aus horizontalen, über 20 m mächtigen Schichten, von denen einige
vor, andere zurücksprangen, alle aber mit grünen, grauen und braunen
Moosen und Flechten bedeckt waren und von dem ständig abströmenden
Wasser trieften; höhere Pflanzen waren an diesen Felsen
nicht zu sehen. Der Führer bog links ab und wir folgten ihm, über
bemooste, den Waldgrund bildende Sandsteinblöcke auf und absteigend,
auf einem Pfade, der die mehr oder weniger gut passierbaren
Stellen verband. Ueber eine Stunde weit nach Süden der Felswand
entlang gehend, gelangten wir an einen Kamin in der fast
überall senkrechten Wand und stiegen nun auf einer Schutthalde bis
zum Rande des Plateaus hinauf. Ueber einige Felsvorsprünge gelangten
wir völlig nach oben, wo uns eine neue Welt empfing. Im Vordergründe
glich das völlig ebene Gelände einem Hochmoor, Jim Hintergründe
hingen an Lianen, welche kleine, dünne Bäume verbanden,
Moosmassen und bildeten so 4—6 m hohe, zusammenhängende Wände.
Jeder Ausblick war genommen; die ersten besten Durchgänge mussten
benützt und die Richtung mittelst des Kompasses eingehälten
werden. Vorläufig hatten wir nicht weit zu gehen, denn wir stiessen
sehr bald auf das Gerüst einer Hütte der Kahäjan-Dajak, die zwar
sehr verfallen war, aber bald wieder aufgerichtet werden konnte, Die
beiden Männer machten sich auch sogleich ans Werk. Dem Lande
des Plateaus mich nähernd, hörte ich einige Schüsse fallen; die Nachzügler
wussten augenscheinlich den Weg nicht, daher antwortete ich
mit Revolverschüssen. Bald darauf kletterte denn auch der eine nach
dem anderen längs der Schutthalde herauf. Mit der bekanntem Geschicklichkeit
der Bahau stellten diese die Gerüste für die Hütten auf
und deckten sie mit Segeltuch oder Palm matten, so dass wir noch
vor Einbruch der Dunkelheit für die topographischen und photographischen
Aufnahmen geeignete Standpunkte auszusuchen Zeit fanden.
Am anderen Tage machten sich B i e r und D e m m e n i sogleich an
die Arbeit, worauf dieser nach Long Döho zurückkehrte; unterdessen
suchte ich mit einigen der tüchtigsten Begleiter den westlichsten Gipfel
des Batu Ajo zu erreichen, der uns einen Ausblick nach Westen gestatten
musste. Das Gelände bot viele Schwierigkeiten, und nur indem
wir ständig den Kompass gebrauchten und uns dicht aneinander hielten,
bewegten wir uns mit einiger Sicherheit vorwärts. Anfangs folgten wir
einigen Pfaden der Buschproduktensucher und gingen bisweilen auf
den von diesen gefällten und angezapften Guttapercha-Bäumen, doch
weiterhin mussten wir uns Öffnungen in den Mooswänden suchen oder
selbst machen, dabei zwangen uns die zahllosen umgestürzten Bäume,
die in dieser Höhe nur langsam zu verwesen schienen, über sie hinweg
oder unter ihnen hindurch zu klettern. Die Moosmassen, welche
mit Wasser vollgesogenen Schwämmen glichen, durchnässten mich
in kaum einer halben Stunde. Tierisches Leben machte sich hier viel
weniger als unten im Waide bemerkbar; den ganzen Tag über hörten
wir kaum einen Vogel oder eine Zikade. Auch Rhinozerosse, von denen
wir zahlreiche Spuren beim Aufstieg gesehen hatten, schienen diese
trostlose Gegend zu fliehen; wenigstens bemerkten wir hier nichts von
ihnen. Der Batu Ajo erwies sich bald als kaum einen Kilometer breit,
und da wir zum Murung hin nichts als benachbarte, mit Urwald bedeckte
Rücken sahen, suchte ich weiter nach Norden durchzudringen,
wo das Gelände etwas anstieg. Nachdem wir verschiedene Punkte besucht
hatten, erklommen wir gegen 2 Uhr einen steilen, vorspringenden
Gipfel, zu dem wippjjns über und unter moosbedeckten Wurzeln
stehender und gefallener Bäume einen Weg bahnen mussten.
Von hier aus sahen wir nun zwar über die Wälder unter uns hinweg
ins Murunggebiet, aber da wir immer noch keinen festen Boden
unter den Füssen hatten, sondern ständig mit Moosmassen, die auf
einem Chaos von Bäumen ausgebreitet lagen, kämpfen mussten, war
hier kein fester Punkt zu finden, von dem aus Peilungen in nordwestlicher
Richtung vorgenommen werden konnten.
Mit Hilfe des Kompasses fanden wir uns auf dem am Morgen begangenen
Pfad nur schwer wieder zurück, und O 1 so lanogten wir erst um 6 Uhr
abends, beim tiling duan (Zirpen der Grille) am Lagerplatz an. Auch
in dieser Höhe begann bei Sonnenuntergang- eine bestimmte Grillenart
zu zirpen und hörte nach einer Viertelstunde wieder auf. Die
Töne klangen anders als in den tiefer gelegenen Wäldern; wahrscheinlich
gehörte auch die Grille einer anderen Art an. Unter Hunderten
von Grillenarten, die den ganzen Tag über in den Bergwäldern
Borneos die verschiedensten Laute ertönen lassen, hört man
beim Auf- und Untergang der Sonne eine Viertelstunde lang nur
zwei bestimmte Spezies und zwar so regelmässig, dass die Bahau den
Augenblick vor Sonnenuntergang als „ tiling duän" bezeichnen.
Am Lagerplatz war noch niemand angekommen, worüber ich mich
zu än0gstig0en 0bega nn. Ich feuerte einioge Gewehrschüsse ab, hatte aber
wenig Hoffnung, von B i e r und dessen Begleitern gehört zu werden,