K A P I T E L XIV.
Aufforderung und Vorbereitung zu einem Besuch bei den flussabwärts gelegenen Niederlassungen j—
Ankunft in Long Nawang — Zustände im Dorf ^ 'Freundschaftlicher Verkehr mit den Bewohnern —
Besuch von fremden Häuptlingen — Politische Versammlung — Besuch bei den Uma-Djalän —
Rückkehr nach Tanah Putih — Vorbereitungen zur Heimreise.
Am Abend des Versammlungstages kamen -die angesehensten Männer
von Long Nawang zu mir, um über meinen eventuellen- Besuch
bei ihnen zu reden. Der vornehmste von ihnen war P in g a n . S o r a n g ,
der Sohn P a S o r a n g s , der Bux D ja l o n g in der Würde eines Oberhäuptlings
vorangegangen war. Die Tatsache, dass P in g a n g S o r a n g
seinem Vater nicht gefolgt war, machte bereits eine gewisse Eifersucht
gegen Bui D ja l o n g begreiflich und ich hatte denn auch gehört, das
Verhältnis zwischen den beiden Dörfern der.Uma-Tow in Tanah Putih
und Loncf Nawann sei kein sehr freundschaftliches.o o Dies war auch
der' Grund, weshalb ich Bui D ja l o n g nicht recht traute, als er mich
von einem Besuch weiter unten abhalten wollte.
Bux D ja l o n g hatte sich seinen Stammesgenossen gegenüber wahrscheinlich
nicht öffentlich meiner Reise nach Long Nawang widersetzen
wollen, denn, wie P in g a n S o r a n g erzählte, hatte er mit ihm
verabredet, wieder abwärts zu fahren und dann j’unge Leute mit einer
genügenden Menge von Böten den Fluss hinaufzusenden, um mich
und die Meinen äbzuholen. Von Long Nawang aus wollte er dann die
Häuptlinge der Siedelungen weiter unten am Fluss berufen, um auch
mit diesen die in Tanah Putih bereits besprochenen Angelegenheiten
zu behandeln. Ich versäumte nicht, meine grosse Zufriedenheit mit
diesem Plan zu bezeugen, sowohl wegen des Besuches in Long Nawang
als der Versammlung wegen.
Bei ihrer Heimreise am folgenden Morgen begegnete P in g a n S o r a n g s
Gesellschaft aber ein schlechtes njaho, das sie rfäch Tanah Putih zurückzukehren
zwang, und bald darauf vernahm ich, dass jetzt, wo diejenigen,
die meinen Zug abwärts vorbereiteten, einem ungünstigen Zeichen
begegnet waren, alle Dorfbewohner sich vor meiner Reise fürchteten.
Das Missgeschick mit den Vorzeichen verdross mich umsomehr,
als ich merkte, dass noch ganz andere Faktoren als blosse Besorgtheit
um unsere Sicherheit im Spiel waren; -meine Malaien hatten nämlich
unter anderem erzählt, man finde in Tanah Putih, ich sei den Besuchern
aus fremden Niederlassungen gegenüber zu freigebig gewesen,
und fürchtete, ich würde auf einer Reise flussabwärts zu viel von meinen
Artikeln wegschenken. Als auch Bui D ja l o n g und einige Älteste
mir meldeten, wie sehr die Bevölkerung jetzt gegen meine Reise sei,
sagte ich ihnen, ich betrachtete P in g a n S o r a n g s Vorzeichen nicht als
das meine und wollte mir die Angelegenheit im- übrigen noch überlegen.
Ich nahm mir vor, mich-, ohne die Häuptlinge der einen oder
anderen Partei zu kränken, selbst aus der Verlegenheit zu ziehen;
besonders da es sich um eine politische Versammlung in Long Nawang
handelte, war es doppelt wünschenswert, der anderen grossen Partei
dei Könja zu beweisen, dass es durchaus nicht meine Absicht sei, nur
mit Bur D ja l o n g in nähere Berührung zu kommen und mit ihm allein
Rat zu pflegen. Nach reiflicher Überlegung mit D e m m e n i erschien es
uns. am besten, dass die Leute, die uns von Long Nawang aus abholen
^ kamen, vor ihrer Abreise selbst gründlich die Vorzeichen für
uns einholten, was alle Teile befriedigen und sicher zu unserem Vorteil
ausschlagen musste. Darauf liess ich Bui D ja l o n g , P in g a n S o r a n g
und einige der Vornehmsten von Uma Djalän, die meinen Besuch ebenfalls
wünschten, zu einer nochmaligen Besprechung zu mir bescheiden
und machte den Vorschlag, aufs neue, diesmal in meinem Interesse,
Vorzeichen zu suchen. Ich betonte den fremden Häuptlingen gegenüber,
wie viel mir an einem Besuch bei ihnen liege, und dass ich sie
sicher begleiten würde, wenn sie günstige Vorzeichen fänden; im entgegengesetzten
Falle würde ich jedoch nicht mit ihnen hinunterfahren
können.^ Auf diese Weise unterwarf ich mich völlig ihrer ad'at und
bot gleichzeitig den Bewohnern von Long Nawang die Möglichkeit,
mich abzuholen, falls sie dies wollten, während ich denen aus Tanah
Putih jede Berechtigung, sich beleidigt zu fühlen, nahm. War die
Stimmung der Stämme weiter unten ungünstig, so konnten sie ein
schlechtes Zeichen vorschützen, mir jedoch nicht den Vorwurf machen,
nicht zu ihnen gekommen zu sein. Die Männer aus Long Nawang
bezeugten auch sogleich durch Kopfnicken ihr Einverständnis mit dieser