Kénja Uma-Bom, während er auf der Galerie der Bahau
Uma-Wak einen Schwerttanz aufführte, einem der vornehmsten
Zuschauer plötzlich den Kopf abgeschlagen und mit diesem ungestraft
die Flucht ergriffen.
Durch Vermittelung ihres Oberhäuptlings B ui/D jalon g . hatten die
Könja für diese Tat zwar eine bedeutende Busse bezahlt, doch wurden
sie trotzdem am Mahakam mit sehr begreiflichem Misstrauen be-
grüsst. Die Bahau, die mich auf meinen Fahrten auf dem Mahakam
begleiteten, waren auch stets, besonders an den Wasserfällen beim Boh, ö
sehr auf ihrer Hut. Als wir 1897 beim Hinabfahren auf dem Mahakam
an einer Flussbiegung plötzlich einem Boot begegneten, griffen alle
Männer sogleich zu den Waffen, bis es sich herausstellte, dass wir es
mit befreundeten Ma-Suling und nicht mit Kénja zu tun hatten.
Auch zwischen den Bahau und Kénja am Tawang war die alte
Feindschaft nicht vergessen, wenn die Uma-Timé auch ihre frühere
Niederlage aus Angst vor dem Sultan nicht öffentlich an den Long-
Bila zu rächen wagten. Kleinere Fehden wiederholten sich aber immer
wieder zwischen ihnen. So hatten die Long-Bila B r it A djang, den
jüngsten Sohn des bekannten Uma-Timé Häuptlings Bo A djang H ipui,
ermordet. Der Mann war mit einer Frau der Long-Bila verheiratet
und lebte bei diesem Stamme, Sein Tod hatte auf den Verlauf unserer
Reise zu den Kénja grossen Einfluss, weil er neue Racheakte
veranlasste, welche die Beziehungen zwischen dem Mahakam-
Blutrache. 79
und dem Kajangebiet immer mehr verschlechterten. Ibau A djang, der
Bruder des Ermordeten, sann natürlich auf Blutrache. Da er diese
nicht selbst auszuüben wagte, brachte er einen Häuptling der Kénja
Uma-Bom, T aman D au, der die Uma-Timé am Tawang 1897 besuchte,
dazu, statt seiner den Tod seines Bruders an den Long-Bila
zu rächen. T aman D au zeigte sich hierzu denn auch gleich bereit,
fuhr mit einigen Stammesgenossen den Tawang hinunter und tötete
einen einsam fischenden Mann der Long-Bila. Mit dem erbeuteten
Kopf floh er eiligst den Fluss wieder aufwärts, schlug dann den kürzesten
Landweg zum Mérah ein und erreichte von dort den Mahakam,
den Boh und schliesslich Apu Kajan. Sobald es sich herausgestellt
hatte, dass die Kénja am Tawang die eigentliche Veranlassung
zu dem Morde gegeben hatten, drohte ihnen ein europäischer Ingenieur,
der unter einem Schutzgeleite des Sultans in dieser Gegend Gold suchte,
mit der Rache von Kutei. Ibau A djang beschloss darauf sehr erschreckt,
die erste Gelegenheit wahrzunehmen, um nach der in Borneo üblichen
Weise dem Sultan seine untertänige Gesinnung zu bezeugen. Als bald
darauf eine Gesellschaft Kénja vom Stamme Uma-Djalan von einem
Besuch beim Sultan in Tengaron zurückkehrte und in mehreren Böten
am Dorfe der Uma-Timé vorüberfuhr, überfielen diese eines der Böte,
das von den anderen getrennt war, weil seine Insassen sich mit Fischen
beschäftigten. Die ganze Bemannung wurde ermordet, unter dieser
auch der Enkel des Uma-Tow Häuptlings Bui Djalong. Wahrscheinlich
hatte nicht nur der Wunsch, an Stelle des Sultans an den Kénja
Rache zu üben, sondern auch eine alte Fehde zwischen den Uma-Timé
und Uma-Djalan aus der Zeit, wo sie gemeinsam das Stammland bewohnten,
Ibau A djang zu diesem Morde getrieben. Die übrigen Kénja
waren nach der Ermordung ihrer Reisegefährten über den Mérah zum
Mahakam und Boh geflohen ; sie waren es, die dem Kontrolleur B arth
in Long Bagung begegneten und die ich den o 0 0 0 0 Kiham Halo hinauffahren
gesehen hatte (Teil I pag. 487).
Eine Erzählung über den Ursprung der Feindschaft zwischen »den
Uma-Timé und Uma-Djalan verdient ihrer Eigenartigkeit wegen hier
erwähnt zu werden, doch kann ich für die Wahrheit derselben nicht
einstehen.
Als beide Stämme noch gemeinsam in Apu Kajan wohnten, heiratete
ein Häuptling der Uma-Djalan eine Tochter aus der Fürstenfamilie
der Uma-Timé. Beim Fest gelegentlich der Namengebung des